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Noahs Kuss - - ...Und plötzlich ist alles anders

Titel: Noahs Kuss - - ...Und plötzlich ist alles anders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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einmal hinter mir.
    » Ich habe ihn gebeten zu kommen«, flüstert sie. » Ich dachte mir, ein paar Schwarz-Weißfotos könnten wir gut gebrauchen.«
    » Du mischst dich in mein Privatleben ein!«, beschuldige ich sie.
    Sie zwinkert mir zu. » Natürlich tu ich das. Dafür sind Freunde ja da.«
    Noah scheint mich nicht zu bemerken. Er konzentriert sich ganz auf die knorrigen Äste, die sich emporrecken, um den Mond zu verdecken; dann auf die Engelsstatue, deren Flügel im Blitzlicht gespenstisch weiß aufleuchten.
    » Geh rüber und sag Hallo«, drängt mich Infinite Darlene.
    » Wieso ich, du hast ihn doch gebeten zu kommen«, brumme ich.
    » Ja, aber du bist der Vorsitzende.«
    Ich ramme meine Sohlen in den Boden, um mich Infinite Darlenes Einmischung zu widersetzen, da fragt Amber: » Was willst du denn wirklich?« Und ich denke nach. Am liebsten will ich davonrennen, fort in die Dunkelheit. Aber was ich wirklich will, ist: mit ihm reden.
    Und deshalb gehe ich zu ihm.
    Noah hat sich hingekauert, um ein Foto des Grabsteins zu machen.
    » Hallo«, sage ich.
    Klick. Ein Blitz. Meine Augen brauchen eine Sekunde, bis sie sich angepasst haben. Dann umhüllt uns wieder die Dämmerung.
    » Hallo«, sagt er.
    Es ist zu dunkel, um seinen Gesichtsausdruck erkennen zu können.
    » Ich freu mich, dass du Fotos machst«, fahre ich fort. » Ich finde, das war eine gute Idee.«
    » Hast du Infinite Darlene gesagt, dass sie mich fragen soll?« Eine sachliche Neugierde in seiner Stimme, nicht mehr.
    » Nein. Aber hätte ich tun sollen.«
    » Warum?«
    » Weil du wirklich gute Fotos machst.«
    » Danke«, sagt er, und dann wippen wir beide unschlüssig vor und zurück. Wir rühren uns nicht von der Stelle, aber wir wippen beide gleichzeitig.
    » Ähm, Noah, ich…« Ich hab dich vermisst. Muss ich das wirklich sagen? Kann er das nicht in meinem Gesicht lesen? Ich will gerade dazu ansetzen– da höre ich, wie jemand meinen Namen ruft.
    » Paul! Du musst unbedingt kommen und dir das anschauen, Paul!«
    Es ist Kyle. Er rennt auf mich zu, ohne Noah zu bemerken.
    » Oh, Entschuldigung«, sagt er, als er sieht, dass ich nicht allein bin.
    » Kein Problem«, antwortet Noah.
    Geh nicht, will ich zu ihm sagen. Aber ich kann es nicht sagen, solange Kyle vor mir steht und so glücklich darüber ist, dass er mich gefunden hat.
    Der Augenblick ist vorbei. Noah nickt erst mir und dann Kyle zu, dann geht er weg. Ich rufe ihm noch einmal ein Dankeschön nach, aber er nickt nur.
    » Tut mir leid«, sagt Kyle. » Ich wusste nicht, dass du–«
    » Er hat nur ein paar Fotos vom Friedhof gemacht. Für den Ball. Infinite Darlenes Idee.«
    Wir stehen einen Augenblick da. Kyle sieht mich an.
    » Du hast mir was zeigen wollen?«, frage ich dann.
    » Ja. Komm mit.«
    Er geht mit mir zur Grabkapelle der Witwe. Die hatte ich völlig vergessen.
    Kyle hat im Innern lauter Kerzen angezündet, sodass man beim Näherkommen glaubt, es sei ein Elfenschloss mit prasselndem Kaminfeuer. Von außen ist die Kapelle unscheinbar und schlicht ( » Ich werde sie von außen ja auch nicht sehen«, soll die Witwe vor ihrem Tod gesagt haben), aber innen ist sie in zweiundfünfzig verschiedenen Blautönen gestrichen. Alle ein, zwei Jahre wird der Anstrich erneuert, und es gibt Farben, die sogar aus Zypern importiert werden müssen, nur so kann man sämtliche Schattierungen originalgetreu erhalten.
    Kyle hat den Schlüssel für das Kästchen mit dem Erinnerungsheft der Witwe beim Friedhofswärter besorgt und daraus Zitate in sein Biologieheft abgeschrieben. Ich beuge mich vor, um zu lesen, was er gefunden hat, aber er klappt das Heft schnell zu und steckt es in seine Schultasche. Ich blicke mich um. Die Kerzen, die er aufgestellt hat, sind auch alle blau.
    » Am schönsten wäre es, der Tanz könnte hier stattfinden«, sagt Kyle und nickt zu dem Bildnis der Witwe, das über ihrem Grabstein hängt. Es weicht nur in wenigen Details von dem Porträt ab, mit dem auf dem Ball getanzt wird. » Ich glaube, das hätte ihr gefallen.«
    Neben dem Bild hängt ein Skizzenblatt. Kyle muss versucht haben, die Witwe abzuzeichnen. Ich gehe näher ran, um mir das Bild genauer anzusehen.
    » Tut mir leid, dass ich euch unterbrochen habe«, sagt Kyle von irgendwo hinter mir.
    » Schon gut«, antworte ich, ohne die Augen von seiner Zeichnung zu nehmen. Er hat die Perspektive geändert– die Witwe blickt jetzt leicht nach unten. Das Kerzenlicht lässt ihr Gesicht flackern, die Konturen verschwimmen.

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