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Nobels Testament

Nobels Testament

Titel: Nobels Testament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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Überschriften:
Nobelmord gelöst
(über das Kätzchen),
Nobelmord nur der erste von vielen
(über die Morde in Jurmala),
Todesfall am KI steht in Verbindung mit Nobelmord
(über Johan Isaksson). Da lagen ihre Texte, dicht an dicht mit Berits und Patriks Megastory über die CIA und die Abschiebung von Bandhagen.
    Ich muss Schyman sagen, dass ich geschrieben habe, dachte sie. Ich muss ihm erklären, warum ich so lange die Klappe gehalten habe.
    Im selben Moment klingelte ihr Handy.
    Sie schaute aufs Display:
Anne S.
    Was wollte die denn jetzt?
    »Wo bist du?«, fragte Anne Snapphane außer sich.
    Annika strich sich mit der rechten Hand das Haar aus der Stirn.
    »Wie bitte?«, fragte sie.
    »Der Vortrag! Du hast versprochen, mir heute zu helfen, jetzt sag mir nicht, dass du es vergessen hast!«
    Annika kniff die Augen zusammen und biss sich auf die Innenseite ihrer Wange. Verdammte Scheiße noch mal!
    »Natürlich habe ich das nicht vergessen«, log sie. »Ich hatte einfach nur zu tun.«
    »Was denn
zu tun?
Servietten falten für den nächsten Kaffeeklatsch oder was?«
    »Ich habe heute wieder angefangen zu arbeiten. Ich bin im Büro.«
    »Und dann sind dir plötzlich alle Loser, die keine hundert Millionen in einem Papierkorb gefunden haben, scheißegal?«
    Annika schaute auf die Uhr. Es war erst Viertel nach vier.
    »Ich muss noch mit Schyman sprechen, und dann komme ich so in einer Stunde bei dir vorbei, okay?«
    Anne Snapphane murmelte etwas und legte auf.
    Scheiße, Scheiße, Scheiße.
    Sollte sie Thomas anrufen und Bescheid geben, dass es später würde?
    Sie streckte die Hand nach dem Hörer aus, hielt dann aber inne.
    Spät? Sie wäre doch vor sieben zu Hause, war das wirklich spät? War Thomas in den vergangenen Monaten irgendwann einmal vor sieben nach Hause gekommen? Hatte er auch nur ein einziges Mal angerufen? Die Antwort lautete nein, nein und nochmals nein.
    Sie würde nicht anrufen.
    Sie packte den Computer wieder ein, kippte den Kaffeebecher aus und ging hinüber zu Anders Schymans kleiner Schuhschachtel.
    Er war nicht da.
    Sie seufzte schwer und ließ ihre Tasche auf den Boden rutschen.
    Jetzt musste sie stattdessen mit Spiken sprechen.
    Er starrte angestrengt auf seinen Bildschirm und aß dabei einen Apfel. Annika stellte sich neben ihn.
    »Irgendein Idiot hat hier Artikel über den Nobelmord ins Netz gestellt, er wäre angeblich gelöst«, sagte Spiken, ohne sie anzusehen. »Soll das ein Witz sein?«
    »Ich habe heute wieder angefangen zu arbeiten«, sagte Annika. »Ich dachte, ich sollte hier Artikel schreiben.«
    Jetzt riss er den Blick vom Bildschirm los und sah sie direkt an.
    »Warum hast du das nicht früher getan?«
    »Ich war dazu verdonnert, zu Hause zu sitzen und sechs Monate lang Nägel zu feilen«, sagte Annika und hievte sich ihr Bleigewicht auf die Schulter. »Ich bin mobil zu erreichen, wenn was ist.«
    Der Verkehr war nervenaufreibend. Unendlich langsam rollte sie die Fleminggatan hinunter. Als sie an der alten Kita vorüberkam, rief sie Schyman an. Während es klingelte, sah sie Lennart, Kalles Lieblingslehrer, auf dem Weg zur U-Bahn. Sie winkte, aber er sah sie nicht. Irgendwann ertönte die Sprachmailbox des Chefredakteurs. Sie hinterließ eine lange und ziemlich wirre Nachricht, in der sie ihm mitteilte, dass sie die Geschichte über
The Kitten
aufgeschrieben habe und alle anderen Medien um acht Uhr früh am nächsten Tag Bescheid bekommen würden. Bis sie in einem riesigen Stau an der Kreuzung von Birger Jarlsgatan und Runebergsgatan endgültig zum Stehen kam, schaffte sie es, noch zweimal bei ihm anzurufen, jedoch ohne Erfolg. Eine halbe Ewigkeit verging, und sie musste sich mit beiden Händen am Steuer festhalten, um nicht einfach loszuhupen.
    Als der Knoten endlich geplatzt war, raste sie durch den Karlavägen, bog nach rechts ab und wurstelte sich durch das Einbahnstraßengewirr von Jomfrugatan und Sibyllegatan. Schließlich fand sie vor der Trefaldighetskirche einen Parkplatz im absoluten Halteverbot.
    Scheiß drauf, dachte sie und zog die Handbremse an.
    Anne Snapphanes Wohnung war ein Stück entfernt, sie überlegte kurz, ob sie die riesige Tasche mitschleppen sollte.
    Es war sicher besser, sonst würde sie am Ende noch geklaut.
    Sie bugsierte sich die Tasche wieder über die Schulter und stöhnte.
    Östermalm ist ein merkwürdiges Viertel, dachte sie, während sie langsam an den massiven Fassaden aus der Jahrhundertwende vorbeiging. Verglichen mit Kungsholmen, Söder

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