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Nobels Testament

Nobels Testament

Titel: Nobels Testament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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Merkwürdiges.«
    »Die Schutzpolizei steht an den Türen, und der Staatsschutz besorgt den Personenschutz«, fasste Schyman zusammen.
    »Genau«, sagte Annika müde. »Die Absperrungen am Stadshuset sind nie besonders aufwendig. Es ist ein viel größerer Aufwand, das Konzerthaus für die Preisverleihung zu sichern, da wird dann der gesamte Hötorget geräumt, und Teile von der Kungsgatan werden abgeriegelt …«
    »Aber die Leibwächter?«, sagte Anders Schyman. »Wo in aller Welt haben die sich denn rumgetrieben?«
    »Der Staatsschutz kommentiert den Personenschutz ja nie«, sagte Annika, »aber es gibt einen Eskortierungsplan, der regelt, wie und in welcher Form Angehörige des Königshauses, der Regierung und Staatsgäste und so weiter befördert und bewacht werden müssen. Es gibt da eine gewisse Anzahl Aufgaben …«
    Anders Schyman hob die Hände, um den Vortrag der Reporterin zu beenden.
    »Ich spreche aber vom kompletten Versagen der Polizei«, sagte er. »Wie konnte das passieren? Ich will, dass der Fokus darauf liegt. Fokus! Die Polizei soll ums Verrecken nicht mit ihrem Gewinsel nach neuen Gesetzesvorgaben durchkommen …«
    »Wollen Sie einen Überblick über die Morgenausgabe?«, fragte Jansson und rutschte unwillig auf seinem Stuhl herum.
    Mit erhitztem Gesicht setzte sich Anders Schyman wieder und gab dem Chef vom Dienst das Zeichen loszulegen.
    »Vom Tatort haben wir so gut wie keine Bilder«, sagte Jansson.
    »Ulf Olsson, Sie wissen schon, der Schönling, der so auf Promiklatsch steht, hatte fünfhundert Bilder von Prinzessin Madeleine, aber kein einziges vom Attentat. Er hat es nicht auf die Reihe gekriegt, Blende und Objektiv richtig einzustellen, und jetzt schiebt er alles auf die schlechte Auflösung der Digitalkamera. Annika hat noch ein paar Schüsse vom Goldenen Saal machen können, als das gesamte Stadshuset schon abgesperrt war, das sind einzigartige Bilder, aber leider mit dem Handy gemacht. Die technische Qualität lässt natürlich einiges zu wünschen übrig. Wir ziehen eins davon auf die Acht und eins auf die Neun, zwei Kriminaltechniker in einer Blutlache, ziemlich stark.«
    »Wie machen wir jetzt weiter?«
    »Wir sind an SVT dran und warten, ob sie noch ungesendetes Material rauslassen. Sie hatten eine Kamera im Goldenen Saal, aber als der Schuss fiel, befand sie sich direkt neben dem Orchester auf der anderen Seite des Saals. Die Frage ist, wie viel man sich davon erhoffen kann und ob sie überhaupt etwas freigeben.«
    »Natürlich tun sie das nicht«, sagte Schyman. »Warum sollten sie auch?«
    »Das hier ist doch eine ziemlich spezielle Angelegenheit«, sagte Jansson.
    Die Wut stieg im Chefredakteur auf wie eine Rauchsäule.
    »Warum eigentlich?«, sagte er. »Was ist denn so besonders an diesem Mord, außer dass er mitten in der Öffentlichkeit passiert ist?«
    »Dreifachmord«, sagte Jansson. »Der zweite Wächter ist auch gestorben, beim dritten ist der Zustand nach wie vor kritisch. Also, ich finde wirklich nicht, dass das ein gewöhnlicher Mord ist.«
    »Die umgekommenen Wächter hatten sicher auch Familie und Kinder«, sagte Annika.
    Der Chefredakteur stand wieder auf.
    »Diese Morde sind also so ungewöhnlich, dass wir neue Gesetze brauchen?«, sagte er. »So speziell, dass wir plötzlich vollkommen neue ethische Regeln brauchen?«
    Annika Bengtzon sah auf die Uhr und schielte zu Jansson hinüber.
    »Was haben wir sonst noch?«, fragte Schyman.
    »Draußen vor dem Stadshuset waren ein paar freie Fotografen, von dort gibt es also mehr Material. Die ganze verdammte Stadt ist abgesperrt, verbissene Bullengesichter und dicke Autos haben wir massenweise. Die Verfolgungsjagd der Polizei kommt auf die Zehn und Elf.«
    Anders Schyman konnte einfach nicht stillhalten, er ging ein paar Schritte und stellte sich dann mit dem Rücken zur Russischen Botschaft ans Fenster.
    »Rechnet man bei der Polizei damit, in nächster Zeit jemanden zu fassen?«
    »Das Boot, mit dem die Frau abgehauen ist, wurde in Gröndal gefunden. Sie glauben, dass sie mit dem Auto Richtung Södertälje verschwunden ist. Außerdem muss sie Helfer gehabt haben, einen, der das Boot fuhr, vermutlich auch noch einen im Stadshuset.«
    Anders Schyman nahm einen Kugelschreiber und trommelte damit gegen seinen Daumennagel.
    »Warum nach Süden?«
    »Die Polizei behauptet, dass sie in höchster Bereitschaft waren und die Straßensperren in kürzester Zeit errichtet waren. Im Norden oder Osten wäre sie in die Falle

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