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Nobels Testament

Nobels Testament

Titel: Nobels Testament Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liza Marklund
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mich deiner Bullerbü-Idylle angepasst …«
    Sie schoss auf ihn zu und schlug ihm mit der flachen Hand ins Gesicht, nicht fest, nur, um ihn zum Schweigen zu bringen.
    »Du verwöhnter, egoistischer Scheißhaufen«, sagte sie und bemerkte verwundert, dass ihre Stimme einigermaßen ruhig war.
    »Ich liebe dich, die Kinder lieben dich, und du hast einen Arbeitsplatz, wo du geschätzt wirst, und ich habe dir soeben ein Haus für sechs Millionen gekauft, du hast Essen auf dem Tisch, und du jammerst nur rum! Du meckerst und jammerst und drückst dich, und jetzt hast du endlich einen Vorwand gefunden, um mich niederzumachen.«
    »Du glaubst wohl, du hast die Weisheit mit Löffeln gefressen«, sagte er, und Annika sah, dass seine Hände zitterten. »Du hältst dich für unglaublich schlau, du und deine Zeitungsfreunde.«
    Annika betrachtete ihren Mann, seine unkontrollierte Wut. Brennende Verachtung überkam sie.
    »Das hast du dir ja prima hingedreht«, sagte sie. »Als ob die Zeitung etwas mit deiner Untreue zu tun hätte.«
    Er war so erzürnt, dass es ihm schwerfiel zu sprechen.
    »Ihr seid so unglaublich selbstgefällig«, brachte er hervor. »Berit zum Beispiel, die hat heute wieder einen Haufen Mist geschrieben über Dinge, von denen sie keine Ahnung hat. Du bist genauso …«
    »Was für ein dummes Gelaber!«, erwiderte Annika.
    »… glaubt sie wirklich die ganzen Lügen über diesen jordanischen Terroristen? Glaubt sie allen Ernstes selbst, was sie da schreibt?«
    Er fühlt sich wirklich benachteiligt, dachte Annika und spürte, wie ihre Wut der Verblüffung wich. Er meint tatsächlich, dass er das Opfer dieser Geschichte ist.
    »Es ist unbeschreiblich«, sagte sie. »Du bist derjenige, der fremdgegangen ist, und trotzdem bist du ja so arm dran.«
    Thomas hob verzweifelt die Arme, wandte sich wieder ab und raufte sich die Haare. Dann fuhr er herum.
    »Du bist ja unfehlbar!«, schrie er. »Du hast mich monatelang angelogen und mir was vorgeheuchelt. Und so ist es mit allem, was du tust. Du entscheidest, wie die Welt zu sein hat, und jeder, der anderer Meinung ist, ist ein Idiot.«
    Entschlossen verschränkte Annika die Arme vor der Brust. Die Geste gipfelte in einem verächtlichen Seufzen.
    »Du bist wirklich ein total blasierter, kleiner Hanswurst geworden«, sagte sie und lehnte sich gegen den Bartisch.
    Thomas machte einen Schritt auf sie zu und hob die Hand.
    Sie konzentrierte sich, um nicht zu blinzeln.
    »Schön«, sagte sie. »Das ist das Einzige, was noch fehlt.«
    »Die dänische Königsfamilie«, sagte er. »Das Kronprinzenpaar und ihr Baby. Er hätte sie und sich selbst bei einem amerikanischen Flottenbesuch im Februar in die Luft sprengen sollen.«
    »Wage es nur, mich zu schlagen«, sagte sie.
    Er ließ den Arm sinken.
    »Er hat Kinder getötet, Annika. Er ist in Pakistan und Afghanistan ausgebildet worden. Offiziell hat er seinen Eltern auf einer Farm in Jordanien geholfen, aber in Wirklichkeit war er in der Nähe des Kyberpasses in Afghanistan und hat sein Wissen über Sprengtechnik vertieft. Es gibt Beweise, Annika. Es gibt Dinge, über die du nichts weißt. Es gibt so unsagbar viel, wovon du keine Ahnung hast.«
    »Hui, wie wichtig du bist«, sagte sie. »Soll ich beeindruckt sein?«
    Es sah aus, als würde er anfangen zu weinen.
    »Du hast mir nie eine Chance gegeben«, sagte er. »Warum hast du nichts gesagt?«
    Annika schluckte, strich sich über die Stirn. Um sie herum drehte sich alles.
    »Woher weißt du es?«, fragte sie kraftlos. »Hat sie dich angerufen?«
    »Natürlich hat sie das getan. Sie will, dass wir uns wiedersehen.«
    Annika lachte so grell auf, dass es ihr selbst in den Ohren klang.
    »Gott, wie pathetisch.«
    »Ich gehe jetzt zu ihr«, sagte Thomas.
    Annika schwieg so plötzlich, dass alle Geräusche erstarben. Sie starrte ihn an, seinen Hemdkragen, den sie gebügelt hatte, seinen Bartschatten, seine breiten Schultern und sein zerzaustes Haar.
    »Wenn du gehst«, brachte sie heraus, »wenn du jetzt gehst, dann brauchst du nie wiederzukommen.«
    Er starrte sie aus seinen neuen, befremdlich schmalen Augen an; diesen roten, unheimlichen, toten Augen.
    »In Ordnung«, flüsterte er und drehte sich um.
    Und sie sah ihn über das Parkett gehen, seine Aktentasche nehmen, die Haustür öffnen und ins Grau hinausblicken. Er passierte die Schwelle, und die Tür fiel hinter ihm zu, ohne dass er sich noch ein einziges Mal umgesehen hätte.
    Sie stellte das Essen auf den Tisch. Sie holte

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