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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Leiden hat. Vielleicht könnte er meinem Herrn helfen.«
    »Oh, tut mir leid, Hoheit«, hatte die Frau entsetzt ausgerufen, »aber daß er oder Sie einen Gai-Jin konsultieren, ist unmöglich! Bitte, haben Sie Geduld! Cheng-sin, der hervorragende Wahrsager, hat uns gesagt, mit Geduld würde bestimmt alles…«
    »Es könnte heimlich gemacht werden, Sie Idiotin! Geduld? Ich habe monatelang gewartet!« hatte sie erregt gekreischt. »Monatelang Geduld, und trotzdem hat mein Herr auch nicht die leiseste Hoffnung auf einen Erben!« Und ehe sie sich zu beherrschen vermochte, hatte sie der Frau eine Ohrfeige versetzt. »Zehn Monate Geduld und schlechte Ratschläge sind zuviel, du dämliche Person, verschwinde! Geh! Verschwinde endlich aus meinen Augen!«
    Den ganzen Tag hatte sie diesen Abend geplant. Hatte spezielle, mit Ginseng versetzte Speisen zubereiten lassen, die ihm schmeckten. Speziellen, mit Ginseng und pulverisiertem Rhinozeroshorn versetzten Saké. Spezielle, stark aphrodisierende Parfüms. Spezielle Gebete an Buddha. Spezielle Bitten an Amaterasu, die Sonnengöttin, Großmutter des Gottes Niniji – der vom Himmel herabstieg, um über Nippon zu herrschen, und Urgroßvater des ersten sterblichen Kaisers Jimmu-Tenno war, des Kaisers, der vor fünfundzwanzig Jahrhunderten ihre kaiserliche Dynastie begründete.
    Doch alles war umsonst gewesen.
    Inzwischen war es tiefe Nacht. Weinend lag sie auf ihren Futons, während ihr Ehemann schlafend neben ihr auf den seinen ruhte, nicht etwa in zufriedenem Schlaf, sondern dann und wann hustend und mit unaufhörlich zuckenden Gliedern. Im Schlaf war sein Gesicht ihr nicht einmal unsympathisch. Armer, dummer Junge, dachte sie verzweifelt, ist es dein Karma, wie so viele deiner Linie ohne Erben zu sterben? Oh ko oh ko oh ko! Warum habe ich mich aus den Armen meines geliebten Prinzen zu dieser Katastrophe überreden lassen?
    Vier Jahre zuvor, im Alter von zwölf Jahren, war sie zu ihrer großen Freude mit Prinz Sugawara, ihrem Spielkameraden aus der Kinderzeit, verlobt worden – mit dem freudigen Einverständnis ihrer Mutter, der letzten und bevorzugten Konsortin ihres Vaters, des Kaisers Ninko, der im selben Jahr starb, in dem sie geboren wurde, und mit der ebenso erfreuten und notwendigen Zustimmung des Kaisers Komei, ihres weit älteren Stiefbruders, der ihm auf den Thron gefolgt war.
    Das war das Jahr, in dem die Bakufu offiziell den Vertrag unterzeichneten, der Yokohama und Nagasaki gegen den Wunsch des Kaisers Komei, die Mehrheit des Hofes und den offen ausgesprochenen Rat der meisten Daimyos den Fremden öffnete. Das war das Jahr, in dem sonno-joi zum Schlachtruf wurde. Und das war das Jahr, in dem der damalige taikō Ii dem Fürstlichen Berater vorschlug, Prinzessin Yazu mit dem Shōgun Nobusada zu verheiraten.
    »Tut mir leid«, hatte der Berater erwidert. »Das ist unmöglich.«
    »Es ist durchaus möglich, und es ist außerdem dringend erforderlich, das Shōgunat mit der kaiserlichen Dynastie zu verbinden, um damit dem ganzen Land Frieden und Ruhe zu bringen«, hatte ihm Ii entgegnet. »Es gibt zahlreiche historische Präzedenzfälle, in denen sich Toranagas bereit erklärt haben, kaiserliche Familienmitglieder zu ehelichen.«
    »Es tut mir leid.« Der Berater war schwächlich, kostbar gekleidet und frisiert, seine Zähne waren geschwärzt. »Wie Sie sehr wohl wissen, ist Ihre Kaiserliche Hoheit verlobt und wird sich, sobald sie die Pubertät erreicht hat, sogleich vermählen. Und wie Sie ebensogut wissen, ist Shōgun Nobusada ebenfalls verlobt – mit der Tochter eines Edlen aus Kyōto.«
    »Es tut mir leid, aber Verlöbnisse hochgestellter Personen sind eine Frage der Staatspolitik und unterstehen von jeher der Kontrolle des Shōgunats«, antwortete Ii. Er war ein kleiner, doch würdevoller und unbeugsamer Mann. »Shōgun Nobusadas Verlöbnis ist auf seinen eigenen Wunsch gelöst worden.«
    »Oh, tut mir leid, wie traurig! Ich hörte, es war eine gute Verbindung.«
    »Shōgun Nobusada und Prinzessin Yazu sind im selben Alter, zwölf. Bitte, informieren Sie den Kaiser, der taikō möchte ihm mitteilen, daß der Shōgun sich geehrt fühlen wird, sie als Gemahlin zu akzeptieren. Sobald sie vierzehn oder fünfzehn ist, können die beiden heiraten.«
    »Ich werde mit dem Kaiser sprechen, muß Ihnen aber leider sagen, daß Ihre Bitte unmöglich zu erfüllen ist.«
    »Ich hoffe zuversichtlich, daß der Sohn des Himmels sich bei einer so wichtigen Entscheidung vom Himmel

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