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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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dem Weg nach Kyōto in einen Hinterhalt zu locken und zu vernichten; und nun festigt sich unser Griff auf die Zitadelle der Gai-Jin, Yokohama…
    Als plötzlich laute Rufe ertönten, konzentrierte sich die Aufmerksamkeit aller Personen im Vorhof auf das verriegelte und schwer bewachte Tor. Hiragas Magen verkrampfte sich. Ein Samurai-Offizier an der Spitze einer Patrouille unter dem Bakufu-Banner und den persönlichen Insignien Toranaga Yoshis begehrte unüberhörbar Einlaß, während ihm die Rotrock-Soldaten nicht weniger lautstark befahlen zu verschwinden. Unmittelbar hinter dem Samurai-Offizier stand Joun, sein Shishi-Kamerad – gefesselt, zerschlagen und gedemütigt.
    Ein Hornist blies Alarm. Alle Truppen innerhalb der Mauern eilten auf ihre Kampfstationen, manche mit halb zugeknöpften Uniformen und ohne Mütze, jedoch alle mit Gewehren, Magazinen und Bajonetten bewaffnet, die Gärtner lagen mit der Stirn am Boden auf den Knien, während Hiraga, völlig überrascht, einen Augenblick stehenblieb, um dann sogleich ihrem Beispiel zu folgen. Auf dem Platz draußen begannen sich bedrohliche Mengen von Kriegern zu versammeln.
    Unsicher erhob sich Tyrer. »Was zum Teufel geht da vor?«
    Mit bemühter Gelassenheit antwortete Pallidar: »Ich glaube, wir sollten uns das ansehen.« Gemächlich erhob er sich und sah, wie der diensthabende Captain der Gesandtschaftswache an der Tür nervös seine Pistolentasche öffnete. »Morgen. Ich bin Captain Pallidar.«
    »Captain McGregor. Ich bin froh, daß Sie hier sind, sogar sehr froh.«
    »Wollen wir?«
    »Ja.«
    »Wieviel Mann haben Sie hier?«
    »Fünfzig.«
    »Gut. Mehr als genug. Phillip, kein Grund zur Sorge.« Das sagte Pallidar, nach außen hin gelassen, um ihn zu beruhigen, das Adrenalin kreiste jedoch recht heftig in seinen Adern.
    »Ja, ja, sehr gut.« Bemüht, ruhig zu wirken, setzte Tyrer den Zylinder auf, strich sich den Gehrock glatt und schritt, während sich alle Blicke auf ihn richteten, die Treppe hinab. Fünf Meter vom Tor entfernt blieb er stehen; die beiden Offiziere waren unmittelbar hinter ihm. In die Stille hinein sagte er stockend: »Ohayo, watashi wa Taira-sama. Dozo, nan desu ka?« Guten Morgen, ich bin Mr. Tyrer, was wünschen Sie bitte?
    Uraga, der Offizier, jener große, bärenhafte Mann, der beim Shishi-Überfall auf Anjo vor dem Burgtor dabei gewesen war, funkelte ihn an; dann verneigte er sich und richtete sich nicht wieder auf. Tyrer verneigte sich ebenfalls, aber – auf André Poncins Rat hin – nicht ganz so tief, und sagte abermals: »Guten Morgen, was wünschen Sie bitte?«
    Der Offizier, dem die nicht sehr respektvolle Verbeugung nicht entgangen war, brach in einen Schwall von Japanisch aus, mit dem Tyrer restlos überfordert war. Seine Verzweiflung wuchs. Genau wie die Hiragas, denn der Offizier ersuchte um Erlaubnis, die Gesandtschaft mitsamt dem umliegenden Gelände sofort zu durchsuchen und alle Japaner, die sich dort aufhielten, zu vernehmen, weil sich vermutlich Shishi-Mörder und Revolutionäre unter ihnen befanden. »Wie der da«, endete er wütend und zeigte auf Joun.
    Tyrer suchte nach Worten. »Wakarimasen. Dozo, hanashi wo sum noroku.« Ich verstehe Sie nicht, bitte sprechen Sie langsam.
    »Wakarimasen ka?« Sie verstehen nicht? fragte Uraga ungeduldig. Dann hob er die Stimme, denn er war, wie die meisten Menschen, die mit einem Fremden sprechen, der Meinung, daß Lautstärke seine Worte deutlicher und verständlicher mache, bewirkte aber nur damit, daß seine gutturale Sprache noch drohender klang. »Es wird nicht lange dauern, und bitte glauben Sie mir, daß es zu Ihrem eigenen Schutz dient«, schloß er.
    »Tut mir leid, nicht verstehen. Bitte, sprechen Englisch oder Holländisch?«
    »Nein, natürlich nicht. Das sollte Ihnen doch wohl klar sein. Ich möchte nur kurz zu Ihnen hinein. Bitte, öffnen Sie das Tor. Es ist zu Ihrem eigenen Schutz. Sehen Sie? Hier, Ihr Tor! Hier, ich zeige es Ihnen!« Er trat vor, packte eine Gitterstange und rüttelte heftig daran; alle wurden unruhig, viele Gewehre wurden entsichert, und Pallidar befahl energisch: »Gewehre sichern! Kein Schuß ohne meinen Befehl!«
    »Ich weiß nicht, was zum Teufel der eigentlich will«, gestand Tyrer, dem kalter Schweiß über den Rücken lief. »Nur eins ist mehr oder weniger klar: Er will, daß wir ihm das Tor öffnen.«
    »Nun, das werden wir nicht tun, nicht für diesen bewaffneten Sauhaufen! Sagen Sie ihm, er soll verschwinden, dies ist britisches

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