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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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sich eine Gelegenheit zum Überfall auf die Gesandtschaft bot.
    Am selben Morgen verdoppelten die Bakufu mit unheimlicher, beispielloser Geschwindigkeit die Straßensperren auf der Tokaidō und dehnten ihre Kontrollen auf alle vier Hauptstraßen sowie sämtliche Straßen, Wege und sogar Pfade aus, die aus Edo hinausführten. Diese Maßnahmen, ergänzt durch die verstärkte Überwachung, bewirkten, daß sie so gut wie eingeschlossen waren.
    Vier Tage zuvor hatte Mama-san Noriko einen Brief aus Kanagawa geschickt, in dem sie schrieb, aufgrund der intensivierten feindlichen Aktivitäten sei dies die erste Gelegenheit für sie, von Ori, Sumomo und dem Gai-Jin-Doktor zu berichten, und schloß:
    Noch immer kein Zeichen von Todo und den anderen beiden Shishi – sie sind alle spurlos verschwunden. Daß sie die erste Sperre passiert haben, wissen wir, mehr aber nicht. Wir fürchten, daß sie verraten wurden und daß ihr verraten werdet. Flieht, wenn ihr könnt. Ori wird mit jedem Tag kräftiger, seine Wunde ist noch immer sauber. Ich habe ihn in der Nähe von Yokohama in Sicherheit gebracht – der letzte Platz, an dem die Bakufu ihn vermuten. Deine Dame weigert sich, ohne Deinen Befehl zu gehen – schicke ihn bitte sofort, ich fürchte, daß mein Haus überwacht wird. Wenn wir angegriffen werden, erkundige Dich bei Raiko im Haus ›Zu den drei Karpfen‹ in Yokohama. Die Nachricht von dem Mord an Utani verbreitet sich, begleitet von Terror, in ganz Nippon. Sonno-joi!
    Er wollte eine Antwort schreiben, aber der Bote hatte zu große Angst. »Hierher zu kommen war ganz furchtbar, Hiraga-san. Die Wachen an den Straßensperren befehlen jedem, sich nackt auszuziehen, Männer, Frauen und sogar Kindern, für den Fall, daß in den Lendentüchern Botschaften verborgen sind. Mir ist es auch so ergangen, Sire.«
    »Und wie bist du entkommen?«
    Der Bote zeigte auf sein Hinterteil. »Ich habe den Brief in eine kleine Metallröhre gesteckt, Hiraga-san. Aber das möchte ich nicht noch einmal riskieren, manche Wachen sind sehr bewandert in den Tricks der Schmuggler. Bitte, vertrauen Sie mir eine mündliche Botschaft an.«
    »Dann richte deiner Herrin meinen Dank aus und sage Sumomo-san, sie soll sich sofort bei Shinsaku melden.« Hiraga benutzte den persönlichen Namen seines Vaters, den nur sie kennen und daher sicher sein konnte, daß der Befehl zur Heimkehr wirklich von ihm kam. Dann bezahlte er den Mann. »Sei vorsichtig.«
    »Karma.«
    Ja, Karma, dachte Hiraga und konzentrierte sich wieder auf die fremde Sprache. Er freute sich, daß Ori noch lebte, und genoß die Ironie, daß ein Gai-Jin Ori gerettet hatte, damit er weitere Gai-Jin umbringen konnte, wie er es mit diesen beiden tun würde. Ich könnte es tun, während sie abziehen, weil dann ein allgemeines Durcheinander herrscht, und wenn nicht beide, dann wenigstens einen, wer das erste Opfer auch sein mag. Eeee, ihr Götter, wenn es euch gibt, wacht über Sumomo und beschützt sie. Gut, daß sie ihren Eltern Widerstand geleistet hat, gut, daß sie zum Haus meiner Eltern in Choshu gereist ist, gut, daß sie nach Kanagawa gegangen ist, und mehr als gut, daß sie es wagt, mich in meinem Kampf zu unterstützen. Um so wichtiger, daß sie heil und gesund nach Hause zurückkehrt. Es ist besser, wenn sie in Choshu ist, weit von jeder Gefahr entfernt…
    Seine Ohren hörten das Wort ›Shimonoseki‹. Der Gai-Jin-Offizier erzählte geschwätzig und wirkte erregt, und obwohl er die meisten Wörter nicht verstand, begriff Hiraga, daß in der Meerenge mit Kanonen auf einige Schiffe geschossen worden war, daß mehrere Seeleute getötet wurden und daß alle Gai-Jin fuchsteufelswild waren, weil die Meerenge für ihre Schiffahrt große Bedeutung besaß.
    Ja, das tut sie, dachte Hiraga mit grimmiger Belustigung, und eben deshalb werdet ihr unsere Meerenge niemals bekommen. Sogar mit den Kanonen, die wir schon haben, können wir sie sperren und für jede Barbarenflotte geschlossen halten – und bald wird unsere, von den Holländern erbaute und geplante Waffenfabrik auch Sechzigpfünder gießen, drei Stück pro Monat, mit Lafetten!
    Das Blatt hat sich endlich zu unseren Gunsten gewendet: Von allen Daimyos gehorcht Herr Ogama von Choshu als einziger dem Wunsch des Kaisers, die Gai-Jin zu attackieren und zu vertreiben; mit seinen Choshu-Truppen hält er zu Recht die Palasttore besetzt; Katsumata sammelt alle Shishi, um den Shōgun, der unglaublicherweise aus seinem Schlupfloch hervorkommen will, auf

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