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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Eigentum!«
    »Dies…« Tyrer zeigte auf den Fahnenmast mit dem Union Jack. »Dies englischer Ort… kein Eintreten. Bitte gehen!«
    »Gehen? Sind Sie wahnsinnig? Ich habe Ihnen eben erklärt, daß es zu Ihrem eigenen Schutz ist. Wir haben diesen Hund hier verhaftet und sind überzeugt, daß sich ein weiterer hier befindet oder in der Nähe versteckt. ÖFFNEN SIE DAS TOR!«
    »Tut mir leid, nicht verstehen…« Während er mit weiteren japanischen Wörtern bombardiert wurde, sah sich Tyrer hilflos um. Dann fiel sein Blick auf Hiraga, der nicht weit entfernt war. »Ukiya, kommen Sie her!« rief er auf japanisch. »Ukiya!«
    Fast hätte Hiragas Herz ausgesetzt. Abermals rief Tyrer nach ihm. In vorgetäuschter Angst lief Hiraga stolpernd, tief gebückt auf ihn zu und neigte, mit dem Rücken zum Tor, den zum größten Teil vom Kulihut verborgenen Kopf vor Tyrers Füßen bis zur Erde.
    »Was Mann sagt?« fragte ihn Tyrer.
    Unter vorgetäuschtem Zittern, alle Sinne rasiermesserscharf, erwiderte Hiraga leise: »Das ist ein böser Mann… Er will hereinkommen, um…«
    »Aha, hereinkommen. Warum?«
    »Er… will suchen.«
    »Nicht verstehe suchen.«
    »Ihr Haus ansehen, überall.«
    »Ja, verstehe. Warum?«
    »Ich sage, suchen…«
    »Du, Gärtner!« rief der Offizier, und Hiraga zuckte zusammen, während Wut in ihm aufstieg. Hier, im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit, vor dem Gai-Jin auf den Knien und in dem Bewußtsein, daß er unter dem Hut einen primitiven Turban trug und daß, wenn dieser abgenommen wurde, darunter der kahlrasierte Schädel und Haarknoten eines Samurai zum Vorschein kommen würde, wurde ihm zum erstenmal im Leben übel vor Angst.
    »Du, Gärtner«, rief der Mann abermals und rüttelte an den Gitterstäben. »Sag diesem Idioten, ich will nur nach Mördern suchen, nach Shishi-Mördern!«
    Verzweifelt behauptete Hiraga leise: »Taira-sama, der Samurai will hereinkommen und alles ansehen. Sagen Sie ihm, daß Sie weggehen und daß er dann hereinkommen kann.«
    »Verstehe nicht. Ukiya geh dahin!« Tyrer zeigte auf das Tor. »Sagen, weggehen, schön weggehen!«
    »Ich kann nicht! Ich kann nicht«, flüsterte Hiraga, der seine Gedanken zu sammeln und seine Übelkeit zu überwinden versuchte.
    »Phillip«, mischte sich Pallidar ein, dessen Uniformrücken inzwischen Schweißflecke aufwies. »Was zum Teufel will der von Ihnen?«
    »Keine Ahnung.«
    Die Spannung wuchs, als der Offizier noch einmal an den Torgittern rüttelte, während seine Männer vorwärtsdrängten, um ihn dabei zu unterstützen. Zum Handeln gezwungen, kam Pallidar näher. Salutierte kühl. Der Japaner verneigte sich ebenso kühl. Dann sagte Pallidar sehr langsam: »Dies ist britisches Eigentum. Ich befehle Ihnen, friedlich abzuziehen oder die Folgen zu tragen.«
    Der Offizier starrte ihn verständnislos an; dann erklärte er ihm abermals, daß er das Tor öffnen solle, und zwar schnell.
    »Verschwinden Sie!« Ohne sich umzudrehen rief Pallidar laut: »Nur Dragoner – fertig zur Salve!«
    Augenblicklich rückten die zehn Dragoner vor und formierten sich unmittelbar vor dem Tor zu zwei Reihen; die erste Reihe kniete nieder, alle zehn Gewehre wurden entsichert, geladen und aufs Ziel gerichtet. In der plötzlich eingetretenen Stille öffnete Pallidar betont langsam seine Pistolentasche. »Verschwinden Sie!«
    Unvermittelt lachte der Offizier laut auf, und die Japaner auf dem Platz nahmen sein Lachen auf. Da draußen befanden sich Hunderte von Samurai, in unmittelbarer Nähe vermutlich Tausende und in Reichweite Zehntausende. Aber keiner von ihnen hatte gesehen, welch ein Blutbad ein paar disziplinierte britische Soldaten mit ihren schnell und einfach abzufeuernden Hinterladern anrichten konnten.
    So schnell das Lachen ausgebrochen war, so schnell erstarb es. Beide Seiten warteten auf den unvermeidlichen ersten Schritt. Hektische Vermutungen schossen durch alle Köpfe: Diesmal geht es bis in den Tod, shi kiraru beki, Gott Allmächtiger, Namu Amida Butsu…
    Hiraga, der verstohlen zu Tyrer aufblickte, sah dessen Hilflosigkeit und fluchte, denn ihm war klar, daß der Offizier im nächsten Moment den Angriff befehlen mußte, um angesichts der schwelenden Feindseligkeit draußen das Gesicht zu wahren. Und bevor Hiraga sich recht besinnen konnte, beschloß sein Überlebensmechanismus, das Spiel zu wagen, und er flüsterte – obwohl er Tyrer gegenüber noch nie den kleinsten Anhaltspunkt dafür gegeben hatte, daß er die Sprache verstand – auf englisch:

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