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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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sein…«
    »Und was passiert dann, André? Wird es schnell gehen?«
    »Lassen Sie mich ausreden! Es… Gewöhnlich wirkt es sofort, sagt sie. Der zweite Trank ist nicht immer notwendig.«
    »Und es gibt nichts, das ich jetzt gleich nehmen kann?«
    »Nein. So etwas gibt es nicht.«
    »Aber diese Medizin – wirkt sie immer?«
    »Ja.« Raikos Antwort auf diese Frage hatte gelautet: »In neun von zehn Fällen. Wenn die Medizin nicht wirkt, gibt es andere Möglichkeiten.«
    »Einen Arzt?«
    »Ja, aber das gefährlich. Medizin wirkt gewöhnlich, aber teuer. Ich muß Medizinmacher bezahlen, bevor er mir gibt. Er muß Kräuter kaufen, verstehen Sie…«
    André konzentrierte sich wieder auf Angélique. »Die Mama-san sagt, sie sei wirksam – aber teuer.«
    »Wirksam? Jedesmal? Und nicht gefährlich?«
    »Jedesmal und nicht gefährlich. Aber teuer. Sie muß den Kräuterarzt im voraus bezahlen, er muß frische Kräuter kaufen.«
    »Ach so«, gab sie obenhin zurück, »dann bezahlen Sie das doch bitte für mich. Demnächst bekommen Sie dann das Dreifache zurück.«
    André verkniff die Lippen. »Ich habe Ihnen schon zwanzig Louis vorgeschossen. Ich bin nicht reich.«
    »Aber was kann so ein bißchen Medizin kosten, André, eine so gewöhnliche Medizin? Die kann doch nicht sehr teuer sein.«
    »Für ein Mädchen, das solche Hilfe sucht, heimliche Hilfe – was kann der Preis da für eine Rolle spielen, hat sie gesagt.«
    »Das ist richtig, mein lieber André.« Mit herzlicher Freundlichkeit schob Angélique dieses Problem beiseite, während ihr Herz sich ihm gegenüber verhärtete, weil er selbstsüchtig war. »In dreißig Tagen kann ich alles mit dem Taschengeld bezahlen, das Malcolm mir versprochen hat, und außerdem bin ich überzeugt, daß Sie es arrangieren können, ein so guter, kluger Mann wie Sie. Vielen Dank, mein lieber Freund. Bitte sagen Sie ihr, daß seit dem Tag, an dem meine Periode fällig war, inzwischen genau acht Tage vergangen sind. Wann bekommen Sie die Medizin?«
    »Ich habe Ihnen bereits gesagt, am Tag vor dem dreißigsten Tag. Wir können sie am Tag zuvor abholen oder durch jemanden abholen lassen.«
    »Und das… das Unwohlsein? Wie lange wird das dauern?«
    André war sehr müde; er fühlte sich unbehaglich und ärgerte sich darüber, daß er sich in so etwas hatte hineinziehen lassen, auch wenn es noch so viele potentielle Vorteile brachte. »Das kommt auf das Mädchen an, hat sie gesagt, auf ihr Alter und ob sie so etwas zuvor schon einmal gemacht hat. Wenn nicht, müßte es einfach sein.«
    »Aber wie viele Tage werde ich krank sein?«
    »Mon Dieu, das hat sie nicht gesagt, und ich habe sie nicht gefragt. Wenn Sie bestimmte Fragen haben, müssen Sie sie mir aufschreiben, und ich werde versuchen, Ihnen die Antworten zu übermitteln. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen wollen…« Er stand auf. Sofort ließ sie Tränen in ihre Augen steigen. »Ach André, ich danke Ihnen. Es tut mir leid, es ist so lieb von Ihnen, mir zu helfen, und es tut mir leid, daß ich Sie verärgert habe«, schluchzte sie und merkte erfreut, daß er dahinschmolz.
    »Nicht weinen, Angélique, ich bin nicht verärgert, es ist nicht Ihre Schuld, es ist… Ich bitte um Verzeihung, dies muß furchtbar für Sie sein, aber machen Sie sich bitte keine Sorgen. Ich werde die Medizin rechtzeitig abholen und Ihnen helfen, wo immer ich kann, schreiben Sie mir Ihre Fragen auf, dann bringe ich Ihnen in den nächsten Tagen die Antworten. Es tut mir leid, es ist… Ich fühle mich in letzter Zeit nicht sehr wohl…«
    Als er gegangen war, stand sie am Fenster, starrte, ohne etwas zu sehen, durch die mit Fliegendreck übersäten Gardinen auf die High Street hinaus und dachte über das nach, was er ihr mitgeteilt hatte.
    Dreißig Tage? Macht nichts. Damit kann ich leben, man wird nichts merken, versuchte sie sich immer wieder zu überzeugen. Zweiundzwanzig Tage sind gar nichts.
    Um sicherzugehen, holte sie ihr Tagebuch heraus, schloß es auf und begann zu rechnen. Dann rechnete sie abermals und kam auf denselben Tag. Der 9. November. Ein Freitag. Namenstag des hl. Theodor. Wer ist das? Ich werde jeden Sonntag Kerzen für ihn anzünden. Unnötig, das Datum zu markieren, dachte sie erschauernd. Trotzdem machte sie ein kleines Kreuz in die Ecke. Was ist mit der Beichte?
    Gott versteht mich. ER versteht alles.
    Ich kann warten – aber was, wenn es nicht klappt, oder wenn André krank wird oder verschwindet, oder wenn die Mama-san mich im Stich

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