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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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nicht unsere Marionette, falls Sie das damit sagen wollten«, widersprach Struan mit Blicken, die ebenso kalt waren wie seine Stimme.
    »Marionette oder nicht«, mischte sich Dimitri ein, »wird er Wee Willie feuern?«
    »Nein«, sagte Struan. »Das muß von London kommen. Ich hatte mir gedacht, wenn William nicht zustimmt, daß wir in Zukunft an allen Verhandlungen teilnehmen, werden wir Stanshope nahelegen, unsere Teilnahme zur offiziellen Politik zu erheben – und das kann er, denn schließlich sind wir es, die die Steuern bezahlen und mit den Chinesen verhandeln – warum also nicht hier? Gemeinsam könnten wir das Ziel erreichen. Norbert?«
    »Dieser Mistkerl wird allem zustimmen, was ihm das Leben leichter macht, und es wird uns einen Dreck helfen.« Sein Gesicht verzerrte sich. »William ist nicht unser einziges Problem. Da ist noch der Admiral. Wir brauchen einen neuen Admiral. Das ist weit wichtiger, als William auszuschalten. Er ist es doch, der die Schweine nicht beschießen will, wie er es sollte. Er ist es, nicht William – das sieht doch wohl der Dümmste.« Norbert kippte seinen Brandy, füllte sein Glas auf und tat, als bemerke er nicht, daß sein Giftpfeil Struan getroffen und McFay geärgert hatte. »Noch einmal, Kompliment für die Sahne, aber der Brandy ist wahrhaftig nichts wert. Darf ich Ihnen ein Fäßchen von unserem Napoleon schicken?«
    Mühsam hielt Struan sein Temperament im Zaum. »Warum nicht? Vielleicht ist er tatsächlich besser. Ist Ihre Lösung ebenfalls besser?«
    »Meine Lösung ist bekannt«, entgegnete Norbert scharf. »Wir verlangen, daß sie uns Canterburys Mörder und die Entschädigung übergeben, und wenn nichts geschieht, werden wir drei Tage später Edo plattlegen. Wie oft muß ich es noch sagen? Aber die Idioten, mit denen wir’s hier zu tun haben, wollen keine ganz normalen Vergeltungsmaßnahmen ergreifen, obwohl das die einzigen Maßnahmen sind, die diese Eingeborenen – oder, was das betrifft, alle Feinde – kapieren. Und bis die Navy entsprechend handelt, ist jeder einzige von uns hier in Gefahr. Bei Gott!«
    Das Schweigen wurde lastend. McFay ließ sich seine Gedanken nicht anmerken; er fürchtete, daß Struan sich mit diesem weit älteren und erfahreneren Mann anlegen würde, war enttäuscht, daß Norberts Antwort nicht schon von Struan in seine Eröffnungssalve aufgenommen worden war, und verärgert darüber, daß man ihn nicht über den eigentlichen Grund für dieses Treffen aufgeklärt hatte, damit er Gelegenheit hatte, ein paar vorsorgliche Ratschläge zu erteilen. »Das mag sein, wie es will, Norbert, aber stimmen Sie zu, daß Sie, Dimitri und der Tai-Pan die Mehrheit vertreten und Wee Willie aufsuchen sollten, sobald er zurückkommt?«
    »Aufsuchen ist schon recht, aber erreichen werden wir damit nichts.« Angeregt von dieser Konfrontation trank Norbert noch einen Brandy. »Ich weiß genau, was Mr. Brock, ein echter Tai-Pan, und Sir Morgan dazu sagen würden: Tyler Brock würde auf gut angelsächsisch sagen, daß der Admiral der Schmarotzer im Holzhaufen und William ein arroganter kleiner Bastard ist, der sich nie ändern wird, daß er sich Stanshope, der nicht weniger dämlich ist, vorknöpfen und mit der nächsten Post unseren lieben Parlamentsmitgliedern schreiben wird, daß sie den anderen die Hölle heiß machen sollen.« Beim Sprechen steckte er sich eine Zigarre an und sagte durch den Rauch mit Hohn in der Stimme: »Und dann wird er hinzusetzen, daß das Ganze, obwohl unsere Freunde einflußreicher sind und mehr tun werden als Ihre, inzwischen ein Sack voll Furze ist, weil es nämlich fünf bis sechs Monate dauert, und dann würde er sagen: ›Bewegt euren Arsch aus eurem gottverdammten Sessel, ihr seid verantwortlich, bei Gott, ihr müßt das Problem lösen, sonst werde ich persönlich nach Japan kommen und ein paar Köpfe rollen lassen.‹«
    Eine Woge von Zorn stieg in Struan auf, und eine Andeutung latenter Angst machte sich bemerkbar, wie jedesmal, wenn er Tyler Brocks Namen hörte, in den Zeitungen von ihm las oder ihn in den Straßen von Hongkong oder beim Pferderennen sah. »Und wie lautet die Lösung?«
    »Ich habe keine.« Norbert rülpste unhöflich. »Wie Ihr heimlicher Jappo und seine Schürflizenzen, die Sie niemals bekommen werden.«
    Struan und McFay starrten ihn sprachlos an.
    Zwei Wochen zuvor hatte Vargas ihnen aufgeregt zugeflüstert, daß einer ihrer Seidenlieferanten im Auftrag von Lord Ota an ihn herangetreten sei, der den

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