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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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genug, um sich einen Sitz im Parlament zu kaufen, Landedelmann zu werden, Gutsherr mit Herrensitz, verheiratet mit einer jungen Frau, die eine schöne Mitgift in Gestalt guten Surrey-Bodens mitbrachte.
    Die Entscheidung war leicht. Er schob sein Gesicht ganz dicht vor Struans Nase und sah erfreut den Schmerz unter der straff gespannten Haut. »Hören Sie zu, Jung-Malcolm, Sie haben mir beim Lunch Brandy ins Gesicht geschüttet. Zum Supper können Sie mich am Arsch lecken.«
    »Und Sie, mein Herr, sind ein mutterloser Bastard!«
    Der Ältere lachte, ein grausam höhnisches Lachen. »Sie sind ein weitaus größerer mutterloser Bastard, ja, Sie…«
    Babcott trat zwischen die beiden, die neben Struan klein wirkten. »Aufhören, alle beide!« befahl er zornig. »Alle beide! Dies ist ein öffentlicher Platz, und Meinungsverschiedenheiten sollten zwischen Gentlemen privat ausgemacht werden.«
    »Er ist kein verdammter Gentl…«
    »Wie Gentlemen, Malcolm«, wiederholte Babcott lauter. »Wie hätten Sie’s denn gern, Norbert?«
    »Jederzeit, Doc, wie oft muß ich Ihnen das noch sagen? Ein Duell ist nicht ganz mein Geschmack, aber wenn dieser Bastard unbedingt eins will – von mir aus! Heute abend, morgen, je eher, desto besser.«
    »Nicht heute abend, nicht morgen und nicht jederzeit. Duelle verstoßen gegen das Gesetz, aber ich werde um elf in Ihrem Büro erscheinen.« Babcott musterte Struan; ihm war klar, daß dieses Duell niemals verhindert werden konnte, solange sich beide darauf versteiften. Er sah die geweiteten Pupillen, bedauerte ihn und war zugleich wütend auf ihn. Beide, er und Hoag, hatten schon lange die Sucht diagnostiziert, aber nichts, was sie taten oder sagten, hatte Eindruck auf ihn gemacht, und auch seinen Zugang zu der Droge konnten sie nicht verhindern. »Dann sehe ich Sie um zwölf, Malcolm. Bis dahin befehle ich Ihnen beiden als der dienstälteste britische Beamte, der sich im Moment in Yokohama aufhält, einander weder unter vier Augen noch in der Öffentlichkeit anzusprechen oder anzugreifen…«
    Zum Teufel mit dem verdammten Babcott, dachte Struan, immer noch selbstbewußt, denn der Brandy mischte sich vorteilhaft mit dem Opiat. Morgen oder übermorgen werde ich Jamie, nein, werde ich Dimitri zu Norbert schicken – nicht Jamie, dem kann ich nicht mehr vertrauen. Wir werden es bei der Rennbahn machen, und das Noble House wird Norbert eine noble Beerdigung ausrichten – und dem verdammten Brock, falls er je herkommen sollte, bei Gott! Die haben beide wohl vergessen, daß ich der beste Revolverschütze von Eton war und mich mit diesem Schweinehund von Percy Quill duelliert habe, weil er mich als Chinesen bezeichnet hat. Umgebracht hab ich ihn und wurde dafür relegiert, obwohl die Affäre vertuscht und von Papa für ein paar tausend Guineas geregelt wurde. Norbert wird seine wohlverdiente Strafe kriegen!
    Unruhe im Zimmer lenkte ihn ab. Gerade war Seratard mit André Poncin hereingekommen und wurde von den anderen umringt und begrüßt. Durch seinen Nebel hörte er Seratard sagen, die Edo-Sitzung sei sehr schnell beendet worden, nachdem wir den gordischen Knoten durchhauen haben und die französischen Kompromißvorschläge akzeptiert wurden, es also keinen Grund mehr gab, länger zu bleiben…
    Seine Ohren hörten auf zu lauschen, während sein Blick sich auf André konzentrierte. Der nervöse, gutaussehende Franzose mit den scharfen Zügen und der Ladestockhaltung lächelte Angélique zu, die ihm dafür ein glücklicheres Lächeln schenkte, als er es seit Tagen an ihr gesehen hatte. Eifersucht stieg in ihm auf, aber er unterdrückte sie. Nicht ihre Schuld, dachte er müde, und auch nicht Andrés, sie ist es wert, angelächelt zu werden, und ich bin kein guter Gesellschafter und nicht ich selbst, ich habe die Schmerzen und die Hilflosigkeit so unendlich satt! O Gott, aber ich liebe diese Frau und brauche sie zum Leben.
    Er stemmte sich hoch, entschuldigte sich und bedankte sich für die Gastfreundschaft. Seratard war, wie immer, der Charme persönlich. »Aber Sie werden doch bei uns bleiben! Tut mir so leid, mit diesem Brand – wir haben draußen auf See nichts von dem Erdbeben gemerkt, nicht mal eine starke Dünung oder so. Keine Sorge, wir freuen uns, daß Ihre Verlobte uns Gesellschaft leistet, M’sieur, solange ihre Räumlichkeiten repariert werden, und Sie selbst sind uns natürlich auch jederzeit herzlich willkommen.« Er brachte sie zur Tür, während Angélique Struans Arm ergriff und

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