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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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darauf bestand, ihn nach Hause zu begleiten.
    »Es geht mir gut, Angel«, sagte Struan voll Liebe zu ihr.
    »Selbstverständlich, mein Liebster, aber ich tue es gern«, gab sie zurück, nach Andrés Rückkehr von gutem Willen erfüllt. Nur wenige Stunden noch, und ich bin frei!
    Das Abendessen war ein großer Erfolg. Angélique strahlte; Seratard war stolz auf seinen Erfolg in Edo und unterhielt sie mit Erzählungen von seiner Tätigkeit in Algerien, wo er vor diesem Posten mit der Unterdrückung von Aufständen beauftragt gewesen war; Vervene buhlte ständig um ihre Aufmerksamkeit, um heroische Versionen dessen von sich zu geben, was er bisher erreicht hatte; und alle waren angeregt von ihrer Gesellschaft und dem Wein. Dann begann André Poncin mit dreisten Geschichten aus Hongkong, Shanghai und Kowloon, wo die Landbevölkerung von Zeit zu Zeit tatsächlich glaubte, wenn sich der Penis in den Körper zurückzog, sei wieder die Penisseuche über sie gekommen, und die Männer ihn daher, um diese Katastrophe zu vermeiden, mit einem Bindfaden umwickelten, den sie sich fest um den Hals knoteten.
    »Aber André, Sie sind unmöglich! Wie ungezogen von Ihnen!« schalt sie mit flatterndem Fächer, während die Herren lachten und er behauptete, das sei die heilige Wahrheit. Also wurde es allmählich Zeit für sie, sich zu verabschieden. Sie leerte ihr zweites Glas Champagner, das wundervoll zu den vorangegangenen drei Gläsern Château d’Arcins paßte, und war selbst mehr als angeheitert – die Erleichterung, daß André so pünktlich zurückgekommen war, wie er es ihr versprochen hatte, und die Freude, einen ganzen Abend lang Französisch zu sprechen, hatte ihre gewohnte Vorsicht durchlöchert: »Ich werde Sie jetzt Ihren Zigarren und Ihrem Cognac überlassen – und ihren gewagten Histörchen.«
    »Ach bitte, nur noch einen Moment«, bat Seratard, »André wird etwas für uns spielen. Ich schlage…«
    »Nicht heute abend«, fiel ihm André ein wenig zu hastig ins Wort. »Wenn’s Ihnen nichts ausmacht – ich habe noch einige Papiere für morgen vorzubereiten. Tut mir leid.«
    »Das kann warten, Vergnügen geht vor Arbeit«, behauptete Seratard. »Heute abend brauchen wir Musik, um den Abend zu beenden, irgend etwas Romantisches für Angélique.«
    »Lassen Sie ihn doch, Henri«, entgegnete sie mit vom Wein geröteten Wangen, glücklich darüber, daß André anscheinend die versprochene Medizin holen wollte. »Sie haben ihn lange genug von der Arbeit abgehalten, schließlich ist er kein Beamter.«
    »Aber André wird liebend gern für uns spielen.«
    »Aha, André wird also herumkommandiert, ja? Dann muß ich Ihnen, M’sieur le Ministre, befehlen, ihn dies eine Mal zu entschuldigen – und mich auch, es wird Zeit, daß ich ins Bett komme.« Mit ein wenig schwachen Knien erhob sie sich. Die Herren umringten sie und protestierten lautstark. »Aber ich bin morgen auch noch hier, und noch mindestens drei Tage.« Mit einem ganz speziellen Lächeln bot sie André ihre Hand. »Nun dürfen Sie gehen, ich befehle Ihnen, unsere Interessen zu wahren.«
    »Sie können sich darauf verlassen, Angélique.«
    »Ein letztes Glas noch…«
    Sie ließ sich überreden, das Glas mitzunehmen, dann begleiteten sie sie, um sich zu vergewissern, daß die Riegel an den Fenstern und den neuen Läden von Boudoir und Schlafzimmer fest und sicher hielten.
    »Nach Ihrem letzten Aufenthalt hier haben wir beschlossen, sämtliche Fensterläden zu erneuern«, sagte Vervene mit beschwipstem Lächeln, obwohl er ihr das zuvor schon einmal erklärt hatte. »Selbst bei dem Sturm in der letzten Woche hat nichts mehr geklappert.« Alle sahen das hauchdünne grüne Negligé und das Nachthemd, das von der breithüftigen Dienerin, die alles beobachtete und grimmig wartete, auf dem zurückgeschlagenen Bett ausgebreitet worden war. Die heruntergedrehten Öllampen, vereint mit dem allgemeinen Alkoholnebel, machten das Zimmer einladender und das junge Mädchen herausfordernder.
    Wieder wurden zögernd eine gute Nacht und angenehme Träume gewünscht, dann war sie mit Ah Soh allein und die Tür zum Korridor fest verriegelt. Die Dienerin entkleidete sie, bürstete ihr das Haar, hängte ihre Krinoline zu den anderen Roben in den tiefen Kleiderschrank und packte die Wäsche in die Kommode, während Angélique fröhlich vor sich hin summte, weil sie sich hier wohl fühlte und darüber glücklich war, daß weder das Feuer noch das Erdbeben einem von ihnen Schaden zugefügt

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