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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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sie eilig ins Nebenzimmer, wo sie sich sofort in Struans ausgebreitete Arme warf. An der offenen Tür lief eine Gruppe Männer mit gefüllten Wassereimern vorbei. »Sie sollten das Haus verlassen, Sir…«, rief jemand.
    »Wir müssen gehen, Tai-Pan – alles in Ordnung?«
    »Ja.« So schnell er konnte, ging Malcolm zur Tür. Mit seinen beiden Stöcken vermochte er sich allerdings nur langsam zu bewegen – gefährlich langsam, hätte es einen echten Notfall gegeben, und das wußten sie alle drei, Struan am besten. Jetzt hörten sie über sich auf dem Dachboden Getrampel; der Rauchgeruch wurde schlimmer und verstärkte ihre Besorgnis.
    »Jamie, bringen Sie Angélique hinaus. Ich werde nachkommen.«
    »Stützen Sie sich auf mich und…«
    »Verdammt noch mal, tun Sie, was ich Ihnen sage! Dann können Sie meinetwegen wiederkommen.«
    Jamie errötete. Er griff nach ihrem Arm, und sie eilten hinaus, während Männer mit leeren Eimern sie überholten und andere ihnen mit voller Last entgegenkamen.
    Kaum war Struan allein, da hinkte er zu seiner Kommode zurück und wühlte in einer Schublade, bis er das Fläschchen fand, das ihm Ah Tok an diesem Nachmittag von neuem gefüllt hatte. Er trank die Hälfte der bräunlichen Flüssigkeit, verkorkte das Fläschchen, steckte es in die Tasche seines Gehrocks und seufzte erleichtert auf.
    Angélique wurde die Treppe und zur Haustür hinausgezogen. Die frische Luft war angenehm. »Vargas!« rief Jamie »Kümmern Sie sich einen Moment um Miss Angélique!«
    »Gern, Senhor.«
    »Bitte, gestatten Sie, M’sieur«, erbot sich Pierre Vervene, der französische Beamte, großspurig, »ich werde M’selle Angélique in unsere Gesandtschaft begleiten. Dort kann sie in Sicherheit warten.«
    »Danke.« Jamie eilte wieder ins Haus.
    Jetzt konnte sie sehen, daß das Dach brannte – im Augenblick noch nicht sehr stark, aber nicht weit von ihren Suiten entfernt, während die Flammen von Brock’s noch immer gegen die Seite des Struan-Gebäudes schlugen. Gut gedrillte Samurai, die Kimonos hochgeschürzt und gegen den Rauch Masken vor dem Gesicht, hatten Leitern gegen eine Wand gelehnt. Einige kletterten hinauf, während andere mit Zeichen und lauten Rufen den Männern winkten, Eimer zu bringen, die schnell zum obersten Mann weitergereicht wurden, der sie dort einsetzte, wo das Wasser am wirkungsvollsten war. Eine Flammenzunge griff nach ihm, aber er duckte sich, bedeckte sich das Gesicht und hielt stand, um gleich darauf das Feuer weiter zu bekämpfen. Angélique hielt den Atem an, weil ihr plötzlich der Gedanke kam, wie stark und tapfer dieser Mann, wie hilflos dagegen aber Struan geworden war, wie wenig er sie in einer Notsituation beschützen konnte, daß er immer mehr zur Belastung, immer mehr zum Invaliden, daß er täglich unzufriedener und immer weniger fröhlich wurde.
    »Keine Angst, M’selle«, sagte Vervene, mit der Schlafmütze auf dem kahlen Schädel, auf französisch. »Kommen Sie mit, bei uns sind Sie sicher. Erdbeben sind hier ganz normal.« Er nahm ihren Arm und führte sie die Promenade entlang durch die dichtgedrängte Menge der Männer, die das Feuer bekämpften oder neugierig starrten.
    Ori hatte sie sofort gesehen, als sie auf die Straße hinaustrat.
    Er stand am Rand der Menge am Eingang des Gäßchens neben der französischen Gesandtschaft in der Nähe des Nordtors. Seine Arbeitskleidung mit der Mütze unterschied sich kaum von jener der zahlreichen Männer um ihn herum und war eine perfekte Tarnung. Von seinem Standort aus vermochte er den größten Teil der Promenade zu überblicken, die Fassade des Struan-Building und die Straße daneben, die von der Hauptstraße des Dorfes heraufführte.
    Jetzt hörte er auf, sie anzustarren, und sah sich vorsichtig um, ob er Hiraga oder Akimoto entdecken konnte, denn er war sicher, daß sie irgendwo in der Nähe lauerten oder bald lauern würden, während sein Herz noch von seiner panischen Flucht durch Drunk Town bis ins Dorf hinein hämmerte. In dem Moment, als er den Struan-Brand und die offene Strecke der Promenade gesehen hatte, wußte er, daß er erwischt werden würde, wenn er sich dorthin oder zum Strand durchzuschlagen versuchte – denn er hatte keine Zeit, Timee zu holen, damit er seine Rolle als Leibwächter übernahm und ihm den Rücken deckte.
    Nicht, daß ich diesen Hunden je trauen könnte, dachte er, und weil sie so nah war, begann sein Herz noch schwerer zu hämmern.
    Sie war nur zwanzig Meter von ihm

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