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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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und ihre Pläne nicht gestört, sondern vereinfacht hatte.
    Ich werde Frieden zwischen Malcolm und Jamie stiften, die beiden dürfen sich nicht streiten, dachte sie liebevoll, vom Alkohol in friedliche Stimmung versetzt. Gott sei für André gedankt. Ich wüßte gern, wie die Yoshiwara ist und dieses Mädchen. Ich werde ihn bitten, mir von ihr zu erzählen, und dann können wir gemeinsam lachen…
    »Nacht, Missee«, riß Ah Soh sie aus ihren Gedanken. Dann ging die Dienerin schwerfällig zur Boudoir-Couch. Als sie das letzte Mal bei ihr schlief, hatte Ah Soh sie, obwohl die Schlafzimmertür geschlossen war, mit ihrem ohrenbetäubendem Schnarchen gestört.
    »Nein, Ah Soh, nicht schlafen hier! Du gehen, kommen wieder chop chop mit Kaffee-ah, heya?«
    Die Frau zuckte die Achseln. »Nacht, Missee.«
    Angélique verriegelte die Tür hinter ihr und wiegte sich, endlich ganz allein, im warmen Lichtschein träge zu einem gesummten Walzer. Gleich darauf hörte sie die gedämpften Töne des Pianos. Aha, Henri, dachte sie, weil sie seinen Anschlag erkannte. Ein guter Spieler, besser als Vervene, aber nicht mit André zu vergleichen. Chopin. Leise, zart, romantisch.
    Sie wiegte sich im Takt der lieblichen Melodie; dann sah sie sich in dem hohen Spiegel. Einen Moment betrachtete sie ihr Bild, wandte sich hierhin und dorthin; dann hob sie ihre Brüste höher, wie sie und Colette es immer getan hatten, und musterte sich von allen Seiten, um zu sehen, ob sie dadurch begehrenswerter wirkte.
    Ein Schluck Champagner, die Perlen prickelten, Musik und Alkohol beflügelten sie. Ein plötzlicher, erregter Impuls, und sie ließ das Negligé fallen; dann hob sie langsam das Nachthemd höher, kokettierte mit ihrem Spiegelbild, bewunderte ihre Beine, Lenden, Hüften und Brüste und probierte, mit dem hochgerafften Nachthemd verbergend oder enthüllend, immer wieder andere Posen aus…
    Ein weiterer Schluck Champagner. Dann tauchte sie tief den Finger ins Glas und strich sich die Flüssigkeit auf die verhärteten Brustwarzen, wie es, ihrer Lektüre entsprechend, die großen Pariser Kurtisanen tun würden, die den süßen Château d’Yquem mal hier, mal da aufgetragen hatten. Seltsam, daß die beiden berühmtesten Kurtisanen in Paris Engländerinnen sind.
    Sie lachte leise, beschwingt von der Nacht, der Musik und dem Wein. Wenn ich ein oder zwei Söhne geboren habe und, sagen wir, einundzwanzig bin und Malcolm eine Geliebte hat und ich für meinen eigenen Liebhaber bereit bin, werde ich genau dies tun – zu meinem Vergnügen und dem seinen, und davor auch zu Malcolms Vergnügen.
    Noch ein Schluck, noch einer, dann den letzten, genußvoll jeden Tropfen auslecken, und schließlich, immer den Spiegel im Auge, die Zunge im Glas kreisen und damit spielen lassen. Wieder leise lachen, das Glas auf dem Toilettentisch abstellen, wo es unbemerkt auf den Teppich fällt, die Ohren auf Chopin und seine unterschwelligen Leidenschaften eingestellt, den Blick auf den Spiegel gerichtet, der jetzt gewagte, intime Bilder zurückwirft.
    Träge beugte sie sich vor und drehte den Docht herunter, bis die Schatten freundlicher wurden; dann trat sie abermals vor den Spiegel, in dem noch immer, bezaubernd, verlockend, diese andere Frau wartete. Ihre Finger bewegten sich, als hätten sie ein eigenes Leben, wanderten, liebkosten, das Herz schlug heftiger und begann, als die Wonne wuchs, schneller zu flattern. Die Augen jetzt geschlossen, stellte sie sich Malcolm vor, wie er sie, hochgewachsen, stark, sehr stark, herrlich duftend, ins Schlafzimmer führte, auf die Bettdecke legte, sich ebenso nackt wie sie an sie schmiegte und seine Finger wandern, streicheln, liebkosen ließ…
    Ori hatte leise die Tür des Kleiderschranks im anderen Zimmer geöffnet, war lautlos herausgeschlüpft und stand nunmehr im tiefen Schatten an der halboffenen Tür, um sie zu beobachten, während sein Puls ihm in den Ohren hämmerte. Es war nicht schwer für ihn gewesen, sich zwischen den Schachteln, aufgehängten Kleidern und Krinolinen zu verstecken und tiefer in den Schrank zu kriechen, als die Dienerin die Tür öffnete und wieder schloß. Nicht schwer, zu hören, wie die Riegel vorgelegt wurden, und zu beurteilen, wann Angélique ganz allein war.
    Im matten Licht des Schlafzimmers lag sie mit geschlossenen Augen in den Laken; von Zeit zu Zeit überlief sie ein leichter Schauer; ihr Gesicht war im Schatten verborgen, ihr Körper lag halb im Schatten, die Schatten tanzten, als sich die

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