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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Bett. Gemächlich begannen ihre Hände sein Hemd aufzuknöpfen, dann erstarrte sie jedoch. Das Kreuz an seinem Hals funkelte im Licht, ihr Kreuz. Die Tatsache, daß das auf immer Verlorene auf wunderbare Weise wiederkehrte, versetzte sie seltsamerweise in eine freudige, traumhafte Erregung; sie sah, wie ihre ganz leicht zitternden Finger das Kreuz berührten, sah es voll befremdender Genugtuung darüber, daß er es mitgenommen hatte, um es zu tragen, als Teil von ihr, der auf ewig zum Teil von ihm geworden war, wie ein Teil von ihm auf ewig ein Teil von ihr sein würde. Aber sogar das Kreuz vermochte sie nicht abzulenken.
    Sanft streifte sie ihm das Hemd herunter, über den rechten Arm, über das fest umklammerte Messer, diese ständige Bedrohung. Ihr durchdringender Blick wanderte über ihn hin, über die frisch verheilte Schulterwunde, den muskulösen Körper. Und wieder über die Wunde.
    »Tokaidō«, sagte sie leise – nicht als Frage, obwohl er es als solche auffaßte.
    »Hai«, antwortete er leise, beobachtend, wartend, erstickt vor Begehren. »Hai.«
    Wieder glänzte das Kreuz. »Kanagawa?«
    Er nickte mit angehaltenem Atem, wortlos. Sie war froh, daß sie sofort richtig vermutet hatte, und war nun, da er fast nackt vor ihr stand, um so sicherer hinsichtlich des Plans, der sich in ihrem Kopf festgesetzt hatte. Immer seine Augen im Blick streckte sie die Hand aus, berührte seinen Gürtel und spürte ein winziges Erbeben.
    Keine Angst, sagten die Stimmen. Mach weiter…
    Ihre Finger ertasteten das Koppelschloß. Es ging auf. Der Gürtel fiel herab und nahm die Dolchscheide mit. Seine Hose sank zu Boden. Darunter trug er ein Lendentuch. Mit übermenschlicher Anstrengung blieb er regungslos stehen, das Gewicht auf beide leicht gespreizten Beine verteilt, während sein Körper mit seinem Herzschlag pulsierte und ihre Blicke nicht voneinander ließen.
    Weiter, wisperten die Stimmen, hab keine Angst…
    Plötzlich bewirkte das Bild, wie er in jenem Netz gefangen war, das viele Generationen von Frauen der Vergangenheit ihr weben halfen, daß sich ihre Entschlossenheit unerwartet festigte, ihr Wahrnehmungsvermögen verstärkte, sie zum Bestandteil der Nacht machte und dennoch getrennt von ihr, so daß sie sich selbst und ihn beobachtete, während ihre Finger die Schnur lösten und sie ihn unbekleidet sah.
    Noch nie hatte sie einen Mann so gesehen. Bis auf die Wunde war er ohne Makel. Genau wie sie.
    Sekundenlang vermochte er sein Begehren noch zu beherrschen, dann gab sein Wille nach, er warf das Messer aufs Bett und legte sich auf sie, doch sie verschloß sich wie eine Auster und entwand sich ihm, er warf sich ebenfalls herum und griff nach dem Messer, bevor sie es schaffte, aber sie hatte keine Bewegung darauf zu gemacht, sondern lag still da und beobachtete ihn, der auf dem Bett kniete und das Messer gezückt hielt: ein zweiter Phallus, der auf sie gerichtet war.
    In ihrem Wachtraum schüttelte sie den Kopf und sagte zu ihm, er solle das Messer hinlegen, es einfach vergessen, und sich neben sie legen. »Wir haben Zeit«, sagte sie leise, obwohl sie wußte, daß er Worte nicht verstehen konnte, nur Gesten. »Leg dich hierher.« Sie zeigte ihm, wo. »Nein, etwas behutsamer.« Sie zeigte es ihm. »Küß mich… nein, nicht so brutal… sanfter.«
    Sie zeigte ihm alles, was sie wollte, was er wollte, kam ihm entgegen, zog sich zurück, war bald erregt, und dann, als sie sich schließlich vereinigten, implodierte sie, um ihn über den Gipfel und sich und ihn in den Abgrund zu tragen.
    Als ihr Atem ein wenig ruhiger ging und ihre Ohren hören konnten, spielte die Musik noch immer, aber sehr weit entfernt. Keine gefährlichen Geräusche, nur sein Keuchen, dem ihren gleich, Körper schwerelos, perfekt zueinander passend. Zusammengehörend. Das war es, was sie nicht begreifen konnte – wie oder warum er zu ihr zu gehören schien. Oder wie und warum sie so elektrisiert war, von so großer Ekstase erfaßt. Er begann sich von ihr zu lösen.
    Nein, warnten die Stimmen rasch, halt ihn fest, laß nicht zu, daß er sich bewegt, sei vorsichtig, die Gefahr ist noch nicht vorüber, halte dich an den Plan…
    Also umschlang sie ihn fest mit den Armen.
    Sie schliefen etwa eine Stunde, und als sie erwachte, lag er neben ihr, sein Atem ging leicht, sein schlafendes Gesicht war jung und entspannt, eine Hand umklammerte das Messer, die andere berührte das Kreuz, das er so selbstverständlich trug.
    Es war mein erstes Geschenk, hat Maman

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