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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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drückte ab, fehlte aber mit beiden Läufen, weil er noch niemals geschossen hatte, und die Kugeln prallten pfeifend vom Mauerwerk ab in die Nacht.
    Der Wachtposten fehlte weder beim ersten-, noch beim zweiten- oder drittenmal. In ihrem Zimmer kauerte Angélique, beide Hände über den Ohren, freudig erregt und doch verloren, ohne zu wissen, was sie von allem halten und was sie tun sollte, ob sie lachte oder weinte, nur, daß sie gewonnen hatte, daß sie in Sicherheit war und sich gerächt hatte, während die inneren Stimmen immer wieder jubelten: Du hast gewonnen, gut gemacht, du warst wundervoll, wundervoll, du hast den Plan perfekt ausgeführt, du bist in Sicherheit, von nun an und in Ewigkeit!
    »Wirklich?« fragte sie wimmernd.
    O ja, du bist in Sicherheit, er ist tot, einen gewissen Preis muß man natürlich immer bezahlen, aber keine Sorge, du brauchst keine Angst zu haben…
    Welchen Preis? Welchen… Heilige Mutter Gottes, ich hab das Kreuz vergessen, er hat ja immer noch mein Kreuz!
    Und inmitten des wachsenden Lärms draußen und des Hämmerns an ihre Tür begann sie zu zittern. Heftig.

27
    Freitag, 9. November
    Am Nachmittag kehrte die H.M.S. Pearl mit vollen Segeln aus Edo zurück und nahm Kurs auf ihren gewohnten Ankerplatz in Yokohamas belebtem Hafen. Am Mast flatterte Sir Williams Flagge, andere Flaggen verlangten schnellstens einen Kutter, doch der war nicht notwendig, denn seine Barkasse wartete bereits auf Reede und neben ihm, mit einem ungeduldigen Jamie im Heck, der Struan-Dampfkutter. Alle, die am Ufer standen und die Pearl beobachteten, wollten sehen, ob ihr Kapitän sein arrogantes Auftreten zu rechtfertigen vermochte, denn der Wind war frisch, und seine Geschwindigkeit unter Segel machte das Manöver riskant. Die Bugwelle war hoch, das Meer ruhig. In letzter Sekunde drehte sie in den Wind und kam zitternd zum Stehen, mit dem Bugspriet genau über ihrer Boje in Lee. Sofort warfen Matrosen in schmucken Uniformen Seiltrossen über den Poller und machten sie fest, während andere die Segel einholten.
    Gar nicht so schlecht, dachte Jamie voll Stolz; dann rief er laut: »Volldampf voraus, längsseits gehen!« Denn er wollte der erste an der Gangway sein, um Sir William auf Malcolms Befehl abzufangen. »Bißchen dalli, Bones, verdammt noch mal!«
    »Aye, aye, Sir!« Bones, der Bootsmann der Struans, grinste zahnlos, weil er ihm bereits zuvorgekommen war. Als alter Matrose, mit Zopf und Tätowierung, überholte er Sir Williams mit acht Ruderern besetzten Kutter zu deren Kummer, spie gutmütig Tabaksaft, zeigte ihnen den Finger und legte an. Mit einem Satz sprang Jamie auf die Gangway hinüber. Auf dem Hauptdeck lüftete er vor dem Decksoffizier, einem Leutnant zur See, den Zylinder. »Bitte an Bord kommen zu dürfen, Nachricht für Sir William.«
    Der Leutnant salutierte. »Selbstverständlich, Sir.«
    »Was ist denn, Jamie, was zum Teufel ist jetzt wieder los?« rief Sir William von der Brücke herunter. Neben ihm standen Phillip Tyrer und Captain Marlowe.
    »Verzeihung, Sir, die Niederlassung ist ein bißchen in Aufruhr, und Mr. Struan meinte, ich sollte Ihnen die Einzelheiten berichten.«
    »Sie können meine Kajüte benutzen, Sir William«, sagte Marlowe.
    »Danke. Am besten kommen Sie gleich mit, schließlich sind Sie ›der für die Marine-Verteidigung verantwortliche Admiral‹, auch wenn es nur vorübergehend ist.«
    Marlowe lachte. »Den Sold könnte ich wahrhaftig gut gebrauchen, Sir, den Rang lieber nicht, auch nicht vorübergehend.«
    »Könnten wir das nicht alle! Kommen Sie mit, Sie auch, Phillip.« Sie folgten ihm. Bevor Marlowe die Brücke verließ, winkte er dem Ersten Offizier. »Maschinenraum Dampf aufmachen, alle Kanonen klar, gefettet und schußbereit, Schiffskompanie bereit für Kampfstationen.«
    In der kleinen, schlichten Heckkajüte mit Koje, Privattoilette und Kartentisch nahmen sie Platz. »Nun, Jamie?«
    »Erstens, Sir William, gratulieren Ihnen der Tai-Pan und alle Händler zu den erfolgreichen Verhandlungen.«
    »Danke. Was ist das mit dem Aufruhr?«
    »Es hat Ärger gegeben: Heute am frühen Morgen hat ein Jappo versucht, in Angéliques Schlafzimmer in der französischen Gesandtschaft einzudringen; die Wachtposten haben ihn erschossen.«
    »Großer Gott, ist sie verletzt?«
    Zu aller Erleichterung schüttelte Jamie den Kopf. »Nein, Sir. Sie sagt, sie hat gehört, wie er an den Läden herumfingerte, und hat Zeter und Mordio geschrien, und…«
    »Dann war da

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