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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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der Keil, doch als sie hinter der schreienden Menge ankamen, hörten sie den General rufen: »Zum letzten Mal: Ich befehle euch herauszukommen, oder ich werde euch raustreiben…«, übertönt vom lauten Gebrüll der Menge, die eindeutig kurz vor dem Explodieren stand. Der Captain fand, es sei keine Zeit zu verlieren. »Halt! Eine Salve über die Köpfe, Feuer!«
    Die Salve fegte den Lärm und die Wut hinweg und erhielt sofort volle Aufmerksamkeit, sogar von den ebenso überraschten Kavalleristen. Alle fuhren herum oder duckten sich, und inmitten dieser Stille marschierte Sir William, rot vor Zorn, in den Zwischenraum zwischen den beiden Parteien. Ein Stück weiter die Straße entlang standen Lunkchurch und die anderen wie erstarrt. Lunkchurch hielt einen zweiten brennenden Lappen in der Hand und holte schon zum Wurf aus; der erste lag bereits auf der Veranda an der Holzwand und verbreitete seine Flammen. Als sie Sir William und die Marines sahen, waren sie innerhalb von Sekunden in den Nebenstraßen verschwunden und hasteten Hals über Kopf nach Hause.
    Die Blicke der übrigen konzentrierten sich auf Sir William. Energisch rückte er seinen Zylinder zurecht und zog ein Blatt Papier aus der Tasche. Dann begann er mit lauter, rauher Stimme: »Ich verlese Ihnen das Aufruhrgesetz Ihrer Majestät: Wenn diese ungenehmigte Versammlung sich nicht unverzüglich auflöst, kann jedermann, Mann, Frau oder Kind, verhaftet werden und…«
    Die nächsten Worte gingen im allgemeinen Protestgemurmel und -gefluche unter, aber die Menge begann sich aufzulösen.
    Das Aufruhrgesetz von 1775 war vom Parlament nach dem Jakobitenaufstand erlassen worden, der nur durch härteste Maßnahmen hatte aufgehalten und unterdrückt werden können. Das neue Gesetz verlieh allen Richtern und Friedensrichtern das Recht und die Pflicht, jeder Gruppe von mehr als zwölf Personen, die eine Bedrohung des Friedens im Reich darstellte, dieses Gesetz laut zu verlesen, damit die Aufständischen es hören und befolgen konnten. Jeder, der sich nicht innerhalb von fünfundvierzig Minuten entfernte, riskierte augenblickliche Verhaftung, Einkerkerung und, falls schuldig befunden, je nach Laune Ihrer Majestät entweder die Todesstrafe oder lebenslängliche Verbannung.
    Sir William brauchte nicht weiterzulesen. Die Dorfstraße war leer bis auf die Truppen, den General und die Samurai. »Phillip, um die werden Sie sich kümmern. Bitten Sie sie, nach Hause zu gehen.« Einen Augenblick sah er zu, wie Tyrer hinüberging, sich verneigte und die Offiziere seine Verneigung erwiderten. Ein guter Junge, dachte er; dann wandte er sich ab, um den General, der rot im Gesicht war und stark schwitzte, mit eiskaltem Blick zu mustern.
    »Morgen, Thomas.«
    »Morgen, Sir.« Der General salutierte. Schneidig – aber nur wegen der Soldaten ringsum.
    Sir William lüftete nicht den Hut. Idiot, dachte er. »Schöner Tag, wie?« fragte er lässig. »Ich schlage vor, Sie lassen Ihre Männer wegtreten.«
    Der General winkte dem Kavallerie-Offizier, der insgeheim mehr als erfreut war, daß Sir William zu diesem Zeitpunkt eingetroffen war, denn auch er wußte, daß die Japaner keine Schuld traf und daß er seine Männer nicht in die Menge hätte hineinreiten lassen dürfen. Was für ein Haufen undisziplinierten Abschaums, dachte er. »Sergeant!« rief er laut. »Alle Mann in die Kasernen zurück und wegtreten. Los!«
    Die Soldaten begannen Aufstellung zu nehmen. Höchst zufrieden mit sich selbst, verneigte sich Tyrer ein letztes Mal vor dem Samurai-Offizier und sah dann zu, wie sie die Straße entlang zum Nordtor marschierten.
    »Gut gemacht, Phillip, Sie haben sehr gute Arbeit geleistet«, lobte Jamie McFay, der zu ihm getreten war.
    »Ach ja? Eigentlich hab ich gar nichts getan.« Tyrer täuschte Desinteresse vor.
    Jamie McFay knurrte vor sich hin. Er schwitzte, sein Herz hämmerte, er war sicher gewesen, daß irgend jemand plötzlich einen Schuß abgab oder ein Schwert herauszog. »Das war verdammt knapp.« Er sah zu Sir William hinüber, der in ein recht einseitiges Gespräch mit dem General vertieft war, dessen Gesicht sich noch tiefer gerötet hatte. »Wee Willie macht dem Kerl mächtig Dampf«, sagte er leise und lächelte »Alter Idiot!«
    »Er ist…«, Tyrer unterbrach sich und blickte die Straße entlang. Samurai rannten auf einen Laden auf der Ostseite zu, der Feuer gefangen hatte. »Großer Gott, daß ist das Shoya-Haus…« Er setzte sich in Trab; McFay folgte ihm.
    Einige

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