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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Samurai waren auf die Veranda gesprungen und begannen die Flammen niederzutrampeln, während andere zu den großen Wasserfässern mit ihrem Ring von Eimern jagten, die für derartige Notfälle überall in gewissen Abständen aufgestellt waren. Als Tyrer und McFay die Brandstelle erreichten, war das Feuer bereits unter Kontrolle. Ein halbes Dutzend weitere Eimer, und die letzten Flammen zischten und erloschen. Die Außenwand des Ladens existierte nicht mehr. Drinnen sahen sie den Shoya und neben ihm den Ashigari, den Fußsoldaten. Beide traten auf die Veranda heraus. Der Shoya kniete nieder und verneigte sich, der Ashigari verneigte sich. Beide murmelten Dankesworte. Zu McFays Verwunderung war nirgends etwas von Hiraga zu sehen, dem Mann, den er und Tyrer nur als Nakama kannten. Doch ehe einer von ihnen ein Wort sagen konnte, hatte der Samurai-Offizier den Shoya und den Fußsoldaten zu verhören begonnen.
    »Wie ist das Feuer entstanden?«
    »Ein Fremder hat einen Lappen auf die Veranda geworfen, Sire.«
    »Beschissene Hunde, allesamt! Du wirst einen Bericht anfertigen und den Grund für diesen Zwischenfall schildern. Bis morgen, Shoya.«
    »Ja, Sire.«
    Der Offizier, ein pockennarbiger Mann von über Dreißig, spähte in den Laden hinein. »Wo ist der andere Mann?«
    »Sire?«
    »Der andere Mann. Der Japaner, den die Gai-Jin hier hereingejagt haben«, sagte er gereizt. »Los, los!«
    Der grauhaarige Ashigari verneigte sich höflich. »Es tut mir leid, Herr, aber sonst war niemand hier.«
    »Ich habe genau gesehen, daß er hier hereinlief – er trug Schwerter.« Damit wandte er sich an seine Männer. »Wer hat ihn gesehen?« Unsicher erwiderten sie seinen Blick und schüttelten den Kopf. Sein Gesicht rötete sich. »Durchsucht den Laden – auf der Stelle!« Die Suche war gründlich und brachte nur Familie und Dienerschaft des Shoya zum Vorschein, die niederknieten, sich verneigten und auf den Knien liegenblieben. Sie bestritten, irgend jemanden gesehen zu haben. Einen Augenblick schwiegen alle, dann sahen Tyrer und McFay verblüfft, daß der Offizier anscheinend die Geduld verlor und zu toben begann.
    Stoisch standen der Ashigari und die Soldaten still, stocksteif; die Hausbewohner lagen auf den Knien, den Kopf auf dem Boden, und zitterten unter seinen peitschenden Worten. Dann trat er ohne Vorwarnung auf den Ashigari zu und versetzte ihm rechts und links Ohrfeigen. Der Mann blieb so unbewegt, wie es ihm unter dem Hagel der Schläge und Flüche möglich war. Als der Offizier einen Befehl brüllte, war der Shoya augenblicklich auf den Füßen und blieb unbeweglich stehen, während der Rasende ihn ebenso brutal ins Gesicht schlug wie den anderen und die Frauen und Kinder bemüht waren, nicht bei jedem Schlag zusammenzuzucken.
    So plötzlich, wie die Schläge begonnen hatten, so plötzlich endeten sie. Beide Männer verneigten sich tief; ihre Gesichter waren inzwischen stark geschwollen. Wieder kniete der Shoya nieder. Förmlich erwiderte der Offizier die Verneigung; seine Wut schien völlig verraucht zu sein. Seine Männer nahmen Aufstellung; dann führte er sie zum Nordtor, als sei nichts Besonderes geschehen. Tyrer und McFay sahen ihnen sprachlos nach. Kurz darauf, als der korrekte Zeitpunkt gekommen war, erhob sich der Shoya, die Frauen und Kinder gingen ins Haus, und er begann die Reparatur der Wand zu beaufsichtigen. Auf der Straße nahm das normale Leben seinen Fortgang.
    »Was zum Teufel sollte das heißen?« fragte McFay.
    »Keine Ahnung«, antwortete Tyrer. Beide waren von diesem unvermittelten Ausbruch von Brutalität und deren passiver Hinnahme schockiert. »Ich hab nur hier und da ein Wort verstanden. Ich glaube, es hatte mit Nakama zu tun. Offenbar haben sie alle behauptet, er wäre nicht bei ihnen gewesen.«
    »Abgesehen davon – warum lassen die sich das von diesem Schwein gefallen? Der war doch wahnsinnig. Und seht sie euch jetzt an – tun, als sei nichts passiert. Warum nur?«
    »Ich weiß es nicht – vielleicht hat Nakama eine Erklärung.« Tyrer erschauerte. »Eines kann ich Ihnen sagen, ich will verdammt sein, wenn ich mich in deren Gewalt befinden möchte!«
    »Hallo, Angel, wie geht es dir?«
    »Hallo, Liebling. Es… Es geht mir viel besser, danke.« Angélique lächelte schwach, als Struan hereinkam und die Tür schloß. Sie saß in ihrem Schlafzimmer in der Gesandtschaft im Bett; die Spätnachmittagssonne schien angenehm durchs Fenster und warf den Schatten eines Wachsoldaten, der jetzt

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