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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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nicht so zahmer Samurai Nakama.« Jamie warf Phillip einen kurzen Blick zu. »Ein Teil des Mobs hat ihn angegriffen, aber er konnte ausbrechen, hat sich irgendwie Schwerter besorgt und sich gewehrt; einen Betrunkenen hat er niedergemacht, einen Aussie, aber nicht allzu schlimm, den Rest hätte er umgebracht, wären sie nicht sofort geflohen. Einige von ihnen besaßen Schußwaffen; die sind zurückgelaufen und hätten ihm fast das Licht ausgeblasen, also zog er sich in einen Dorfladen zurück; wir glauben, daß ein paar Samurai bei ihm sind. Und etwa ein Dutzend Verrückte haben den Laden umzingelt und wollen ihn lynchen.«
    Sir William keuchte erschrocken auf. »Ein Lynch-Mob? In meinem Zuständigkeitsbereich?«
    »Ja, Sir. Ich habe versucht, sie zum Abziehen zu bewegen, aber sie haben gesagt, ich soll mich verpissen. Nakama hat im Grunde keine Schuld, Sir William, ich habe ihn auf der High Street gesehen, dessen bin ich mir ganz sicher.«
    »Gut«, gab Sir William verkniffen zurück. »Zum Glück haben wir ein Recht für die Reichen und dasselbe Recht für die Armen und dasselbe Recht für jeden, der unter unserem Schutz steht. Wenn er gelyncht wird, werden wir die Lyncher lynchen. Ich habe Drunk Town mit dem ganzen widerlichen Gesindel endgültig satt. Bis wir unsere eigene Abteilung Peeler aus London kriegen, werden wir morgen selbst eine Polizeitruppe aufstellen. Ich bin der Chef. Sie, Jamie, sind vorerst einmal Stellvertretender Polizeichef; gemeinsam mit Norbert.«
    »Ich denke nicht daran, Sir William…«
    »Dann ist es Norbert eben allein«, entgegnete Sir William zuckersüß.
    »Verdammt noch mal, schon gut«, gab Jamie klein bei. Er war alles andere als erfreut, denn er wußte, daß diese Aufgabe höchst undankbar sein würde. »Norbert, eh? Haben Sie von Norbert und dem Tai-Pan gehört?«
    »Was ist mit den beiden?«
    Jamie erzählte ihm von dem Streit und der Forderung. »Die Wetten stehen fünf zu eins, daß sie sich eines frühen Morgens hinausschleichen werden und einer von ihnen tot liegenbleibt.«
    Sir William schickte einen Blick zum Himmel und sagte erschöpft: »Drei kurze Tage bin ich fort, und alles geht den Jordan runter.« Er überlegte einen Moment. »Phillip, Sie werden die beiden gleich morgen früh in mein Büro bestellen.« Dann änderte er seinen Ton, und die beiden anderen Männer zuckten bei dem Gift, das in seiner Stimme lag, zusammen: »Raten Sie allen beiden im voraus, klug und einsichtig zu sein und sich meine freundliche Philippika aufmerksam anzuhören und zu befolgen. Bootsmann! Legen Sie, verdammt noch mal, Tempo vor!«
    »Aye, aye, Sir…«
    »Haben Sie den Aktenkoffer mitgebracht, Phillip?«
    »Ja, Sir.« Tyrer dankte dem Himmel, daß er daran gedacht hatte.
    Durch die Risse der verbarrikadierten Tür im Ladenhaus des Shoya spähte Hiraga zu den brüllenden, wütenden Männern hinaus, die mit Pistolen und Musketen bewaffnet waren. Schweißtropfen rannen ihm übers Gesicht. Er erstickte fast an seinem Zorn und hatte ziemlich große Angst, obwohl er das vor den anderen verbarg. Sein Hemd war von einer leichten Rückenwunde blutbefleckt, den Gehrock hatte er im selben Moment abgeworfen, als er hier hereinstürzte, um sich die Schwerter zu holen. Neben ihm stand angsterfüllt der Shoya, unbewaffnet bis auf eine Harpune, denn außer den Samurai durfte unter Androhung der Todesstrafe niemand in Japan Waffen tragen.
    Mit ihm in der Falle saß ein grauhaariger ashigari, ein Fußsoldat, der Hiraga voll Ehrfurcht und Verwirrung beobachtete: Ehrfurcht vor seiner Schwertkampfkunst und weil er eindeutig ein Shishi war, Verwirrung, weil er Gai-Jin-Kleidung trug, sich die Haare wachsen ließ wie sie und scheinbar bei ihnen in der Niederlassung lebte, dennoch aber das Ziel dieser ungerechtfertigten Angriffe war. Stinkende Gai-Jin, dachte er, als ob ein fehlgeschlagener Einbruchsversuch durch einen baka Ronin so wichtig wäre! Natürlich war dieser Mann nichts weiter als ein simpler Ronin-Dieb und keineswegs hinter dem Mädchen her, denn welcher zivilisierte Mann würde eine von denen wollen? Der Dummkopf war zu Recht für seine Unverschämtheit getötet worden, niemand war verletzt worden, warum also all diese Gewalttätigkeit? Baka Gai-Jin! »Gibt es einen Hinterausgang?« erkundigte er sich.
    Aschgrau im Gesicht, schüttelte der Shoya den Kopf. Dies war das erstemal, daß es größere Unruhen mit so vielen aufgebrachten Gai-Jin gab. Und er war direkt darin verwickelt, denn schließlich

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