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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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neuen rosenroten Kimono. Den Rücken schmückte ein riesiger, mit Goldfäden aufgestickter Reiher. Seit Monaten hatte sie ihn begehrt; nun gehörte er ihr, bezahlt mit einem Teil des Profits aus dem ungeheuer erfolgreichen Verkauf der Perlenohrringe. Sie hatten sich als noch weit wertvoller erwiesen, als sie gedacht hatte.
    Eeee, dachte sie glücklich, die Kami und Götter, die die Mama-sans beschützen, haben mich an dem Tag wahrhaftig beschützt. Ein bedeutender Coup, bis auf den Teil für Furansu-san reiner Profit. Das Geld für die Medizin war kaum erwähnenswert, obwohl sie in ihre offiziellen Geschäftsbücher eine kräftige Debetsumme eingesetzt hatte. Sie lächelte vor sich hin. Die Unkosten waren bedeutungslos, aber das Wissen, welche Pflanze nötig war und wer sie zu welchem korrekten Zeitpunkt wie pflücken durfte und wie der Aufguß gemacht werden mußte – ah, das war wirklich alles wert, was der Markt hergab.
    »Die Gai-Jin-Prinzessin wird ein wundervoller, langfristiger Aktivposten für mich sein«, murmelte sie zufrieden und genoß, was sie in ihrem Ankleidespiegel sah. Er war der einzige moderne Spiegel in der ganzen Yoshiwara, das Geschenk eines Kunden, speziell für sie aus England importiert. Mit leichtem Stirnrunzeln erinnerte sie sich an ihn: Kanterberri, der korpulente Gai-Jin, der von diesen Idioten Ori und Shorin auf der Tokaidō umgebracht worden war. Baka! Er war ein guter Kunde und überaus dankbar für meine Dienste bei der Suche nach der perfekten Geliebten, Akiko, deren Name jetzt Fujiko lautet – äußerst angenehm für uns, daß die Gai-Jin kaum jemals ihre Frauen teilen, am liebsten heimlich kopulieren, und zwar mit einer einzigen Frau, und sie heimlich in unserer Schwimmenden Welt halten, die auf Diskretion und Heimlichkeit aufgebaut ist.
    Taira ahnte nichts davon, Fujiko hatte ein neues Leben und einen neuen Liebhaber. Gut für alle.
    »Herrin? Der Gai-Jin Furansu-san ist eingetroffen.«
    »Gut.« Raiko vergewisserte sich, daß die Medizin in Ordnung war, und stellte sie neben den Tisch. Nachdem André eine festgelegte Zeit lang gewartet hatte, nicht zu viel und nicht zu wenig, ließ sie ihn hereinführen. »Ah, Furansu-san, herzlich willkommen in meinem bescheidenen Haus.« Sie füllte winzige Täßchen mit ihrem besten Saké und trank ihm zu. »Gut sehen Sie aus.«
    »Auf Ihre Gesundheit! Zehntausend Sommer«, gab André höflich zurück.
    Sie unterhielten sich über das Wetter und die Geschäfte und kamen dann zum ersten Thema. »Ihre Wahl der Ohrringe war perfekter, als ich gedacht hatte. Ihr Anteil ist etwas mehr als doppelt so hoch wie die Summe, um die Sie gebeten haben.«
    Seine Augen wurden groß. »Madonna, so viel?«
    »Ja.« Sie schenkte noch einmal Saké ein, von Genugtuung über ihren Scharfsinn auch um seinetwillen erfüllt, denn sobald ein Geschäft zwischen ihnen abgeschlossen war, war es natürlich eine Frage des Gesichts, daß es auch ehrlich eingehalten wurde. »Meine Bank, die Gyokoyama, hat einen Käufer gefunden, einen chinesischen Seiden- und Opiumhändler aus Shanghai, der gerade Kanagawa besuchte.« Wieder lächelte sie und ergänzte vorsichtig: »Er deutete an, daß er sich weiterhin für so viele Schmuckstücke wie diese interessiere, wie ich beschaffen könne.«
    Er erwiderte ihr Lächeln; dann leerte er seine Tasse, ließ sie sich abermals füllen und trank ihr zu: »Auf weitere Schmuckstücke!«
    »Nun, der…«
    »Zuvor noch, Raiko: Warum er zahlt so viel?«
    »In schlechten Zeiten legt der kluge Mann einen Teil seines Reichtums in winzigen Dingen an, die er im Ärmel transportieren kann. Er ist nicht dumm – ich hatte mir schon überlegt, ob ich sie nicht aus demselben Grund selbst behalten sollte.«
    Sein Interesse war geweckt. »Was schlechte Zeiten in China?«
    »Er sagt, ganz China sei im Aufstand, überall Hungersnot, Gai-Jin-Geschäfte in Shanghai schlechter als gewöhnlich, obwohl die Seewege nun, da die englische Flotte die Mirs-Küste zerstört und viele Weiße-Lotus-Piraten versenkt hat, für eine Weile sicher seien und der Handel entlang des Jangtse im Frühjahr wieder zunehmen werde. Eeee, Furansu-san, hundert Dschunken sollen sie versenkt haben, und Tausende massakriert, viele Dörfer sollen in Schutt und Asche liegen.« Ihre Angst war nicht zu übersehen. »Ihre Zerstörungskraft ist schrecklich.«
    Sie erschauerte, denn sie wußte, daß die Japaner, obwohl sie die Chinesen als Schwächlinge verachteten, dieselbe starke Abneigung

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