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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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einverstanden sein, aber nur, wenn die Informationen wirklich wertvoll sind, und nur, wenn sie direkt von Nakama selbst stammen. Das bedeutet… O Gott, ich kann nicht! »Das bedeutet, ich müßte Willie sagen, daß Sie Englisch sprechen. Das ist nicht zu umgehen, aber ich kann ihm einfach nicht ins Gesicht sagen, daß ich ihm eine so wichtige Information vorenthalten habe, der wird mich fertigmachen. Ich kann’s einfach nicht riskieren, jedenfalls nicht, wenn Willie in einer so scheußlichen Stimmung ist!« Nakama sollte verschwinden, bevor ich den Kopf hinhalte und er zum internationalen Zwischenfall wird. »Tut mir leid«, sagte er verzweifelt, »aber das ist unmöglich.«
    »Ah, tut mir leid, vielleicht habe Möglichkeit«, sagte Hiraga und warf einen letzten Trumpf ins Spiel, um sich ein bißchen Zeit zu verschaffen. »Habe Nachricht von Fujiko – eeee, Taira-san, Sie großen Eindruck gemacht bei ihr, Sie jetzt bester Freund von ihr. Mama-san sagt, tut mir leid, aber Fujiko gestern angefangen Frau-Krankheit, Monat-Krankheit, kann nicht Sie sehen ein, zwei Tage.« Er hatte Tyrers tiefe Enttäuschung bemerkt, unmittelbar gefolgt von Resignation und Vorfreude.
    Erleichtert entspannte er sich ein wenig, wunderte sich aber wieder einmal darüber, daß ein Mann, ganz zu schweigen von einem so wichtigen Beamten wie Taira, sich seine tiefsten Gefühle so offen anmerken ließ, vor allem vor einem Feind. Ich werde diese Barbaren niemals verstehen.
    »Hier«, fuhr er fort und reichte ihm den Fächer mit den Schriftzeichen, den er vorbereitet hatte. »Das Gedicht von Fujiko: ›Zähle Stunden, sehr, sehr traurig. Eilige Stunden, wenn deine Sonne mir scheint, dann nicht traurig, Zeit anhalten.‹« Zufrieden mit der Wahl seiner Worte, doch angewidert von ihrer unzulänglichen Schreibkunst beobachtete er, wie Tyrer den Fächer ehrfürchtig entgegennahm. Immerhin, dachte er, er scheint perfekt zu wirken. »Für Ober-Gai-Jin habe Plan. Aber erst, Taira-san – Treffen mit Shōgun war gut, ja?«
    Akimoto hatte einen so heftigen Lachanfall, daß Hiraga davon angesteckt wurde. »Eeee, Hiraga-san, wie brillant, die Gai-Jin so zu manipulieren! Brillant! Saké, bringt uns mehr Saké!«
    Sie lagen entspannt in ihrem sicheren Zimmer auf dem Gelände der Herberge ›Zu den drei Karpfen‹; die Shoji-Fenster waren wegen der Nachtinsekten geschlossen. Die Tokonoma schmückten herbstliche Ahornzweige in einer grünen Vase. Öllampen spendeten Licht. Ihre Schwerter ruhten neben ihnen auf Lackgestellen, und als die Dienerin hinausgegangen war, hatten sie ihre Tassen gefüllt und sofort geleert. »Und was ist dann passiert?« erkundigte sich Akimoto.
    »Nach einer Weile hat der kleine Fisch Taira den Köder geschluckt, und wir haben uns vor dem Großen Barsch verneigt, der beides geschluckt hat. Ich habe ihm gesagt, daß ich ohne Tairas Wissen ein wenig Englisch spreche, das ich von Holländern aus Deshima gelernt habe…«
    »Und das ist nicht gelogen«, sagte Akimoto, während er abermals die Tassen füllte. Er war in Shimonoseki auf dieselbe Schule für begabte Choshu-Samurai gegangen, aber nicht für den Sprachunterricht ausgesucht, sondern angewiesen worden, sich auf das Fach ›Westliche Schiffahrt‹ zu spezialisieren, das von einem holländischen Seekapitän im Ruhestand gelehrt wurde. »Baka, daß ich weder Holländisch noch Englisch gelernt habe. Was hat der oberste Gai-Jin gesagt?«
    »Nicht allzuviel. Wie wir verabredet hatten, tat Taira, als sei er ebenso erstaunt. Es fiel mir nicht schwer, den Mann mit unwichtigen Informationen abzulenken – über Satsuma, über Sanjiro und seine Festung in Kagoshima, ein bißchen von ihrer Geschichte und so weiter«, antwortete Hiraga leichthin, obwohl die Gespräche keineswegs leicht gewesen waren. Die Fragen waren bohrend gewesen, und er hatte es schwierig gefunden, den Gai-Jin zu überzeugen, daß seine vorgetäuschte Aufrichtigkeit echt war. Weil er unbedingt die Genehmigung brauchte, zu bleiben, hatte er mehr erzählt, als er wollte, sowohl über die politische Situation der Außenherrn von Satsuma und Tosa als auch über sein eigenes Lehen Choshu, ja sogar über die Shishi.
    Bei der Erinnerung an die kalten blauen Fischaugen, die ihn unentwegt anstarrten und das Wissen irgendwie aus ihm herausgesogen hatten, wurde ihm fast wieder übel, vor allem, wenn er an die letzten Worte dachte: »Ich werde darüber nachdenken, ob ich Sie noch einige Tage bleiben lasse. Morgen sprechen wir noch

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