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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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leid, nein.«
    »Die Tore müssen wieder unter die Kontrolle des Shōgunats gebracht werden.«
    »Dann haben wir nichts mehr zu besprechen.«
    Yoshi seufzte. Seine Augen wurden zu Schlitzen. »Dann wird es leider einen neuen Wunsch des Kaisers geben – daß Sie mit all Ihren Männern die Tore und Kyōto verlassen.«
    Ogama starrte ebenso kalt zurück. »Das möchte ich bezweifeln.«
    »Ich, Toranaga Yoshi, garantiere es Ihnen. In sechs bis sieben Tagen werden Shōgun Nobusada und seine Frau hier im Palast sein. Als Vormund habe ich unmittelbaren Zugang zu ihm – und ihr. Beide werden einsehen, daß ich recht habe – mit den Toren und mit vielem anderen.«
    »Wie vielem anderen?«
    »Die Tore sollten kein Problem für Sie sein, Ogama-donno. Ich würde Ihnen versprechen, es Ihnen nicht unter die Nase zu reiben, sondern ›dankbar Ihre freundliche Aufforderung akzeptieren, die Kontrolle zu übernehmen‹. Was ist daran so problematisch? Die Tore sind weitgehend ein Symbol. Ich verspreche Ihnen offiziell, weiterhin den Frieden und die Ordnung im Land zu sichern, bis Anjo hinübergegangen ist.«
    Ogama zögerte; er saß in der Zwickmühle. Yoshi konnte es leicht arrangieren, ihm einen derartigen ›Wunsch‹ zukommen zu lassen, den er dann akzeptieren müßte. »Ich werde Ihnen die Antwort in einem Monat geben.«
    »Tut mir leid, heute in sechs Tagen zur Mittagsstunde ist die äußerste Grenze.«
    »Warum?«
    »Weil Nobusada in fünf Tagen Otsu erreicht. Zur Abenddämmerung des sechsten Tages wird Nobusada durch die Tore einreiten. Bevor das geschieht, will ich im Besitz, im vorübergehenden Besitz der Tore sein.« Er sagte es sehr sanft und sehr höflich.
    Ihre Blicke trafen sich. Unverbindlich, doch ebenso höflich sagte Ogama: »Ich werde über alles nachdenken, Yoshi-donno.« Damit verneigte er sich, Yoshi verneigte sich, beide Herren schritten zu ihren Sänften, und alle Anwesenden auf dem Platz seufzten vor Erleichterung, daß die Zerreißprobe vorüber war und das erwartete Blutbad nicht stattgefunden hatte.

31
    Freitag, 23. November
    Den ganzen Tag hatte es in der Zwischenstation Otsu vor Aufregung gesummt wie in einem Bienenkorb, vor Vorfreude gepaart mit Angst bei den letzten Vorbereitungen für den nächtlichen Aufenthalt der unendlich erhabenen Besucher, Shōgun Nobusada und Prinzessin Yazu, die heute eintreffen sollten. Wochenlang hatten die Bewohner die Straßen gefegt, alle Häuser und Hütten geputzt, Dächer, Mauern, Brunnen, Gärten gepflegt, überall waren neue Ziegel, Shojis, Tatamis, Veranden zu sehen, während sich die Herberge ›Zu den Zahlreichen Blumen‹, die beste und größte von ganz Otsu, noch immer fast im Panikzustand befand. Begonnen hatte es, als bekannt wurde, daß die Geheiligten Reisenden es ablehnten, in der nahen Shōgunats-Burg Sakamoto abzusteigen, die diese Gegend schon seit der Zeit vor Sekugahara schmückte, und sich statt dessen für die Herberge entschieden hatten: »Alles muß perfekt sein!« hatte der Wirt ehrfürchtig und gleichzeitig vor Angst versteinert gejammert. »Alles, was nicht absolut perfekt ist, wird mit Enthaupten oder zumindest mit Auspeitschen bestraft, Mann, Frau oder Kind! Für alle Zeiten werden die Erzählungen von der Ehre, die uns in dieser einen Nacht gewährt wird, weitergegeben werden, von unserem Erfolg oder unserem Versagen. Der Hohe Herr Shōgun persönlich? In all seinem Glanz? Seine Frau, eine Schwester der Göttlichkeit? Oh ko…«
    Am Spätnachmittag eilte Shōgun Nobusada verschleiert, von seinen Leibwachen und Beratern umgeben und völlig von der Umgebung abgeschirmt, von seiner Sänfte durch das Tor in den abgelegenen Bereich der Herberge, der für ihn, die Prinzessin und ihr Gefolge von persönlichen Leibwachen, Dienern, Hofdamen und Zofen reserviert war. Dort gab es vierzig traditionell konstruierte Hütten mit jeweils vier Zimmern, arrangiert um das zentral gelegene Allerheiligste, die Schlafräume und das Badehaus des Shōgun. Viele der überdachten Veranden griffen ineinander und bildeten ein Labyrinth angenehmer Pfade und Brücken über zierliche Teiche und Bäche, die von winzigen Bergen herabkamen, und das alles innerhalb einer hohen, dichten Hecke aus sorgfältig gestutzten Schierlingstannen.
    Das Zimmer war warm und peinlich sauber; es gab neue Tatamis und blank polierte Holzkohlenbecken. Müde und schlecht gelaunt warf Nobusada Schleierhut und Überkleidung beiseite. Wie immer war die Sänfte unbequem, die Reise holprig

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