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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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verwüstet.
    Was ist ihr leichtestes Ziel in Nippon? Edo.
    Hat Ogama das erkannt, und dient sein geheimer Plan nur dazu, die Gai-Jin zu provozieren? Wenn ich Anführer der Gai-Jin wäre, würde ich Edo zerstören. Sie wissen es zwar nicht, aber Edo ist untrennbar mit unserem Shōgunat verbunden. Wenn Edo fällt, fällt das Toranaga-Shōgunat, und dann ist das Land der Götter jeder Vergewaltigung hilflos ausgeliefert.
    Darum muß das um jeden Preis verhindert werden!
    Denk nach! Wie kann man die Gai-Jin und Ogama erwischen, dessen Lösung für dieses Problem lautet, daß wir den Kopf hinhalten sollen – nicht er. »Ich stimme Ihrem klugen Berater zu: Wir sollten uns bereitmachen, Osaka zu verteidigen«, begann er, während sich sein Magen umdrehte. Dann kam seine Angst um die Sicherheit von Edo hoch. »Ob Osaka jetzt oder später, eine Kriegsflotte ist zurückgekehrt. Wenn wir nicht sehr vorsichtig sind, wird ein Krieg unvermeidlich sein.«
    »Ich hab’s satt, vorsichtig zu sein!« Ogama beugte sich zu ihm hinüber. »Ich sage, ob sie in Osaka landen oder nicht – wir stechen das Geschwür an unseren Eiern auf und vernichten Yokohama. Jetzt! Wenn Sie es nicht tun – tut mir leid, aber dann tu ich’s!«
     
     

D RITTES B UCH
     
     

32
    Yokohama,
Samstag, 1. Dezember
    »Vor zwei Tagen haben wir die Flotte überholt, Mr. Malcolm, Jamie«, berichtete der Clipperkapitän betont freundlich, denn er mußte seinen Schock über die Veränderung verbergen, die mit Malcolm vorgegangen war, den er von Geburt an kannte und mit dem er noch vor knapp drei Monaten in Hongkong gelacht und gebechert hatte: die eingefallenen, fahlen Züge, den merkwürdig gehetzten Blick, die Stöcke, die er zum Gehen und sogar zum Stehen brauchte. »Wir fuhren mit vollen Segeln bei einem Wind, der mit Stärke sechs von achtern kam, und hatten ein Höllentempo drauf, während sie gemächlich dahinschipperten, und das war gut, denn sie wollten doch sicher keinen von ihren Kohlekähnen verlieren, die sie im Schlepp hatten.«
    Er hieß Sheeling und war soeben von seinem Schiff gekommen, der Dancing Cloud, die überraschend eingelaufen war. Er war zweiundvierzig, ein hochgewachsener, bärtiger, wettergegerbter Mann, der seit achtundzwanzig Jahren zum Noble House gehörte. »Wir haben sie nur kurz gegrüßt und sind schnell weitergefahren.«
    »Tee, Captain?« erkundigte sich McFay, der automatisch einschenkte, weil er aus langer Erfahrung wußte, daß das Sheelings Lieblingsgetränk war. Auf See trank er ihn Tag und Nacht mit reichlich Zucker und kondensierter Milch. Sie saßen in Malcolms Suite am großen Tisch, und Jamie wie der Tai-Pan selbst hörten kaum zu, denn sie vermochten den Blick nicht von der Posttasche mit dem Wappen des Noble House loszureißen, die Sheeling unter dem linken Arm trug.
    Statt einer Hand hatte der Kapitän links einen Haken. Damals, als er ein kleiner Leichtmatrose auf einer Lorcha gewesen war, die Opium geladen hatte, waren sie auf dem Jangtsekiang von Piraten der Weißen-Lotus-Flotte überfallen worden, und dabei hatte er die Hand verloren. Später war er für seine Tapferkeit belobigt worden. Dirk Struan, den er vergötterte, hatte ihn mit knapper Not retten können und ihn dem Oberbefehlshaber der Flotte, Orlow the Hunchback, mit dem Befehl anvertraut, ihn alles zu lehren, was er wußte.
    »Danke«, sagte Sheeling lächelnd und trank einen großen Schluck. »Ausgezeichnet, Jamie! Ein anständiger Whisky wäre mir zwar wesentlich lieber, aber der wird wohl warten müssen bis Honolulu. Ich will möglichst schnell wieder auslaufen und wollte nur…«
    »Honolulu?« fragten Struan und Jamie wie aus einem Munde. Das war kein üblicher Anlaufhafen für ihre Clipper, die sonst geradewegs über den Pazifik nach San Francisco und wieder nach Hause segelten.
    »Was haben Sie geladen?« erkundigte sich Malcolm und hätte fast hinzugefügt, ›Onkel Sheeley‹, den Namen, den er in seiner Kinderzeit benutzt hatte.
    »Das Übliche, Tee und Gewürze für Frisco, aber ich habe Anweisung, zuvor noch Post für unsere Agenten in Hawaii abzuliefern.«
    »Anweisung von Mutter?«
    Sheeling nickte und sah ihn aus seinen grauen Augen voll Zuneigung an. Er hatte den Unterton bemerkt und kannte einen Teil der Probleme, die zwischen Mutter und Sohn bestanden – Malcolms Verlobung und ihr Widerstand dagegen waren das Tagesgespräch von Hongkong –, hatte aber strengsten Befehl, kein Wort davon zu erwähnen.
    »Was machen die Geschäfte in

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