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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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In den letzten paar Wochen hatte er sich sehr bemüht, seinen Konsum auf einmal täglich zu beschränken. An manchen Tagen war ihm das nicht gelungen. »Laudanum in mäßigen Dosen, Malcolm«, hatte Dr. Babcott gesagt, »wirkt gegen alle Schmerzen.« Er hatte darauf bestanden, daß Malcolm ihm die Flasche zeigte, nicht, um sie ihm wegzunehmen, sondern nur, um ihren Inhalt zu prüfen. »Das hier ist ziemlich stark. Denken Sie daran, es ist kein Heilmittel, und einige Leute werden süchtig davon.«
    »Ich nicht. Ich brauche es gegen die Schmerzen. Sorgen Sie dafür, daß die Schmerzen aufhören, und ich setze die Medizin ab.«
    »Tut mir leid, mein Freund, ich wünschte, ich könnte das. Ihre inneren Organe sind schwer beschädigt – nicht zu schwer, Gott sei Dank, aber sie brauchen nun Zeit, um zu heilen.«
    Zuviel Zeit, dachte Malcolm. Ist es schlimmer, als Babcott zugeben will? Er schaute auf die beiden Briefe, und es widerstrebte ihm, sie zu öffnen. Gemein von ihr, Jamie als Druckmittel zu benutzen. »Gemeinheit.«
    »Sie hat gewisse Rechte«, sagte Jamie.
    »Sie ist nicht der Tai-Pan. Ich bin es. Vaters Testament war klar.« Malcolms Stimme klang flach. »Vermutlich hatte der alte Onkel Sheeley recht, und man muß sich diesen Titel verdienen, nicht?«
    »Sie sind Tai-Pan.« Jamie sagte dies, obwohl er wußte, daß es nicht stimmte. »Seltsam, daß er Orlov erwähnt hat, ich habe seit Jahren nicht an ihn gedacht. Ich frage mich, was aus ihm geworden ist.«
    »Ja«, sagte Malcolm abwesend. »Der arme Kerl war gebrandmarkt, nachdem er Wu Fang Chois Sohn Nummer Eins aus dem Wasser geblasen hatte. Orlov war dumm, in Macao allein an Land zu gehen. Die Piraten vom Weißen Lotus müssen ihn geschnappt haben. Macao ist ein tödlicher Ort, man gelangt von da aus leicht nach China hinein, und der Weiße Lotus hat überall Spione…« Seine Stimme verklang. Er schaute gedankenverloren auf die Briefe nieder.
    Jamie wartete, dann sagte er: »Rufen Sie mich, wenn ich helfen kann. Ich werde den Rest der Post durchsehen«, und ging.
    Malcolm hörte nicht, wie sich die Tür schloß. Da stand ein Postskriptum unter dem Brief seiner Mutter: »Ich liebe dich.« Also enthielt er keine geheime Botschaft.
    Mein liebster, aber verlorener Sohn, ich hatte geplant, mit der Dancing Cloud zu kommen, mich aber in letzter Minute anders entschieden, da es Duncan schlecht ging und er wieder Krupp hat. Vielleicht ist es besser, Dir zu schreiben, was ich zu sagen habe, damit es keine Mißverständnisse geben kann.
    Ich habe Deine unüberlegten Briefe erhalten über das, was Du tun willst und was nicht, über Deine ›Verlobung‹, Jamie McFay, Miss Richaud etc. – und über die fünftausend Gewehre. Ich habe sofort geschrieben und die verstiegene Bestellung storniert.
    Die Zeit für anstehende Entscheidungen ist gekommen. Da Du nicht hier bist und nicht tun wirst, was ich verlange, werde ich sie treffen. Wie Du insgeheim weißt, habe ich das Recht dazu.
    Als Dein Vater starb, der arme Mann, war keine Zeit, auf Deine Rückkehr zu warten, und so machte er mich fast mit seinem letzten Atemzug de facto zum Tai-Pan, allen Anweisungen in Dirks Testament und Vermächtnis entsprechend – von denen einige schrecklich sind –, die sämtlich unbesehen akzeptiert und von Tai-Pan zu Tai-Pan geheimgehalten werden müssen. Damals erwarteten wir, daß ich sofort bei Deiner Rückkehr das Ruder an Dich weitergeben würde. Eines von Dirks Gesetzen bestimmt: Es ist die Pflicht des Tai-Pan, den bedingungslosen Glauben an die Integrität seines Nachfolgers zu beschwören. Im Augenblick kann ich dies in bezug auf Dich nicht tun. All das und das folgende Dir wieder vertraulich zur Kenntnis – es würde den Struans schaden, wenn es bekannt würde, also vernichte den Brief, nachdem Du ihn gelesen hast.
    Mit der heutigen Post nach Schottland habe ich die Stellung des Tai-Pan Deinem Vetter Lochlin Struan angeboten, dem Sohn von Onkel Robb, und zwar unter vier Bedingungen: erstens, daß er sofort nach Hongkong kommt und hier drei Monate zur Ausbildung verbringt – wie Du weißt, ist er sehr versiert in den Geschäften unserer Compagnie, besser als Du, was Großbritannien betrifft, obwohl Du bei weitem geeigneter und geschulter bist; zweitens, daß er zustimmt, all dies geheimzuhalten; drittens, daß ich am Ende der Probezeit vor Gott die endgültige Wahl zwischen Euch beiden treffen werde und daß meine Entscheidung natürlich bindend sein wird; viertens, daß er, falls

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