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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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keine Gehaltserhöhungen geben; der amerikanische Krieg verspricht aufgrund der neu erfundenen Granaten, Bronzepatronen, Hinterladergewehre, Maschinengewehre und Hinterladerkanonen der wildeste der Geschichte zu werden; nach der Niederlage der Unionstruppen bei Shiloh und der zweiten Schlacht von Bull Run wird gegenwärtig damit gerechnet, daß die Konföderierten den Krieg gewinnen; die meisten Auguren in der City haben Präsident Lincoln als schwach und ineffizient abgeschrieben, aber, lieber Willie, die Politik Ihrer Majestät bleibt dieselbe: beide Seiten unterstützen, den Kopf einziehen und sich bloß heraushalten …‹
    Auch die Nachrichten vom europäischen Festland waren schlecht. Truppen russischer Kosaken hatten in Warschau wieder Tausende von Polen massakriert, die gegen die russische Herrschaft demonstrierten. Bismarck war zum Ministerpräsidenten Preußens ernannt worden und bereitete sich angeblich auf einen Krieg gegen das expansionistische Frankreich vor; Österreich-Ungarn und Rußland schienen erneut am Rand eines Krieges zu stehen; unweigerlich würde es zu weiteren Kämpfen auf dem Balkan kommen…
    Und so weiter, ad nauseam, dachte Sir William verdrossen. Nichts verändert sich! Und ich will verdammt sein, wenn die Bakufu das tun werden, was sie versprochen haben, was wiederum bedeutet, daß ich hier Flagge zeigen muß. Ich werde den Japsen beibringen müssen, daß ein Versprechen ein Versprechen ist, wenn es dem britischen Rat gegeben wird, bei Gott, und Sergejew, Seratard und anderen werde ich dasselbe in Erinnerung rufen müssen.
    Edo zu bombardieren, wäre die einfachste und leichteste Lösung. Aber da ist Ketterer – vielleicht hat sein Streifzug ihn verändert. Ach! Was für eine Hoffnung…
    »Einen Rubel für Ihre Gedanken, Sir William«, sagte Graf Sergejew lächelnd und bot ihm einen silbernen Taschenflacon mit seinem goldenen Familienwappen an. »Wodka ist gut für die Gedanken.«
    »Danke.« Sir William nahm einen Schluck und spürte, wie das Feuer durch seine Gurgel rann. Das erinnerte ihn an die wunderbaren Zeiten bei der Botschaft in St. Petersburg, als er in einem Zentrum der Macht war und nicht auf einem Außenposten wie Yokohama, mit Zechgelagen, Bällen, Balletten und Datschas, Nachtleben und Luxus, Intrigen und prachtvollen Dîners und der Wertinskaya, die seinen Gedanken nie fern war.
    In seinen sieben Jahren dort war sie fünf Jahre lang seine Geliebte gewesen, jüngste Tochter eines bei Hofe in Gunst stehenden Goldschmieds, Künstlerin wie ihr Vater, der die Liaison wohlwollend betrachtete; Williams eigene russische Mutter war in das Mädchen vernarrt und hatte gewollt, daß er es heiratete. »Tut mir leid, liebe Mama, das ist ganz unmöglich, so gern ich es auch täte, der Service würde es niemals billigen. Es ist Sir Rogers Tochter Daphne. Tut mir leid…«
    Er trank wieder. »Ich dachte an die Wertinskaya«, sagte er auf russisch.
    »Ah! Die russischen Mädchen sind etwas ganz Besonderes«, erwiderte Sergejew mitfühlend in derselben Sprache. »Wenn man das Glück hat, ihre Liebe zu erringen, ist es für immer und ewig.« Die Affäre war in diplomatischen Kreisen belächelt und von der Tscheka, der Geheimpolizei des Zaren, gründlich dokumentiert worden und daher Teil von Sir Williams Dossier, das Sergejew natürlich gelesen hatte. Dumm von dem Mädchen, sich umzubringen, dachte er, nicht ganz sicher, ob William von ihrem Selbstmord kurz nach seiner Rückkehr nach London wußte. Das war nie Teil des Plans gewesen, und er hatte auch nicht die Pflicht, es ihm zu erzählen. Warum hatte sie es getan? Wegen dieses Rüpels? Gewiß unmöglich, aber aus welchem Grund auch immer, es war ein Jammer, ihre Nützlichkeit für uns beide hätte noch viele weitere Jahre angedauert. »Vielleicht versetzt Ihr Foreign Office Sie wieder dorthin – es gibt andere Wertinskayas.«
    »Ich fürchte, die Chance ist nicht sehr groß.«
    »Lassen Sie uns hoffen. Eine weitere Hoffnung, mon ami, ist, daß Ihr Lord Palmerston einsieht, daß wir logischerweise die Kurilen haben sollten. Wie die Dardanellen – beide sollten unbedingt russisch sein.«
    Sir William sah das Glitzern in seinen Schlitzaugen. »Ich fürchte, diese Chance ist auch nicht sehr groß.«
    Der Halbzeitpfiff ertönte, noch immer beim Stand von fünf zu fünf, und ging in Hurrarufen und Wutgebrüll unter. Sofort ging Marlowe zu Jamie hinüber.
    »Glauben Sie, daß Mr. Struan und, eh, Miss Angélique vielleicht gern zum Tiffin

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