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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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und einer Tagestour zu mir an Bord der Pearl kommen würden?« fragte er und tat so, als sei das ein plötzlicher Einfall. »Sobald die Flotte zurück ist, muß ich ein paar Probefahrten machen und würde mich freuen, Sie an Bord zu haben.«
    »Ich denke, das würde ihnen gefallen. Warum fragen Sie ihn nicht?«
    »Wann wäre die Zeit dafür günstig?«
    »Jeden Tag gegen elf Uhr – oder unmittelbar vor dem Dinner.«
    »Danke, vielen Dank.« Marlowe strahlte. Dann bemerkte er Jamies Blässe. »Geht es Ihnen nicht gut?«
    »Doch, danke.« Jamie zwang sich zu einem Lächeln, nickte kurz mit dem Kopf und entfernte sich.
    Er hatte über seine Zukunft nachgedacht. Vor einigen Wochen hatte er an seine Verlobte Maureen Ross in Schottland geschrieben und ihr gesagt, sie solle nicht länger auf ihn warten – fast drei Jahre lang hatte er sie nicht gesehen, fünf Jahre waren sie inzwischen verlobt. Es tue ihm leid, er wisse, daß er sich abscheulich verhalten habe, sie so lange warten zu lassen, aber er sei absolut und endgültig davon überzeugt, daß der Osten definitiv kein Ort für eine Dame sei, und ebenso sicher, daß in Asien seine Heimat sei – Yokohama, Hongkong, Shanghai, wo auch immer –, und er habe nicht die Absicht, diese neue Heimat zu verlassen. Ja, er wisse, daß er ihr gegenüber unfair gewesen sei, aber ihre Verlobung sei gelöst.
    Tagelang hatte er sich nach diesem Brief elend gefühlt, aber er war sich sicher. Das Kapitel Maureen war zu Ende.
    Und nun würde das Kapitel Struan, das so rosig ausgesehen hatte mit seiner sicheren Beförderung im nächsten Jahr, ebenfalls enden. Allmächtiger Gott! Malcolm wird auf keinen Fall zurückgehen, also habe ich nur noch ein paar Wochen, um zu beschließen, was ich tun soll – und ich darf nicht vergessen, daß Norbert noch vorher wiederkommen wird. Was dann? Werden sie sich wirklich duellieren? Wenn sie es tun, ist es Joss, aber man muß Malcolm trotzdem so gut wie möglich schützen.
    Eine neue Stellung also! Wo? Ich würde gern hierbleiben, da gibt es Nemi, und es ist ein gutes Leben mit einer vielversprechenden Zukunft, die man hier noch mitgestalten kann. Hongkong und Shanghai sind im wesentlichen aufgebaut, das Netz der ›Old Boys‹ ist stark – großartig, wenn man ein Struan oder Brock oder Cooper und dergleichen ist, aber sonst äußerst schwer zu durchbrechen.
    Die erste Wahl wäre hier. Bei wem? Mit Dimitri bei Cooper-Tillman? Könnten sie mich gebrauchen? Ja, aber nicht als Spitzenmann. Brock? O ja, ich habe das erwogen – was wäre das für ein Coup, welche Rache! Lunkchurch? Ja, aber wer will schon für diesen ungehobelten Kerl arbeiten? Und allein? Das wäre am besten, aber auch am gefährlichsten, und wer würde mich unterstützen? Ich würde Geld brauchen, ich habe einiges auf der Seite, aber nicht genug. Ich würde eine Menge brauchen, um anzufangen, für Kreditbriefe und Versicherungen und für die Zeit, die ich brauche, um Agenten in London, San Francisco, Hongkong, Shanghai und ganz Asien, Paris – und St. Petersburg anzuheuern. Vergiß nicht, daß die Russen große Teekäufer sind und mit großem Gewinn mit Zobel und anderen Fellen handeln, und da sind all deine Kontakte im russischen Alaska und ihre Handelsposten an der südlichen Westküste. Eine gute Idee, aber riskant, so eine lange Zeit zwischen Einkauf und Verkauf und Profit, zu viele Gefahren für die Schiffe, zu viele Verluste auf See oder durch Piraten…
    Etwas weiter weg starrte Phillip Tyrer ebenfalls in die Ferne. Er dachte an Fujiko und hätte beinahe laut gestöhnt. Gestern abend hatte er mit Hilfe seines Freundes Nakama versucht, mit den Verhandlungen über ihren alleinigen Besitz zu beginnen. Mama-san Raiko hatte die Augen verdreht, den Kopf geschüttelt und gesagt, es täte ihr sehr leid, aber das Mädchen sei so wertvoll und werde von so vielen wichtigen Gai-Jin gewünscht, und sie hatte durchblicken lassen, daß sogar Sir William gelegentlich Kunde sei, auch wenn sie ihn nicht beim Namen genannt hatte, und das hatte Tyrer erschüttert und ihn sogar noch ängstlicher gemacht.
    Raiko hatte gesagt, bevor sie überhaupt über finanzielle und andere Details diskutierte, werde sie Fujiko fragen, ob sie die Sache in Erwägung ziehen würde, und ihn noch mehr schockiert, indem sie meinte, es sei am besten für ihn, sie nicht wiederzusehen, bis nicht ein Vertrag zustande gekommen sei. Er hatte eine weitere Stunde gebraucht, um einen Kompromiß zu schließen, den Nakama

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