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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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sage… nur danke, Hinodeh. Bitte verzeih mir, es tut mir so leid…«
    »Aber es gibt nichts zu verzeihen. Heute nacht beginnen wir. Dies ist unser Anfang.«

36
    Mittwoch, 5. Dezember
    Im Vorübergehen erblickte Hiraga sein Spiegelbild im Fenster eines Fleischerladens und erkannte sich im ersten Moment nicht. Ungläubig starrte er auf sein verdunkeltes Bild – und seine neue Verkleidung. Zylinder, hoher Kragen und Krawatte, breitschultriger, taillierter Gehrock aus feinem Wollstoff, Weste aus blauer Seide, am Knopf eine Stahlkette, die zu einer Taschenuhr führte, enge Hosen und Lederstiefel. Lauter Geschenke der Regierung Ihrer Majestät, bis auf die Uhr, die er von Tyrer bekommen hatte – für erwiesene Dienste. Er nahm den Hut ab und betrachtete sich von verschiedenen Seiten. Jetzt bedeckten Haare sein Haupt, zwar nirgends auch nur annähernd so lang wie die von Phillip Tyrer, aber sicher lang genug, um als europäisch angesehen zu werden. Sauber rasiert. Die Qualität und der niedrige Preis britischer Rasiermesser hatten ihn stark beeindruckt, ein weiteres verblüffendes Beispiel für die Leistungsfähigkeit von Manufakturen.
    Er lächelte sich zu, erfreut über seine Maskerade, zog die Uhr heraus, bewunderte sie und las die Zeit ab, elf Uhr sechzehn. Als ob sechzehn Minuten eine Rolle spielten, dachte er verächtlich, wenn auch zufrieden, daß er so schnell gelernt hatte, die Gai-Jin-Zeit einzuhalten. Ich habe viel gelernt. Noch nicht genug, aber ein Anfang.
    »Möchten Sie schöne gefrorene Hammelkeule aus Australien kaufen, aus dem Eisraum des Postdampfes, Herr, oder wie wär’s mit ein bißchen schönem fettem Schinken, in Hongkong geräuchert?« Der Fleischer war dickbäuchig, kahl, hatte Arme wie Kanonenrohre und eine blutfleckige Schürze.
    »Oh!« Dann bemerkte Hiraga das Fleisch und Wild und die Innereien, die auf der anderen Seite der Fenster hingen, mit ihren Schwärmen von Fliegen. »Nein, nein, danke. Ich nur schauen. Guten Tag, Sir«, sagte er und verbarg seinen Abscheu. Schwungvoll wie Tyrer setzte er sich den Hut schräg wieder auf den Kopf und ging weiter die High Street hinab in Richtung Drunk Town und Dorf. Höflich zog er den Hut vor anderen Fußgängern oder Reitern, die seinen Gruß erwiderten. Das gefiel ihm noch besser, denn es bedeutete, daß er nach ihren Maßstäben akzeptiert wurde, die sich so sehr von japanischen Bräuchen unterschieden – von zivilisierten Maßstäben.
    Narren. Bloß weil ich ihre Kleidung benutze und anfange, mich wie sie zu gebärden, denken sie, ich hätte mich verändert. Aber sie sind noch immer der Feind, sogar Taira. Dumm von Taira, seine Meinung über Fujiko zu ändern, was ist mit ihm los? Das paßt überhaupt nicht in meinen Plan.
    Hiraga sah Struan mit Jamie McFay aus seinem Gebäude hinken, zwischen ihnen Oris Frau, mit der sie sich angeregt unterhielten. Das erinnerte ihn an sein Zusammentreffen mit dem Zweiten Mann vom Noble House. Sein Kopf schwirrte noch immer von westlichen Tatsachen und Zahlen, und er fühlte sich noch immer mitgenommen von seinen Versuchen, McFays lästigen Fragen über Shroffs und Reishändler wie die Gyokoyama auszuweichen. »Jami-san, vielleicht möglich, Sie treffen einen dieser Männer, wenn geheim«, hatte er ihm in dem verzweifelten Bedürfnis zu entkommen gesagt. »Ich dolmetschen, wenn geheimhalten.«
    Der Shoya wartete auf ihn. Hiraga spürte die Gier des Mannes, das zu erfahren, was er erfahren hatte, und spielte mit ihm. Er nahm das Angebot einer Massage an. Dann, entspannt und in einer sauberen Yokata, bei einem köstlichen Essen aus Reis, getrocknetem Tintenfisch, in hauchdünne Scheiben geschnittenem Seebarsch mit Soja, daikung – Meerrettich – und Saké, sagte er, er habe Gespräche mit wichtigen Gai-Jin geführt, und sie hätten seine Fragen beantwortet. Er schlürfte seinen Saké und gab nichts freiwillig preis. Wichtige Informationen erforderten Ermutigung. Gegenseitigkeit. »Was gibt es für Neuigkeiten aus Kyōto?«
    »Das ist alles sehr seltsam«, sagte der Shoya, froh darüber, daß ihm die Eröffnung überlassen war. »Meine Meister haben mich informiert, daß der Shōgun und Prinzessin Yazu sicher eingetroffen sind und sich im Palast befinden. Drei weitere Hinterhalte von Shishi… nein, Verzeihung, noch keine Einzelheiten über die Zahl der Getöteten. Herr Ogama und Herr Yoshi kamen kaum aus ihren Mauern heraus… Aber Shōgunats-Samurai bewachen nun die Tore, wie in der

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