Noble House 02 - Gai-Jin
verwirrt.
»Gut, daß Sie pünktlich sind, Mr. Struan«, sagte Admiral Ketterer bärbeißig, »das ist ja bei, äh, Kaufleuten nicht die Regel.« Er hatte ›Händler‹ sagen wollen, entschied aber, daß noch reichlich Zeit war, seine Breitseite abzufeuern. »Nehmen Sie Platz. Sherry?«
»Gerne, Admiral, danke.«
Die Ordonnanz schenkte ein Glas ein, füllte den Portwein des Admirals auf und ging. Sie hoben ihre Gläser. Der Schreibtisch war frei von Papieren bis auf ein offizielles Dokument, einen geöffneten Umschlag und einen Brief in der Schrift seiner Mutter. »Was kann ich für Sie tun?« fragte Malcolm.
»Sie wissen, daß einige meiner Matrosen von chinesischen Piraten getötet wurden, die während unseres Engagements in der Mirs Bay von der Küste aus britische Kanonen abfeuerten. Britische Kanonen, Sir.«
»Ich habe die Zeitungsberichte gelesen, aber ich weiß nicht mit Sicherheit, ob es sich um britische Fabrikate handelte.«
»Ich schon. Habe mich persönlich vergewissert.« Säuerlich nahm der Admiral das Dokument zur Hand. »Die ersten Untersuchungen des Gouverneurs kommen zu der Annahme, daß die Schuldigen vermutlich entweder Struan’s oder Brock’s waren.«
Malcolm erwiderte den Blick des älteren, rotgesichtigen Mannes ohne Angst. »Er kann annehmen, was er will, Admiral Ketterer, aber jede förmliche Anschuldigung muß auf Beweise gestützt sein, sonst wären wir sehr böse, und Brock’s sicher auch. Ich weiß von keinem solchen Handel, und wie dem auch sein mag, Verkäufe von Kriegsgerät sind vom Parlament nicht verboten. Kommt Norbert Greyforth auch?« Jamie hatte ihn gewarnt und gesagt, auch Greyforth sei vom Admiral um halb elf bestellt gewesen, aber erst um elf Uhr erschienen, und das Treffen habe kaum drei Minuten gedauert.
Ketterers Hals rötete sich, als er sich an Greyforths aufrührerische Antwort erinnerte. »Nein. Nein, dieser unverschämte Kerl weigerte sich, die Angelegenheit zu diskutieren. Tun Sie das auch?«
»Ich weiß nicht, was Sie zu diskutieren wünschen, Admiral.«
»Das Thema der Einfuhr und des Verkaufs von Kanonen und Kriegsgerät an die hiesigen Eingeborenen. Und von Kriegsschiffen. Und Opium.«
Vorsichtig sagte Malcolm: »Die Struans sind Chinahändler, und wir handeln dem britischen Gesetz gemäß. Keiner dieser Artikel ist von Gesetzes wegen verboten.«
»Opium wird es bald sein«, versetzte der Admiral unwirsch.
»Wenn es das ist, dann hört dieser Handel auf.«
»Er verstößt schon jetzt gegen chinesisches Gesetz und gegen die hiesigen Gesetze!«
»Struan’s handelt hier nicht, ich wiederhole, nicht mit Opium, obwohl das nicht, ich wiederhole, nicht gegen britische Gesetze verstößt.«
»Aber Sie geben zu, daß der Handel verderblich und unmoralisch ist.«
»Ja, aber gegenwärtig von der Regierung Ihrer Majestät gebilligt und leider die einzige Ware, die wir gegen Chinas Tee eintauschen können, der dem Parlament hohe Steuern einbringt.«
»Ich bin mir des Chinaproblems durchaus bewußt. Ich hätte gern, daß Sie und Ihre Firma das Gesetz vorwegnehmen und freiwillig zustimmen, niemals Opium nach Japan zu importieren.«
»Wir handeln hier nicht damit.«
»Gut. Wenn ich irgendwelche Schiffe finde, die Opium transportieren, habe ich die Absicht, die Fracht und das Schiff zu beschlagnahmen.«
»Ich würde sagen, daß Sie das auf Ihre eigene Gefahr hin tun, Admiral. Hat Sir William zugestimmt oder Ihre Absicht gebilligt?«
»Noch nicht. Ich möchte, daß Sie und die anderen Handels… die anderen Händler das freiwillig tun. Dasselbe gilt für Hinterladergewehre, Patronen, Kanonen und Kriegsschiffe.«
»Hat Greyforth einem so erstaunlichen Vorschlag zugestimmt?«
Der Hals wurde purpurrot. »Nein.«
Malcolm dachte einen Augenblick nach. »Wir haben in ein paar Tagen eine Zusammenkunft mit Sir William vereinbart«, sagte er dann. »Ich würde mich geehrt fühlen, wenn Sie als mein persönlicher Gast daran teilnehmen würden. Alle Händler würden Sie ausreden lassen.«
»Meine Ansichten sind bereits wohlbekannt. Ausgerechnet Sie als Händler sollten doch wissen, auf welcher Seite Ihr Brot gebuttert ist und daß Sie ohne die Flotte, die Sie und Ihre Handelsrouten beschützt, hilflos sind. Wenn Sie Eingeborene mit Kanonen beliefern, so bedrohen Sie die Royal Navy, helfen Sie mit, Ihre eigenen Schiffe zu versenken, und ermorden obendrein sich und Ihre eigenen Landsleute.«
»Wenn Sie das Beispiel Indiens nehmen oder irgendein and…«
»Das
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