Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
Vom Netzwerk:
sage ich ja, Mr. Struan!« schleuderte der Admiral ihm entgegen. »Ohne Eingeborene, die unser Kriegsgerät besitzen, wäre die Meuterei nie passiert, Revolten überall würden schneller beherrscht, Wilde in aller Welt könnten leichter und angemessener erzogen werden, der nützliche Handel würde friedlich vollzogen, und die Weltordnung würde mit dem Wohlwollen der Pax Britannica blühen. Und elende, Unzucht treibende Piraten hätten nicht die Mittel, auf mein Flaggschiff zu feuern, bei Gott! Und ohne Herrschaft der Royal Navy auf den Meeren gibt es keine Pax Britannica, kein britisches Empire, keinen Handel, und wir fallen ins finstere Mittelalter zurück!«
    »Unter uns, Sie haben ganz recht, Admiral«, sagte Malcolm unterwürfig und mit gespielter Überzeugung und befolgte Onkel Chens Rat: »Wenn ein Mandarin wütend auf dich ist, aus welchem Grund auch immer, so stimme rasch zu, daß er ›unter uns‹ ganz recht hat; du kannst ihn später immer noch ermorden, wenn er schläft.«
    Im Laufe der Jahre hatte er oft miterlebt, wie sein Vater und seine Mutter sich wegen dieses Themas zankten: Der Vater war für freien Handel, die Mutter für Moral; der Vater tobte über das unlösbare Opiumdreieck, die Mutter war heftig gegen Opium – und Waffenverkäufe. Beide beanspruchten die Wahrheit für sich, beide waren unnachgiebig, und der Streit endete immer damit, daß sein Vater sich bis zur Bewußtlosigkeit betrank und seine Mutter dieses starre, aufreizende Lächeln zeigte, das durch nichts zu beseitigen war, und die abschließende Gehässigkeit seines Vaters lautete stets: »Mein alter Herr – und dein Märchenprinz –, der große, grünäugige Teufel Dirk persönlich hat mit dem Handel begonnen, und uns ist es dabei gutgegangen, also helfe uns Gott!«
    Oft hatte er darüber nachgedacht – aber nie zu fragen gewagt –, ob sie wirklich den Vater geliebt hatte und sich mit dem Sohn nur zufriedengegeben hatte, weil der Vater nicht wollte. Er wußte, daß er nie danach fragen würde, und wenn doch, würde sie nur ihr starres Lächeln aufsetzen und sagen: »Sei nicht albern, Malcolm.«
    »Unter uns, Sie haben recht, Admiral«, wiederholte er.
    Ketterer verschluckte sich an seinem Portwein und goß sich nach. »Tja, das ist wenigstens etwas, bei Gott!« Er blickte auf. »Dann werden Sie also dafür sorgen, daß Struan’s sich hier nicht auf Waffenverkäufe einläßt?«
    »Ich werde gewiß alles, was Sie sagten, mit meinen Händlerkollegen beratschlagen und diskutieren.«
    Ketterer zog sein Taschentuch heraus und schnaubte sich die Nase, nahm eine Prise Schnupftabak, nieste und schneuzte sich erneut. Als sein Kopf wieder klar war, richteten sich seine Augen auf den jungen Mann, gereizt, daß dieser nicht klein beigab. »Dann lassen Sie es mich anders ausdrücken. Unter uns sind Sie also auch der Meinung, daß es dumm ist, den Jappos zu helfen, britische Kanonen oder britische Kriegsschiffe zu kaufen?«
    »Es wäre ein Fehler, wenn sie eine vergleichbare Marine hätten…«
    »Verheerend, Sir! Total verheerend und dumm!«
    »Da stimme ich Ihnen zu.«
    »Gut. Ich möchte gern, daß Sie alle anderen Händler von Ihrer Meinung überzeugen: keine Waffen hier, insbesondere keine Kanonen, und natürlich kein Opium. Unter uns natürlich.«
    »Ich werde mich freuen, diese Meinungen vorzutragen, Admiral.«
    Ketterer schnaubte. Malcolm wollte aufstehen, da er sich nicht in die Enge treiben lassen mochte. »Einen Augenblick, Mr. Struan, noch etwas anderes, ehe Sie gehen. Eine private Angelegenheit.« Der Admiral wies auf den Umschlag und den Brief auf seinem Schreibtisch. »Das hier. Von Mrs. Struan. Wissen Sie, worum es sich handelt?«
    »Ja, ja, ich weiß es.«
    Ketterer schob den Brief in die Mitte seines Schreibtischs. »Ihr Noble House ist angeblich das wichtigste in Asien, obwohl man mir sagt, daß Brock’s jetzt dabei ist, Sie zu überholen. Wie auch immer, Sie könnten mit gutem Beispiel vorangehen. Ich möchte gern, daß Sie und Ihre Firma mir in dieser gerechten Sache beistehen. Gerecht, Mr. Struan.«
    Malcolm schwieg verärgert; er hatte ausführlich geantwortet und war nicht zu einem weiteren Vortrag bereit.
    Spitz sagte Ketterer: »Vertraulich, zwischen Ihnen und mir. Normalerweise nehme ich solche Briefe von Zivilpersonen nicht zur Kenntnis. Es versteht sich von selbst: ›Regeln und Vorschriften der Royal Navy gehören der Royal Navy.‹« Ein Schluck Brandy und ein unterdrückter, mürrischer Rülpser. »Der junge

Weitere Kostenlose Bücher