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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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der Kunst der Dichtung unterwies und darin, wie man einen Satz liebkoste, hatte sie über Seiden und deren Herstellung, über Kette und Schuß und über die Anfänge der Geschichte sprechen hören. Das Spektrum ihrer Kenntnisse war breit. Sie verbeugte sich ehrerbietig. »Sie erstaunen mich, Dame.«
    Koiko lachte leise. »Lernen ist der wichtigste Teil unserer Arbeit. Es ist leicht, den Körper eines Mannes zu befriedigen – eine sehr kurzlebige Wonne –, aber schwer, ihn auf die Dauer zu erfreuen und sich seine Gunst zu erhalten. Das muß durch die Mittel des Geistes geschehen. Um das zu erreichen, muß man mit größter Sorgfalt üben. Auch Sie müssen anfangen, das zu tun.«
    »›Wer würde Karottengrün anschauen, wenn es Kirschblüten zu bewundern gibt?‹«
    »Wenn ein Mann hungrig ist, sucht er Karotten und keine Kirschblüten.« Koiko wartete amüsiert. Sie sah, daß Sumomo den Blick senkte, weil sie nicht mehr weiter wußte.
    »Karotten sind Bauernnahrung, Dame«, sagte Sumomo verzagt. »Ich bedaure.«
    »Die Vorliebe für Kirschen erwirbt man wie die für Blumen. Karotten können viele Aromen annehmen, wenn sie richtig behandelt werden.« Wieder wartete sie, aber Sumomo hielt noch immer den Blick gesenkt. »Ich will nicht in Rätseln sprechen, damit Sie nicht verwirrt werden, aber es ist nicht Sex, was die Männer in meiner Welt wirklich suchen, sondern Romantik – die verbotenste aller Früchte.«
    Sumomo war verblüfft. »Wirklich?«
    »O, ja, für uns. Sie ist giftig. Männer suchen auch in Ihrer Welt Romantik, die meisten Männer, und das ist nicht verboten, nicht wahr?«
    »Nein.«
    »Ihr zukünftiger Gatte ist nicht anders, auch er sucht Romantik, wo sie verfügbar ist. Am besten, Sie bieten ihm zu Hause soviel davon, wie Sie können und so lange Sie können.« Koiko lächelte. »Dann können Sie ihm Kirschen und feine Karotten anbieten. Die Aromen sind leicht zu erwerben.«
    »Dann bringen Sie es mir bitte bei.«
    »Erzählen Sie mir von diesem Mann, Ihrem zukünftigen Gatten.«
    »Sein Name ist Oda, Oda Rokan«, sagte Sumomo sofort und benutzte den Decknamen, den Katsumata ihr genannt hatte. »Sein Vater ist ein Goshi…«, ein ländlicher Samurai, der nächste Rang über den Ashigari, »… und er kommt aus Kanagawa in Satsuma.«
    »Und Ihr Vater?«
    »Es ist, wie ich sagte, Dame. Er entstammt dem Geschlecht Fujahito«, sagte sie, ihren neuen Decknamen benutzend, »und dieses Geschlecht stammt aus einem nahen Dorf und gehört auch zu den Goshi.«
    »Ihr Vormund sagt, daß dieser Oda Rokan wichtig ist.«
    »Er ist zu freundlich, Dame, obwohl Oda-sama an dem Angriff auf Herrn Anjo an den Toren von Edo teilgenommen und auch den Ältesten Utani getötet hat.« Katsumata hatte ihr gesagt, es sei sicherer, die Wahrheit zu sagen, wo das möglich war; dann müsse sie sich weniger Lügen merken.
    »Wo ist er jetzt?«
    »Ich bedaure sehr, ich weiß es nicht.«
    »Wie lange möchten Sie bei mir bleiben?«
    »Was mich betrifft, Dame, solange ich kann. Mein Vormund sagte, Kyōto sei gefährlich für mich. Ich kann nicht nach Hause zurückkehren, ich habe das Mißfallen meines Vaters erregt, wie er Ihnen sagte, und Oda-sama das Mißfallen seiner Eltern, meinetwegen, was ich sehr bedaure.«
    Koiko runzelte die Stirn. »Das macht Ihr Leben sehr schwer.«
    »Ja. Karma ist Karma, und was sein wird, wird sein. Obwohl ich für niemanden von Wert und den Bakufu unbekannt bin, hat Sensei Katsumata für mich die Verantwortung übernommen. Er sagte, ich soll Ihnen in allen Dingen gehorchen.«
    »Besser, Sie würden Ihren Eltern gehorchen, Sumomo.«
    »Ja, ich weiß, aber mein Oda-sama verbietet es.«
    Eine gute Antwort, dachte Koiko, die ihren Stolz erkannte. Traurig schaute sie nach dem halb geöffneten Fenster. Gewiß würde diese verbotene Romanze enden wie so viele andere. Im Selbstmord. Zusammen, wenn Sumomo Glück hatte. Oder allein, wenn dieser Oda seinen Eltern gehorchen und eine ihnen genehme Gattin nehmen würde.
    Sie seufzte. Draußen im Garten ging die Dämmerung in Dunkelheit über. Leichter Wind. »Die Blätter flüstern miteinander. Was sagen sie?«
    Sumomo verbarg ihre Überraschung und begann zu lauschen. Schließlich sagte sie: »Es tut mir leid, ich weiß es nicht.«
    »Hören Sie zu, wenn ich fort bin. Es ist wichtig zu wissen, was die Blätter flüstern. Heute nacht werden Sie hierbleiben, Sumomo. Vielleicht werde ich zurückkommen, vielleicht auch nicht. Falls ja, werden wir weiter miteinander

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