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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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zusammen. Oder Sie sterben, wenn er fortgeht, oder Sie gestatten sich zwar, am Leben zu bleiben, sind aber trotzdem tot.«
    »Ich werde nicht zulassen, daß so etwas geschieht, wenn ich erwachsen bin«, hatte Teko ausgerufen, die sie belauscht hatte. »Ich nicht. Sind Sie zu Pudding geworden, Herrin?«
    Koiko hatte gelacht. »Oft, Kind, und du hast eine deiner wichtigsten Lektionen vergessen: deine Ohren zu verschließen, wenn andere sprechen. Ab ins Bett mit dir.«
    War Koikos Kopf wirklich zu Pudding geworden? Ja.
    Als Frau weiß ich, daß Herr Yoshi für sie viel mehr ist als ein Kunde, so sehr sie das auch zu verbergen sucht. Wie wird das enden? Traurig, sehr traurig. Er wird sie nie zu seiner Gattin machen.
    Und ich? Wird es mir genauso ergehen? Ja, ich glaube – was ich Herrn Yoshi gesagt habe, war die Wahrheit: Ich werde keinen anderen Gatten haben als Hiraga. »Es ist die Wahrheit…«, murmelte sie laut.
    Ein Schauder durchlief ihren Körper, als ein neuer frevlerischer Gedanke sie durchlief. Dieses sonno-joi ist dumm! Es ist nur ein Schlagwort. Als ob das irgend etwas verändern würde. Ein paar Führer werden wechseln, das ist alles. Ob die Neuen besser sein werden? Nein, es sei denn, Hiraga ist einer von ihnen, es sei denn Katsumata ist einer von ihnen, aber bedauerlicherweise werden sie nicht so lange leben.
    Warum also ihnen folgen?
    Eine Träne rann über ihre Wange. Weil Hiraga meinen Kopf zu Pudding macht, meine Lenden…
    In der Morgendämmerung glitt Yoshi aus dem Bett und tappte mit geschürzter Yokata durch den äußeren Raum. Sein Atem war in der kalten Luft sichtbar. Koiko regte sich, sah, daß es ihm gutging, und schlummerte wieder ein. Im äußeren Zimmer waren Sumomos Futons und Bettdecken bereits in den Seitenschrank gepackt, der niedrige Tisch zum Frühstück gedeckt und die beiden Kissen sauber angeordnet.
    Draußen war die Kälte beißender. Yoshi trat in Strohsandalen hinaus und ging über die Veranda zur Außentoilette, nickte dem wartenden Diener zu, wählte einen unbesetzten Eimer in der Reihe der Eimer und begann, sich zu erleichtern. Der Strom war stark, und das gefiel ihm. Andere Männer standen neben ihm. Er beachtete sie nicht, und sie beachteten ihn nicht. Müßig lenkte er den Strahl auf den Schwarm der allgegenwärtigen Fliegen, rechnete aber nicht damit, eine von ihnen zu ertränken.
    Als er fertig war, ging er in den anderen Teil und hockte sich über ein freies Loch in der Bank; zu beiden Seiten hockten Männer und einige Frauen, darunter auch Sumomo. In seinem Geist war er allein; seine Ohren, Augen und seine Nase waren fest gegen ihre Gegenwart verschlossen wie die aller anderen gegen seine.
    Diese unerläßliche Fähigkeit wurde von frühester Kindheit an mit äußerster Sorgfalt kultiviert. »Du mußt daran arbeiten wie an nichts anderem, Kleiner, du mußt, sonst wird dein Leben unerträglich sein.« Dies wurde ihm wie jedem anderen Kind eingehämmert. »Hier, wo wir dicht beieinander leben, Kinder, Eltern, Großeltern und Dienerschaft, wo alle Wände aus Papier bestehen, muß die Intimität in deinem Kopf kultiviert werden und kann nur dort bestehen, auch als entscheidende Höflichkeit anderen gegenüber. Nur so kannst du Ruhe bewahren, nur so kannst du zivilisiert sein, nur so kannst du bei Verstand bleiben.«
    Abwesend wedelte er die Fliegen weg. Einmal, als er jung war, hatte er bei zweien oder dreien, die ihn plagten, die Beherrschung verloren und versucht, sie zu erschlagen. Das hatte ihm sofort ein paar Ohrfeigen eingebracht. Seine Wangen brannten vor Schmerz, aber mehr noch vor Scham, weil er seiner Mutter Kummer gemacht und sie gezwungen hatte, ihn zu strafen.
    »Es tut mir so leid, mein Sohn«, hatte sie leise gesagt. »Fliegen sind wie Sonnenaufgang und Sonnenuntergang, nur daß sie eine Qual sein können – wenn du das zuläßt. Du mußt lernen, sie zu mißachten. Jeden Tag mußt du, solange das nötig ist, dastehen und sie über dein Gesicht und deine Hände krabbeln lassen, ohne dich zu rühren. Bis sie zu nichts werden. Fliegen müssen zu nichts werden – benutze deinen Willen, denn dazu hast du ihn bekommen. Sie müssen für dich nichts werden, dann werden sie weder deine noch, was schlimmer ist, die Harmonie anderer zerstören…«
    Jetzt, während er dasaß, spürte er die Fliegen auf Rücken und Gesicht. Sie störten ihn nicht.
    Er war rasch fertig. Das Reispapier war von guter Qualität. Er fühlte sich sehr wohl und lebendig und hielt dem Diener

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