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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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die Hände hin, damit er sie mit Wasser übergoß. Als seine Hände sauber waren, spritzte er sich aus einem anderen Behälter Wasser ins Gesicht, erschauerte, nahm ein kleines Handtuch entgegen, trocknete sich ab und ging zurück auf die Veranda.
    Ringsum regte sich die Herberge, die wenigen Pferde wurden gesattelt und aufgezäumt, Männer, Frauen, Kinder und Träger saßen bereits beim Essen oder brachen zur nächsten Station ihrer Reise nach oder von Kyōto auf. Im Gemeinschaftsbereich in der Nähe des Eingangstors überprüfte Abeh Männer und Ausrüstung. Als er Yoshi sah, kam er zu ihm.
    Weil Leute in der Nähe waren, verbeugte er sich nicht, obwohl es ihm sehr schwerfiel. Seine Uniform war elegant, und er fühlte sich erfrischt. »Guten Morgen.« Es gelang ihm gerade noch, das ›Herr‹ zu unterdrücken. »Wir sind zum Aufbruch bereit, wann immer Sie wollen.«
    »Nach dem Frühstück. Besorgen Sie eine Sänfte für die Dame Koiko.«
    »Sofort. Für Pferde oder Träger?«
    »Pferde.« Yoshi schlenderte zurück zu seinem Zimmer und sagte Koiko, sie werde heute nicht reiten; er werde sehen, wie weit sie kämen, und dann heute abend eine Entscheidung treffen. Sumomo sollte reiten wie gewöhnlich.
    Bis zum Abend hatten sie nur zwei Stationen zurückgelegt.
    Yoshi wählte für die Nacht die Herberge ›Zu den Kranichen‹, weder die beste noch die schlechteste im Dorf Hamamatsu – eine Ansammlung von Häusern und für ihren Saké bekannten Gasthöfen zu beiden Seiten der Tokaidō.
    Nachdem er wie üblich allein gegessen hatte, begab sich Yoshi zu Koiko – wenn sie gemeinsam aßen, nahm Koiko, wie es der Brauch war, fast nichts zu sich, da sie absichtlich vorher gegessen hatte, um sich auf seine Bedürfnisse konzentrieren zu können. Heute abend machte es ihm Freude, eine Partie Go zu spielen. Das war ein kompliziertes Strategiespiel, ähnlich dem Dame-Spiel.
    Beide waren sie gute Spieler, aber Koiko beherrschte das Spiel so virtuos, daß sie fast immer nach Lust und Laune gewinnen oder verlieren konnte. Das machte das Spiel für sie doppelt schwierig. Er hatte ihr befohlen, niemals absichtlich zu verlieren, er selbst aber war ein schlechter Verlierer. Wenn sie am falschen Tag verlor, wurde er mürrisch. Wenn er an einem seiner schlechten Tage siegte, riß ihn das aus seiner schlechten Laune.
    An diesem Abend gewann er. Knapp. »O Herr, du hast mich zerstört!« sagte sie. »Und ich dachte schon, ich hätte dich geschlagen!« Sie befanden sich in ihrem inneren Zimmer und saßen an einem niedrigen Tisch, ihre Beine waren in der kleinen Vertiefung unter dem Tisch, in der ein winziges Holzkohlenbecken stand, eine dicke wattierte Decke war über den Tisch und um sie herum gebreitet und gut festgestopft, um die Zugluft draußen und die Wärme drinnen zu halten. »Ist dir warm genug?«
    »Ja, danke, Koiko. Was machen deine Schmerzen und Beschwerden?«
    »Oh, ich habe keine. Die Masseuse heute abend war sehr gut.« Sie rief laut: »Sumomo, Saké und Tee bitte.«
    Im äußeren Zimmer holte Sumomo die Flasche und die Teekanne aus einem anderen Kohlenbecken, öffnete die Shoji-Tür und brachte sie herein. Sie bediente beide gut, und Koiko nickte zufrieden.
    Er sagte: »Haben Sie die Teezeremonie erlernt, Sumomo?«
    »Ja, Herr«, sagte Sumomo, »aber… aber ich fürchte, daß meine Fähigkeiten bedauerlich unzulänglich sind.«
    »Herr Yoshi ist ein Meister«, sagte Koiko und schlürfte genüßlich den Saké. Ihr Rumpf und ihr Rücken schmerzten von der holprigen Reise in der Sänfte, ihre Schenkel von den zweitägigen Ritten und ihr Kopf von der Anstrengung, zu verlieren, während es so aussah, als begehre sie den Sieg. All das und auch ihre Niedergeschlagenheit darüber, daß sie heute nur so langsam vorangekommen waren, verbarg sie. Ihn hatte das offensichtlich enttäuscht. Aber wir beide wissen, daß es so nicht weitergehen kann, dachte sie dann. Er muß Weiterreisen, und ich werde folgen. Es wird gut tun, eine Weile ohne ihn zu sein. Dieses Leben ist erschöpfend, so wundervoll Yoshi auch sein mag.
    Sie tranken, dann sagte er: »Morgen früh werde ich mit dreißig Mann aufbrechen und dir zehn zurücklassen, die Abeh unterstellt sind. Du wirst mir in aller Ruhe nach Edo folgen.«
    »Natürlich. Gestattest du mir, dir so schnell wie möglich zu folgen?«
    Er lächelte. »Das würde mich erfreuen, aber nur, solange du ohne geistige oder körperliche Beschwerden eintriffst.«
    »Selbst wenn dem so wäre, würde mich dein

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