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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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retten…« Ihre Worte verklangen, und sie sah sich wieder mit dem Messer in der Hand, als er wehrlos war, wie sie heroisch ihre Pflicht tat, herbeistürzte, um ihn zu beschützen, um ihm das Messer zu geben, das sie selbst nicht benutzen konnte, um die Verräterin daran zu hindern, ihn mit dem fliegenden Stahl zu verwunden, wie sie selbst sich als Zielscheibe in seinen Weg geworfen hatte, um sein Leben zu retten, damit er sie belohnen und ihr verzeihen würde, sie hatte sich nichts zuschulden kommen lassen, hatte ihm nur gedient, ihn erfreut, ihn angebetet …
    »Was sollen wir mit ihr machen?« fragte Abeh unbehaglich. Wie alle anderen war er sicher, daß das Shuriken vergiftet war und daß sie sterben würde. Einige Gifte waren grausamer als andere.
    Sie auf den Misthaufen werfen, dachte Yoshi sofort, dessen Magen mit bittersüßer Galle gefüllt war, und sie ihrem Schmerz und den Hunden überlassen. Er machte jetzt ein gequältes Gesicht, da er sah, daß sie noch immer schön war, sogar begehrenswert. Nur ihr leises Stöhnen erinnerte ihn daran, daß eine Zeit zu Ende war.
    Jetzt und für alle Zeit würde er allein sein. Sie hatte sein Vertrauen zerstört. Wenn diese Frau, die er so mit Zuneigung überschüttet hatte, ihn verraten konnte, dann konnte das jeder tun. Nie wieder konnte er einer Frau vertrauen oder so viel mit ihr teilen. Nie wieder. Sie hatte diesen Teil von ihm für immer zerstört. Sein Gesicht verschloß sich. »Werft…«
    Und dann erinnerte er sich an ihre albernen Gedichte und ihre glücklichen Gedichte, an all das Lachen und die Lust, die sie ihm gegeben hatte. Und plötzlich erfüllte ihn ungeheure Traurigkeit über die Grausamkeit des Lebens. Er hatte das Schwert noch in der Hand. Ihr Hals war so schlank. Der Schlag war gnädig.
    »Sonno-joi, eh?« murmelte er, blind über ihren Verlust.
    Verfluchte Shishi, ihre Schuld, daß sie tot ist. Wer hat Sumomo geschickt? Katsumata! Er muß es sein, der gleiche Schwertstreich, die gleiche Arglist! Zweimal haben seine Mordbuben mich fast getötet, ein drittes Mal wird es nicht geben. Ich werde sie auslöschen. Bis ich tot bin, ist Katsumata der Feind, sind alle Shishi Feinde. Verfluchte Shishi – und verfluchte Gai-Jin!
    Eigentlich ist es die Schuld der Gai-Jin. Sie sind eine Plage. Wenn sie nicht wären, wäre all das nicht passiert, es gäbe keine stinkenden Verträge, keine Shishi, kein sonno-joi und kein verdammtes Yokohama.

40
    Yokohama
    Am Nachmittag desselben Tages kam Jamie McFay wutschnaubend aus dem Büro des Yokohama Guardian gestürzt, die neueste Ausgabe der Zeitung unter den Arm geklemmt, und eilte die High Street entlang. Die Brise war salzig und kalt, auf dem Meer schäumten graue Brecher. Ich wünschte bei Gott, Malcolm hätte es mir erzählt, dachte er. Er ist verrückt. Das wird doch Ärger geben.
    »Was ist los?« fragte Lunkchurch, der die zerknitterte Zeitung sah und den Jamies ungewöhnliche Hast neugierig machte. Er war auf dem Weg, sich vor seiner nachmittäglichen Siesta ebenfalls eine Zeitung zu kaufen, und hatte angehalten, um in die Gosse zu urinieren. »He, das Duell steht in der Zeitung, man berichtet darüber, was?«
    »Welches Duell?« versetzte McFay barsch. Es gingen Gerüchte um, es könnte jetzt jeden Tag stattfinden, obwohl bisher noch niemand sein Wissen davon ausgeplaudert hatte, daß es übermorgen, am Mittwoch, so weit war. »Um Himmels willen, hören Sie auf, diesen Unsinn zu verbreiten!«
    »Nichts für ungut, alter Junge.« Der dicke, rotgesichtige Mann knöpfte seine Hose zu und zog den Gürtel über seinen Bauch nach oben, obwohl der gleich wieder runterrutschte. »Na, was ist dann los?« Er tippte auf die Zeitung. »Was hat dieser Scheißnettlesmith denn geschrieben, das Sie so aus der Fassung bringt?«
    »Nur Scheiße«, sagte McFay, der den wirklichen Grund nicht nennen wollte. »In seinem Leitartikel behauptet er, daß die Flotte so ziemlich auf der Höhe ist, die Armee ihre Bajonette schärft und zehntausend Sepoys aus Indien unterwegs sind, um uns zu helfen.«
    »Lauter Unsinn!«
    »Ja. Und dazu kommt noch, daß der verdammte Gouverneur wie üblich Hongkongs Wirtschaft ruiniert. Nettlesmith hat einen Leitartikel aus der Times nachgedruckt, in dem der Plan gepriesen wird, unsere bengalischen Opiumfelder abzufackeln und mit Tee zu bepflanzen, eine Sache, die in ganz Asien Herzanfälle auslösen wird! Diese dummen Bastarde werden uns und die britische Wirtschaft ruinieren. Ich muß gehen, ich sehe

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