Noble House 02 - Gai-Jin
beantwortete und im Gegenzug allerhand erfuhr. »Sein Name ist Saito, Sir William, Familie reich, er hier besuchen, wünschen zu sehen große britische Navy-Schiffe, hören große Geschichten über große britische Navy. Vielleicht Sie und er können machen zusammen, können große Schiffsfabrik machen.«
Das war nicht ganz gelogen. Seit Generationen hatten Akimotos Vorfahren in einem Fischerdorf gelebt, eine von drei dortigen Ashigari-Familien, die als eine Art Polizei für Hiragas Vater gewirkt hatten, das Oberhaupt der nahen Familie im Hirazamurai-Rang. Akimoto selbst hatte sich immer für die See und für Kriegsschiffe interessiert. Hiragas Vater hatte dafür gesorgt, daß Akimoto die Choshu-Samurai-Schule besuchte, und ihm befohlen, alles, was er konnte, von dem holländischen Seemann zu lernen, der der Sensei war, denn bald würde Daimyo Ogama Offiziere als Kapitäne von Choshu-Schiffen und zur Leitung ihrer Marine brauchen.
»Eeee, Vetter«, hatte Akimoto vorgestern gesagt, »ich kann nicht glauben, daß du sie überredet hast, mich in ihre Kriegsgeheimnisse einzuweihen.«
Hiraga seufzte. Er hatte bemerkt, daß alles, was mit ›Geschäften‹ zu tun hatte, bei den Gai-Jin sofort Aufmerksamkeit erregte. Poesie überhaupt nicht, Kalligraphie auch nicht, Schwertschmieden ein wenig, Politik, ja, aber nur, soweit sie den Handel beeinflußte; aber eine Gelegenheit, etwas herzustellen, das man mit Gewinn verkaufen konnte, erbrachte sofortige Resultate. Sie sind schlimmer als reiche Händler! Ihre Nahrung ist Geld.
Letzte Nacht war Akimoto angetrunken gewesen, was bei ihm selten war, und hatte angefangen, über Geld und die Gai-Jin zu reden. »Du hast recht, Hiraga, das ist eines ihrer Geheimnisse: die Anbetung des Geldes. Geld! Wie schlau du warst, das so schnell zu riechen! Sieh dir diesen Hund von einem Shoya an! Sieh, wie er ganz Ohr ist, wenn du anfängst, ihm zu erzählen, was Taira oder dieser andere Gai-Jin-Hund fröhlich über ihre schmutzigen Geschäftsmethoden erzählen und wie sie aus anderen Geld herauspressen, wo sie nur können, und das Profit nennen, als wäre Profit ein sauberes Wort; sie ernähren sich voneinander wie Läuse. Wenn du von Geld redest, holt dann nicht dieser alte Fischkopf von Shoya seinen besten Saké hervor, um dich zu ermutigen, mehr und mehr zu erzählen? Natürlich tut er das. Der ist genau wie sie, er verehrt das Geld, er treibt es von uns Samurai ein und bringt uns jedes Jahr tiefer in Schulden, und dabei produziert er nichts, gar nichts! Wir sollten ihn töten und tun, was Ori sagte, nämlich diese stinkende Jauchegrube verbrennen…«
»Beruhige dich! Was ist denn los?«
»Ich will mich jetzt nicht beruhigen, ich will, daß etwas geschieht, ein Kampf, ein Angriff! Ich bin es müde, herumzusitzen und zu warten.« Akimoto war rot angelaufen, er hatte heftig geatmet, und seine Augen waren nicht nur vom Alkohol blutunterlaufen gewesen. Seine große Faust hatte auf die Tatami geschlagen. »Und ich bin es leid, daß du die ganze Nacht studierst, den Kopf in einem Buch. Wenn du nicht aufpaßt, wirst du dir die Augen und deinen Schwertarm ruinieren, und dann wirst du tot sein. Angriff, dazu sind wir hier – ich will sonno-joi jetzt, nicht später!«
»Ohne Wissen und Geduld… Wie oft muß ich dir das noch sagen? Du wirst allmählich wie Ori oder dieser Narr Shorin; warum hast du’s so eilig, deinen Kopf in die Schlinge zu stecken?«
»Das habe ich nicht, und… Eeee, Hiraga, du hast recht, bitte verzeih mir, aber…« Dann war er verstummt und hatte noch mehr Saké getrunken.
»Was beunruhigt dich denn wirklich? Sag die Wahrheit!«
Akimoto hatte gezögert. »Ich habe von meinem Vater gehört.« Er hatte stockend begonnen, doch bald waren die Worte hervorgeströmt. »Ein Brief kam durch die Mama-san in Kanagawa… dort herrscht Hungersnot im Dorf, in der ganzen Gegend, auch deine Familie leidet, so sehr ich es bedaure, dir das sagen zu müssen. Zwei meiner kleinen Vettern sind gestorben. Drei von meinen Onkeln haben die Samurai-Würde und ihre Schwerter abgegeben – sie haben sie verkauft als Teilzahlung für Schulden beim Geldverleiher, Schwerter, die in Sekigahara benutzt wurden –, um Fischer zu werden, zumindest arbeiten sie für Bootseigner mit den Netzen, von früh bis spät, um ein wenig Bargeld zu bekommen! Tomiko, sie ist die verwitwete Tochter einer Tante, die bei uns lebte, mußte ihr kleines Mädchen an einen Kinderhändler verkaufen. Sie bekam genug, um den
Weitere Kostenlose Bücher