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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Stirn. »Was soll ich tun?«
    Nach einer Ewigkeit – noch immer hallte es in seinen Ohren, und ihm schwirrte der Kopf – murmelte Jamie: »Ich weiß nicht.«
    »Normalerweise würden… würden wir ihn auf See bestatten, man kann ihn nicht aufbewahren… Sie könnten ihn auch an Land beerdigen… was soll ich tun?«
    Jamie starrte ihn mit leeren Augen an. Dann bemerkte er Ah Tok, die neben der Koje hockte, winzig, ein altes Weib jetzt, das auf den Fersen schaukelte und den Mund bewegte, ohne einen Laut herauszubringen. »Ah Tok, nach oben gehen, hier nichts, heya?«
    Sie beobachtete ihn nicht, wiegte sich vor und zurück, bewegte den Mund, antwortete nicht. Er versuchte es noch einmal, aber es half nichts. Er sagte zu Strongbow: »Am besten warten Sie. Ja, warten Sie auf Babcott oder Hoag.«
    Wieder nach oben, wo er neben Angélique niederkniete.
    Noch immer war es dunkel, es dämmerte noch nicht, und sie antwortete ihm nicht, so liebevoll er sie auch ansprach und sagte, wie leid es ihm täte. Einen Moment lang schaute sie auf, ohne ihn zu erkennen, große blaue Augen in ihrem schneeweißen Gesicht, dann kauerte sie sich wieder in den Decken zusammen und starrte auf das Deck, ohne etwas zu sehen.
    »Ich gehe an Land, Angélique, an Land. Verstehen Sie? Es ist… Wir müssen es Sir William sagen, verstehen Sie?« Er sah sie benommen nicken und berührte sie, wie ein Vater es getan hätte. An der Gangway sagte er zu Strongbow: »Setzen Sie die Flagge auf halbmast, alle Mann sollen an Bord bleiben, Ihre Order zum Auslaufen ist aufgehoben. Ich komme zurück, sobald ich kann. Am besten faßt niemand etwas an, bis Babcott oder Hoag eintreffen.«
    Auf dem Weg an Land mußte er sich übergeben, und nun stand er Norbert und Gornt gegenüber. Gornt war sichtlich geschockt. Norberts Augen glitzerten, und durch sein Elend hindurch hörte Jamie ihn sagen: »Malcolm ist tot? Was für ein Tod, um Himmels willen?«
    »Ich weiß nicht«, sagte er mit erstickter Stimme. »Wir haben… wir haben nach Babcott geschickt, aber es sieht aus, als hätte er eine Blutung gehabt. Ich muß gehen und Sir William benachrichtigen.« Er drehte sich um und wollte fort, aber Norberts höhnisches Gelächter ließ ihn innehalten.
    »Soll das heißen, daß der Kerl beim Bumsen gestorben ist? Sozusagen in den Sielen? Ich komme her, um den Burschen umzubringen, aber er ist schon hin, hat sich seinen Weg durchs Perlentor gevögelt? Der alte Brock wird sich totlachen…«
    Blind vor Wut schlug Jamie zu, seine rechte Faust traf Norbert ins Gesicht, ließ ihn taumeln, und sein linker Aufwärtshaken ging ins Leere. Jamie verlor das Gleichgewicht und stürzte auf die Knie. Norbert hatte sich herumgeworfen wie eine Katze und war auf die Füße gesprungen. Er brüllte vor Wut, sein Gesicht war blutig, seine Nase zerquetscht, und er trat heftig nach Jamies Kopf. Die Spitze seines Stiefels verfing sich in Jamies Kragen; das milderte den Aufprall ein wenig und lenkte ihn ab, sonst hätte Norbert ihm den Hals gebrochen. Norbert wischte sich das Blut vom Gesicht, stürzte vor und trat noch einmal wild zu. Doch diesmal war Jamie vorbereitet. Er warf sich auf die Seite, bevor Norbert ihn treffen konnte, und kam auf die Füße, die Fäuste geballt.
    Eine Sekunde lang hoben beide die Fäuste. Ihr Haß betäubte den Schmerz.
    Gornt versuchte sie aufzuhalten, aber im gleichen Augenblick gingen sie aufeinander los, Fäuste, Füße, Finten, Straßentricks, Kniestöße in die Lenden… Sie krallten sich aneinander, rissen an Kleidern und Haaren, taten alles, um den anderen zu zerschmettern. Der Haß von Jahren brach mit überwältigender Wildheit hervor. Sie waren gleich groß, doch Norbert war dreißig Pfund schwerer, zäher und hinterhältiger. Ein Messer erschien in seiner Hand. Sowohl Jamie als auch Gornt schrien auf, als er zustach, sein Ziel verfehlte, erneut zustach, und diesmal war das Messer rot gefärbt. Mit einem Geheul stürzte Norbert vor, um zu verstümmeln, aber nicht zu töten, doch im gleichen Augenblick krachte Jamies Faust auf seinen Nasenrücken und brach ihn. Wimmernd ging Norbert zu Boden und blieb dort, auf Händen und Knien, blind vor Schmerz, besiegt.
    Jamie stand keuchend über ihm. Gornt erwartete, er werde ihm mit einem Tritt in die Lenden und einem weiteren gegen den Kopf den Rest geben und dann vielleicht den Absatz seines Stiefels benutzen, um sein Gesicht für immer zu zertrümmern. Das hätte er getan – kein Gentleman würde ein Messer

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