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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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ziehen oder den Tod eines anderen Mannes, selbst eines Feindes, verhöhnen, dachte Gornt, zufrieden über McFays Sieg.
    Doch Malcolms Tod hatte ihn aus dem Gleichgewicht gebracht. Dies war die einzige Möglichkeit, die er nicht eingeplant hatte, nicht heute. Nun würde er seinen Plan ändern müssen, und zwar schnell. In Gottes Namen, wie? Könnte man diese Schlägerei benutzen, fragte er sich und ging verschiedene Möglichkeiten durch, während er darauf wartete, was Jamie als nächstes tun würde.
    Jetzt, da er gesiegt hatte, verflog Jamies Wut. Seine Brust hob und senkte sich heftig. Blut und Galle füllten seinen Mund. Er spie sie aus. Seit Jahren hatte er sich gewünscht, Norbert zu demütigen, und nun hatte er es getan, hatte jetzt und für immer seine Genugtuung gehabt – und Rache für Malcolm genommen, der absichtlich provoziert worden war.
    »Norbert, Sie Bastard«, krächzte er, erstaunt, wie schrecklich seine Stimme klang, »wenn Sie noch einmal etwas gegen meinen Tai-Pan sagen, bei Gott, irgend etwas, oder wieder hinter seinem Rücken über ihn lachen, dann mache ich Kleinholz aus Ihnen.«
    Er taumelte an Gornt vorbei, in Richtung Pier. Acht oder zehn Meter weiter stolperte er, fiel hin, fluchte und blieb auf Händen und Knien am Boden, die anderen vergessend, erschöpft.
    Blut spuckend kam Norbert zu sich. Seine Nase war zerschmettert, ihm war übel vor Schmerzen und vor Wut über die Niederlage. Und er war starr vor Angst. Der alte Brock wird dir das nie verzeihen, schrie es in ihm, du wirst deinen Bonus verlieren, den er dir versprochen hat, du wirst das Gelächter ganz Asiens sein, geschlagen und zermalmt und für immer gezeichnet von diesem Hurensohn Jamie, der auch nicht annähernd deine Größe hat, ein Struan-Bastard…
    Er spürte, wie ihm jemand beim Aufstehen half. Er zwang sich, die Augen offenzuhalten. Nach Luft ringend sah er, wie McFay in einiger Entfernung auf die Füße taumelte. Er wandte ihm den Rücken zu. Gornt stand halb vor ihm, noch immer die doppelläufigen Duellpistole in der Hand.
    Er war halb verrückt vor Schmerz, und wirre Gedanken schossen ihm durch den Kopf. Auf diese Entfernung kann ich ihn nicht verfehlen, Gornt ist der einzige Zeuge, und bei der Untersuchung werden wir sagen: McFay wollte an die Waffe, Sir William, wir hatten gekämpft, ja, eine Schlägerei, ja, aber er traf mich zuerst, nicht wahr, Edward, sagen Sie die Wahrheit, bei Gott, und dann, es war schrecklich, Euer Ehren, schrecklich war es, irgendwie ging die Waffe los, und der arme Jamie…
    Norbert packte die Pistole.
    »Jamie!« schrie Gornt warnend.
    McFay drehte sich um, erschrak und starrte auf die Waffe, während Norbert höhnisch auflachte und den Abzug betätigte. Doch Gornt war vorbereitet, mit einem weiteren Warnruf lenkte er den Schuß nach oben ab, und nun wandte er Jamie den Rücken zu, verdeckte die Pistole mit seinem Körper, hielt sie mit überraschender Kraft mit beiden Händen fest und tat so, als kämpfe er ein paar Augenblicke mit Norbert um ihren Besitz. Die ganze Zeit starrte er dabei Norbert in die Augen, der entsetzt zurückstarrte. Langsam drehte Gornt den Lauf gegen Norberts Brust und betätigte den zweiten Abzug. Norbert war auf der Stelle tot.
    »Allmächtiger Gott«, ächzte Jamie. Entsetzt torkelte er näher und sank neben dem Leichnam auf die Knie.
    »O Gott, Sir, ich wußte nicht, was ich tun sollte, mein Gott, Sir, Mr. Greyforth wollte Ihnen in den Rücken schießen, und ich habe nur… o mein Gott, Mr. McFay… Sie haben ihn selbst gesehen, nicht, ich habe eine Warnung geschrien, aber… er wollte Ihnen in den Rücken schießen… was sollen wir bloß tun? Er wollte Sie umbringen…« Es war nicht schwierig, McFay zu überzeugen, der benommen davonstolperte, um Hilfe zu holen.
    Nachdem er allein und in Sicherheit war, atmete Gornt erleichtert auf. Er war mit sich zufrieden, entzückt, daß er in Sekundenschnelle erkannt hatte, was Norbert tun würde, und die Gelegenheit beim Schopf gepackt hatte.
    Gornt lächelte schief.
    Perfekte Wahl des Zeitpunkts, perfekter Mord, perfektes Alibi.
    Norbert hatte aus vielen Gründen beseitigt werden müssen. Erstens wäre Norbert vielleicht in der Lage gewesen, ein Teil des Unheils von Brock’s abzuwenden und gegen Struan’s zu lenken. Zweitens hatte der alte Brock Norbert befohlen, Struan umzubringen, und drittens – und das war der wichtigste Grund – war Norbert gewöhnlich, hatte keine Manieren, kein Ehrgefühl und war kein

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