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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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wieder zum ersten Haus in Asien gemacht hätte, um es an den nächsten Tai-Pan zu übergeben, den erstgeborenen Sohn, den sie Dirk nennen würden, den ersten unter vielen Söhnen und Töchtern.
    Wie lange er so dalag, wußte er nicht. Er war voller Selbstvertrauen, hielt die geliebte Angélique in seinen Armen, atmete ihren Atem und war glücklicher, als er es je gewesen war; seine Lippen sagten ihr, daß er sie liebte, und langsam sank er in den Schlaf, fort von der Erinnerung an diesen qualvollen, zuckenden, äußersten Ausbruch von Unsterblichkeit, bei dem er das Gefühl gehabt hatte, er zerreiße ihn.

45
    Mittwoch, 12. Dezember
    Im Grau der Morgendämmerung eilte Jamie McFay von der Drunk-Town-Pier hoch. Schon von weitem sah er Norbert und Gornt im Niemandsland warten und registrierte mechanisch die kleine Tasche in Gornts Hand, die wohl die Duellpistolen enthielt, auf die sie sich geeinigt hatten. Sonst war keine Menschenseele weit und breit zu sehen, und er war auf seinem Weg hierher auch niemandem begegnet bis auf ein paar Betrunkenen, die zusammengekrümmt und schnarchend am Boden lagen. Er hatte sie nicht wahrgenommen. »Tut mir leid«, sagte Jamie atemlos. Wie die beiden anderen trug er Gehrock und Hut gegen die feuchte Morgenluft. »Tut mir leid, daß ich zu spät komme, ich ha…«
    »Wo ist der Tai-Pan aus dem Verdammten Haus?« fragte Norbert grob und reckte das Kinn vor. »Ist er feige oder was?«
    »Lecken Sie mich doch am Arsch!« schnaubte Jamie. Sein Gesicht war so grau wie der Himmel. »Malcolm ist tot, der Tai-Pan ist tot.« Er sah, wie sie ihn mit offenen Mündern anstarrten, und konnte es selbst noch nicht glauben. »Ich komme gerade vom Schiff. Wollte ihn vor der Morgendämmerung abholen, nun ja, sie hatten… er hatte die Nacht an Bord der Prancing Cloud verbracht. Er war…« Ihm fehlten die Worte. Tränen stiegen ihm in die Augen, und er erlebte noch einmal, wie er sich dem Clipper genähert und Strongbow an der Gangway gesehen hatte, bleich und erschrocken. Schon lange, bevor Jamie längsseits gegangen war, hatte er gerufen, der junge Malcolm sei tot, und sie hätten den Kutter nach einem Arzt geschickt, aber, bei Gott, er sei tot.
    Dann war er die Gangway hinaufgestürmt, hatte Angélique bemerkt, die in einer Ecke des Achterdecks kauerte, in Decken gehüllt. Der Erste Offizier stand neben ihr, aber er war an ihnen vorbeigeeilt und hatte gebetet, es möge nicht wahr sein, es möge ein Alptraum sein. Dann war er nach unten gegangen.
    Die Hauptkajüte war hell erleuchtet. Malcolm lag in der Koje, auf dem Rücken. Seine Augen waren geschlossen, sein Gesicht war ganz glatt, sorgenfrei; die Laken waren bis zum Kinn hochgezogen.
    »Es war… es war Chen«, stieß Strongbow gerade hastig hervor, »sein Diener, Jamie, er wollte ihn vor zehn oder fünfzehn Minuten wecken und hat ihn gefunden, Jamie – man kann den Riegel von außen öffnen wie bei den meisten Schiffskajüten. Das tat er, und er dachte, sie schliefen noch. Sie schlief, aber Malcolm nicht; er schüttelte ihn, sah sofort, was los war, wäre selbst fast gestorben. Er rannte heraus und holte mich, und inzwischen war sie aufgewacht. Sie war wach und schrie, das arme Ding, verzweifelt, sie kreischte herzzerreißend, also führte ich sie hinaus und sagte dem Ersten Offizier, daß er sich um sie kümmern soll, und dann ging ich zurück, aber es war kein Irrtum, der arme Kerl, er lag genauso da, wie Sie ihn hier sehen, aber da, schauen Sie… schauen Sie, hier…«
    Zitternd zog Strongbow das Laken weg. Malcolm war nackt. Der untere Teil seines Körpers lag in einer Blutlache. Das Blut war nun getrocknet und verklebt, die Matratze vollgesogen. »Er… er muß eine Blutung gehabt haben. Gott allein weiß warum, aber ich vermute…«
    »Mein Gott«, hatte Jamie gestammelt, war zu einem Stuhl gewankt und hatte geflucht und geflucht und wieder geflucht. Er war wie betäubt. Was zum Teufel soll ich jetzt machen? fragte er sich hilflos.
    Die Stimme Gottes hallte in der Kabine wider und gab ihm Antwort: »Man packt ihn in Eis und schickt ihn nach Hause!«
    Erschrocken sprang er auf die Füße. Strongbow starrte ihn verblüfft an, und Jamie registrierte, daß es der Kapitän war, der ihm geantwortet hatte. Er hatte gar nicht gemerkt, daß er die Frage laut gestellt hatte. »Verdammt, ist das alles, was Sie zu sagen haben, um Gottes willen?« schrie er.
    »Verzeihung, Jamie, ich wollte nicht… ich wollte nicht…« Strongbow wischte sich die

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