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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Befehle erhalte, werde ich meine Flotte so führen, wie ich das für richtig halte. Gute Nacht!«
    Sir William setzte sich wieder an seinen Schreibtisch. Er seufzte, nahm eine Feder zur Hand und schrieb auf das Papier mit seinem Briefkopf:
    Lieber Admiral Ketterer,
vieles von dem, was Sie gestern abend sagten, war richtig. Bitte entschuldigen Sie meinen unbedachten Gebrauch einiger Worte in der Hitze des Augenblicks. Vielleicht könnten Sie so freu ndlich sein, heute nachmittag vorbeizukommen. Sie werden von dem traurigen Tod des jungen Struan gehört haben, der Dr. Babcott zufolge ›eine direkte Folge der Wunden durch den unprovozierten Angriff auf der Tokaidō‹ ist. Ich werde eine weitere Beschwerde ü ber das Hinscheiden dieses ausgezeichneten englischen Gentleman an die Bakufu richten und wäre Ihnen für Ihren Rat, wie man diese formulieren sollte, sehr dankbar. Mit vorzüglicher Hochachtung, Sir, bin ich Ihr ergebenster Diener.
    »Was ich alles für England tue…«, murmelte er und rief dann: »Phillip!« Er unterzeichnete den Brief und streute Puder darauf, um die Tinte zu trocknen.
    »Ja, Sir?«
    »Machen Sie eine Abschrift, und schicken Sie ihn durch einen Boten an Ketterer.«
    »Jamie ist gerade gekommen, Sir.«
    »Schicken Sie Jamie herein.«
    Jamie war übersät mit Prellungen und blauen Flecken, und er trug den Arm in der Schlinge.
    »Jamie, geht es Ihnen besser? Gut. George Babcott hat mir Bericht erstattet.« Er erzählte ihm, was er über Malcolms Leichnam erfahren hatte. »Was meinen Sie?«
    »Wir sollten ihn nach Hongkong heimschicken, Sir.«
    »Gut, das dachte ich auch. Werden Sie die… werden Sie ihn begleiten?«
    »Nein, Sir. Mrs. Struan… ich fürchte, Sie ist mir nicht mehr gewogen, und falls ich zurückginge, würde das eine für sie ohnehin schreckliche Situation noch verschlimmern. Ganz im Vertrauen, ich bin zum Ende dieses Monats entlassen.«
    »Guter Gott, warum?« Sir William war schockiert.
    »Das spielt keine Rolle mehr. Angélique, unsere Mrs. Struan, wird natürlich reisen, und Dr. Hoag – wissen Sie, daß sie sich schließlich doch entschlossen hat, bei uns in ihren alten Zimmern zu bleiben und nicht in der französischen Gesandtschaft?«
    »Gut, ich denke, das wird das beste sein. Wie geht es ihr?«
    »Hoag sagt, es ginge ihr den Umständen entsprechend, was immer das heißen mag, zum Teufel. Wir werden die Prancing Cloud losschicken, sobald Sie und Hoag mir Bescheid geben. Wann wird das wohl sein?«
    »George sagt, daß er die Autopsie heute durchführen und den Totenschein unterschreiben wird. Ich bekomme ihn morgen. Der Clipper könnte morgen auslaufen. Ich weiß aber nicht, ob Angélique einer solchen Reise gewachsen ist.« Sir William sah Jamie scharf an. »Was ist mit ihr?«
    »Ich weiß es nicht, wirklich nicht. Ich habe sie nicht mehr gesehen, seit… seit ich an Bord war. Sie hat nicht mit mir gesprochen, kein einziges Wort, war nicht bei klarem Verstand. Hoag ist noch bei ihr.« Jamie versuchte, seiner Trauer Herr zu werden. »Wir können nur hoffen.«
    »Verdammtes Pech. Ja, zweifellos. Und jetzt zu Norbert. Wir müssen natürlich eine Untersuchung durchführen.«
    »Gut.« Jamie berührte sein Gesicht und verscheuchte eine lästige Fliege, die von dem getrockneten Blut angezogen wurde. »Gornt hat mir das Leben gerettet.«
    »Gut. Er wird eine Belobigung erhalten. Jamie, wenn Sie Struan’s verlassen, was machen Sie dann? Nach Hause gehen?«
    »Hier ist mein Zuhause, hier oder sonstwo in Asien«, sagte Jamie schlicht. »Ich werde… irgendwie werde ich eine eigene Firma gründen.«
    »Gut. Ich würde Sie ungern verlieren. Mein Gott, ich kann mir das Noble House hier ohne Sie gar nicht vorstellen.«
    »Ich auch nicht.«
    Im Laufe des Tages nahm die düstere Stimmung zu. Schock, Wut und Angst – man erinnerte sich an die Tokaidō – vermischten sich mit vielen geflüsterten abfälligen Bemerkungen, deren Adressaten man sorgfältig aussuchen mußte, denn Angel hatte heftige Parteigänger, und jede vulgäre Äußerung und jedes Lachen bedeuteten Respektlosigkeit. Malcolm hatte weniger Glück. Er hatte Feinde, viele freuten sich höhnisch und waren glücklich, daß Dirk Struans Nachkommen von einem weiteren Unfall getroffen worden waren. Die beiden Priester waren, jeder auf seine Weise, zufrieden und erkannten die Vergeltung Gottes.
    »André«, sagte Seratard am Mittagstisch in der Gesandtschaft, an dem als dritter Vervene saß, »hat er ein Testament

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