Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
Vom Netzwerk:
überreizt ist, und das kann ich gut verstehen. Bitte, sagen Sie Sir William und Mr. Skye, sie möchten so bald wie möglich zusammen vorbeikommen, dann werde ich die Angelegenheit formell regeln.«
    »Um Gottes willen, die Familiengruft in Happy Valley ist der Ort, wo sein Großvater, sein Vater, seine Brüder und Schwestern beerdigt sind.«
    »Jamie, ich bin es müde, das zu wiederholen: Bitten Sie Sir William und Mr. Skye, so bald wie möglich herzukommen. Zusammen.«
    Er wußte nicht, was er tun sollte, darum zuckte er hilflos die Achseln und ging hinaus.
    Angélique saß ein paar Minuten ganz still. Das war gar nicht übel, dachte sie, reckte sich, stand auf und ging in ihr eigenes Zimmer hinüber. Dort wählte sie ein frisches Kleid, dunkelgrau und konservativ, und legte es aufs Bett. Der Wind rüttelte an den Fenstern, aber sie fror nicht. Ihr Spiegel lockte sie an. Sie betrachtete sich kritisch und ohne zu lächeln. Was sie sah, gefiel ihr. Und die neue Person, zu der sie geworden war, gefiel ihr ebenfalls. Es war, als probiere sie ein neues Kleid an – nein, eine neue Haut. »Ich hoffe, es ist von Dauer«, sagte sie zu ihrem Spiegelbild. »Wir müssen daran arbeiten, daß es von Dauer ist. Dieses Ich ist besser als das andere.«
    Dann nahm sie den ersten von Tess Struans Briefen zur Hand. Malcolms Brief wollte sie sich bis zuletzt aufheben.
    Sir Williams Miene war versteinert und die von Jamie ebenfalls. Die Ärzte Hoag und Babcott runzelten die Stirn. Skye hatte ein Glitzern in den Augen. Alle saßen auf Stühlen vor Malcolms Schreibtisch. Angélique saß ihnen gegenüber im riesigen Lehnstuhl des Tai-Pan, winzig, aber selbstsicher. Sie trug jetzt ein dunkles Kleid mit dreiviertellangen Ärmeln und rechtwinkligem Ausschnitt, ihr Rücken war gerade, ihre Frisur perfekt. Sie war ungeschminkt und sah irgendwie majestätisch aus. »Übermorgen?« fragte Sir William.
    »Ja«, sagte sie. »Mein Mann sollte aufgebahrt werden, damit die Leute ihm die letzte Ehre erweisen können. Sind nicht drei Tage üblich, Doktor?«
    »Normalerweise ja, Angélique«, sagte Hoag. »Aber wir haben bereits Vorkehrungen zur Konservierung des Leichnams getroffen. Alles wird in Ordnung sein, Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen.« Sanft fügte er hinzu: »Er sollte dort beerdigt werden, wirklich. Darüber sind wir uns alle einig.«
    »Sie haben ihn einbalsamiert? Schon?«
    Die Männer rutschten unbehaglich auf ihren Stühlen herum. Hoag sagte: »Nein, man verwendet Eis, um für die Konservierung zu…«
    »Würde es Ihnen gefallen, in Eis gepackt und nach Hongkong geschickt zu werden wie ein Schafskadaver aus Australien?«
    Die Spannung im Raum stieg an, und die Männer waren noch verlegener als zuvor. Angéliques Stimme blieb ruhig, fest und freundlich, was die anderen zunehmend reizte. Nur in Skyes Augen gewann sie dadurch einen ganz neuen Reiz.
    Sir William räusperte sich. »Das ist nicht der Punkt, Madam. Wir meinen, daß um seinet- und seiner Familie willen eine Beerdigung zu Hause klug wäre.«
    »Er hat seinen Großvater bewundert, nicht wahr?«
    »Ja, das hat er«, sagte Sir William. Plötzlich entspannte er sich und war nicht mehr besorgt, denn nun hatte er die Lösung des Rätsels, was immer sie auch sagen mochte. »Jeder weiß das. Warum?«
    »Malcolm hat viele Male gesagt, er wolle so leben, wie sein Großvater gelebt hat, so in Erinnerung bleiben wie er und bestattet werden wie er. Und so wird es geschehen.«
    »Sehr korrekt und klug.« Scharf fügte Sir William hinzu: »Sein Großvater ist in der Familiengruft auf dem Friedhof in Happy Valley beigesetzt.« Freundlich sagte er dann noch: »Angélique, ich finde auch, daß es mit Malcolm genauso geschehen sollte. Jetzt verstehe i…«
    »Aber Dirk Struan wurde nicht in Hongkong beerdigt«, sagte sie zur Verblüffung der Männer. »Oh, ich weiß, sein Name ist in den Stein gemeißelt, aber er wurde auf See bestattet. Mein Mann wird ebenfalls auf See bestattet werden, auf dieselbe Weise.«
    »Tut mir leid, Angélique, aber Sie irren sich«, sagte Jamie. »Ich war dabei, ich war gerade zu Struan’s gekommen, ein Lehrling im Chinahandel, frisch aus England eingetroffen, und nahm an der Beerdigung teil. Es war eine riesige Sache, ganz Hongkong war da. Es gab sogar eine eigene Prozession in Chinatown, organisiert von Gordon Chen.«
    »Bedaure, Jamie, aber Sie haben unrecht. In der Gruft wurde ein leerer Sarg beigesetzt. Er wurde auf See bestattet, mit seiner Geliebten

Weitere Kostenlose Bücher