Noble House 02 - Gai-Jin
diese dreckigen Gai-Jin mit ihren verlockenden, übelkeitserregenden, ehrfurchtsgebietenden und Gier erzeugenden Ideen. Sie müssen hinausgeworfen werden – sonno-joi, sonno-joi, sonno-joi –, aber noch nicht jetzt. Zuerst ›Massenproduktion‹, die erste, um Gewehre herzustellen.
»Shoya, schicken Sie alle Spione aus für den Fall, daß das Anjos Plan ist.«
»Spione, Otami-sama?«
»Es ist an der Zeit, mit den Spielchen aufzuhören, Shoya«, sagte Hiraga. »Verstehen Sie? Keine Spiele mehr!«
»Ich gehorche in allem, Otami-sama. Wie üblich, wie ich immer…«
»Sie waren sehr gut heute abend, Shoya. Schicken Sie mir sofort Nachricht, wenn Sie irgend etwas über Yoshi oder die Shishi hören, bitte.« Daß Hiraga das ›Bitte‹ anfügte, war ein großes Zugeständnis.
»So geschwind wie der Wind, Herr.«
»Dann gute Nacht – ach, ich bedaure sehr, ich vergaß, da sind noch die Gebühren des Gai-Jin. Er bat mich, Sie daran zu erinnern.«
Dem Shoya krampfte sich der Magen zusammen. Aus dem Ärmel zog er einen kleinen Beutel – es wäre sehr unschicklich gewesen, ihn Jami-sama direkt zu geben. »Hier ist der Gegenwert von anderthalb Koku in Gold-Oban, Otami-sama. Der Rest in zehn Tagen.«
Hiraga zuckte die Achseln und schob den Beutel beiläufig in den eigenen Ärmel, aber das Gewicht und seine Freude darüber erstaunten ihn. »Ich werde es ihm sagen und dafür sorgen, daß er in drei Tagen hier ist.«
»Danke, Otami-sama. Diese Truppenbewegungen – sehr besorgniserregend. Es gibt Krieg. Meine Meister sagen, wenn sie vorher von den Plänen der Gai-Jin unterrichtet werden könnten… sie würden jede Hilfe sehr zu schätzen wissen. Vielleicht kann Ihr Taira-sama…« Hoffnungsvoll ließ er den Namen in der Luft hängen.
Eine weitere Botschaft aus dem obersten Büro in Osaka war heute eingetroffen, dringender als die erste. Als ob ich nicht lesen könnte, dachte der Shoya ärgerlich, als ob ich illoyal wäre. Ich tue alles, was ich kann. Es sind diese beiden verfluchten Mama-sans. Zwei Tage, und noch immer keine Nachricht von ihnen!
Bevor er Raiko und Meikin verließ, hatte er ihnen eingeschärft, ihm alles mitzuteilen, was sie wußten oder herausfinden konnten, und zwar schnell. Sein Zorn begann zu wachsen, nicht nur, weil die beiden Frauen so getan hatten, als wüßten sie nichts, so sehr er ihnen auch schöngetan hatte, obwohl er sicher war, daß sie sich verstellten, sondern auch, weil seine kostbaren Gold-Oban im Ärmel dieses habgierigen Samurai steckten, Gebühren, wie wohlverdient auch immer, für einen ebenso habgierigen Gai-Jin. Und wo werden all meine lieblichen Oban enden? Natürlich in der goldenen Kloake irgendeiner Hure.
»Ich danke Ihnen sehr, Otami-sama«, sagte der Shoya salbungsvoll, als Hiraga ging, und neigte den Kopf auf seine Tatami, um das Knirschen seiner wenigen verbliebenen, abgebrochenen Zähne zu verbergen. Er wollte Hiraga demütigen, ihn schwitzen lassen und ihm ohne jedes Bedauern sagen: Oh, bedaure so sehr, Ihre verstorbene Hure Koiko war in die Intrige verwickelt, ebenso Ihre zukünftige Gattin Sumomo, der ebenfalls der Kopf abgeschlagen wurde, und auch Ihre Shishi-Anhängerin Meikin, Mama-san der wichtigsten Männer in Edo – darunter sogar Gyokoyama-Führer –, wird nicht mehr lange auf dieser Erde weilen, weil wir annehmen, daß Yoshi auch all das weiß.
Und obwohl Sie der klügste Samurai sind, den ich je gekannt habe, sind Sie verdammt, verdammt, verdammt, und doch erwarten meine erlauchten Oberen von mir, daß ich Sie hüte wie einen Schatz und Sie am Leben erhalte. Oh ko!
Heute nacht werde ich mich betrinken, aber erst, wenn ich mir zu der bevorstehenden Gründung der Ryoshi-Joint-u-Ven’shu-Aktiengesellschaft gratuliert habe! Eeee, eine göttergleiche Idee!
Auf dem Heimweg öffnete McFay seinen Gehrock, obwohl die Abendluft kalt war. Ihm war warm. Das Wissen, das er erworben hatte, war beträchtlich, und seine Konzentration hatte seine Sorgen vertrieben. Alles sehr interessant, dachte er, aber keiner von diesen beiden hat irgendeine Vorstellung von den Anfangskosten einer Massenproduktion. Und doch, die Art, wie Nakama gesagt hat, die Gyokoyama könnte Edo kaufen und verkaufen, wenn sie wollte – für den Augenblick habe ich wirklich daran geglaubt. Der Shoya wird sich auf ein gemeinsames Unternehmen einlassen, da bin ich sicher.
Er schritt rasch dahin, grüßte Passanten auf der High Street, ging die Stufen des Struan-Building hinauf und betrat sein
Weitere Kostenlose Bücher