Noble House 02 - Gai-Jin
soll ich ihr dies und alles andere beibringen?«
»Ich weiß es nicht, Edward. Sie werden schon wissen, wie Sie das machen müssen.«
Er stöhnte, erstaunt über ihre Bitterkeit, nein, nicht Bitterkeit, ihre Gerissenheit. Offensichtlich war ihr Ziel, die bestehende Feindschaft zu beseitigen, sich bei Tess in Gunst zu setzen und jeder zivilen oder kriminellen Handlung zuvorzukommen, die eine Mutter wie Tess Struan, zerrissen von ihrem qualvollen Verlust, gegen sie unternehmen könnte und würde – die gegenwärtigen Wetten standen fünf zu eins, daß Tess Struan etwas dergleichen tun, und zwei zu eins, daß sie gewinnen würde.
Ungeachtet dessen könnte diese Strategie Angélique in den Kreis der Gewinner einbeziehen – könnte. Wenn er behutsam vorging, nicht ganz so, wie sie vorgeschlagen hatte, sondern sehr viel subtiler, könnte er tun, was sie wollte, ohne seiner eigenen Position zu schaden, und könnte seinen Handel mit Tess machen, die ihm sicherlich alles geben würde, was er wollte – wenn der Schock über den Tod ihres Sohnes erst nachgelassen hatte und sie die Ungeheuerlichkeiten dessen erkannte, was er anzubieten hatte.
Besser für mich, Angélique von Tess Struans Haken zu lösen, viel besser. Was sollte ich denn dafür verlangen? Ihre Unterschrift, natürlich, aber was noch? Es gibt alle möglichen Schachzüge, die ich…
Angélique griff zur Feder. Ihr Gesicht war ernst, als sie als Zeugin unterschrieb und das Papier auf vorgestern datierte. Schweigend streute sie Sand auf die Unterschrift, blies den überschüssigen Sand weg und legte das Dokument mit noch immer niedergeschlagenen Augen vor ihn hin.
»Wie immer Sie sich entscheiden, dies gehört jetzt Ihnen, kostenlos«, sagte sie, auf sein allseits gerühmtes Ehrgefühl setzend. »Was das übrige betrifft – wenn Sie mir helfen, Edward«, jetzt sah sie zu ihm auf, und etwas in seinem Inneren rührte sich mit köstlichem Prickeln, »dann ist Ihnen meine Dankbarkeit sicher, meine unsterbliche Dankbarkeit, für immer.«
Im Haus des Shoya saß Jamie mit gekreuzten Beinen auf den Tatamis, schuhlos, Hiraga ihm gegenüber. Am Kopfende des Tisches, auf dem Saké und Tee standen, saß der Shoya.
Eine Stunde lang hatte Jamie Fragen beantwortet und gestellt. Hiraga hatte übersetzt, bei unbekannten Wörtern gezögert, weitere Erklärungen verlangt, um genau zu verstehen. Jamie war müde, nicht wegen der hier verbrachten Zeit, die eine faszinierende und willkommene Ablenkung von all seinen anderen Problemen war, sondern weil es für sie keine Lösung zu geben schien. Sir Williams Weigerung, die Bestattung nach ihren Wünschen zuzulassen, hatte ihn aufgebracht, obwohl er sie vollkommen verstand – an seiner Stelle hätte er dasselbe getan. Arme Angélique, armer Malcolm, armes Noble House. Und auch arme, verfluchte Tess.
Jemand muß zurückstecken. Das wird nicht Wee Willie sein. Es muß Angélique sein – weder sie noch sonst jemand kann etwas tun. Ich glaube, diesmal wird sie daran zerbrechen.
So schlicht er konnte, hatte er seine Idee für ein gemeinsames Unternehmen dargelegt, bei dem der Shoya und seine Verbindungsleute die Güter lieferten, auf die sie sich geeinigt hatten, und Jamie das europäische Know-how, mit einer Zahlungsfrist von sechs Monaten, wodurch sie Zeit hätten, die Waren zu verkaufen und das Geld entweder zu vereinnahmen oder neu in massenproduzierte Güter zu investieren, die dann im Rahmen des gemeinsamen Unternehmens importiert werden würden. Das führte zu einer Diskussion von Warenmengen und Methoden der Massenproduktion, die sie alle reich machen konnten.
»Shoya fragt: Was kosten Ihre ›Massenproduktion‹-Maschine?«
»Das hängt davon ab, was die Maschinen herstellen sollen«, sagte Jamie.
»Jami-sama, er fragt Sie, bitte, welche Güter Sie machen, um zu verkaufen in England. Nicht jetzt, in drei Tagen, bitte. Wenn Shoya zustimmen, vielleicht machen Aktiengesellschaft und bringen ›Massenproduktion‹-Maschine nach Nippon.«
Jamie lächelte. »Eine Massenproduktion auf die Beine zu stellen ist am Anfang teuer – man braucht Maschinen und eine Fabrik. Eine solche Art von gemeinsamem Unternehmen hatte ich nicht vorgeschlagen. Ich habe keine Möglichkeit, soviel Geld aufzubringen.«
»Jami-sama, Sie keine Sorgen, keine Sorgen über Geld. Gyokoyama können kaufen-verkaufen Edo, wenn sie wollen.« Hiraga lächelte grimmig, als Jamie blinzelte. »Shoya danken Ihnen, und ich danken Ihnen. Bitte, in drei Tagen Sie
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