Noble House 02 - Gai-Jin
sie mit mehr Schiffen zurückkommt, werden wir sie in der Shimonoseki-Meerenge versenken, Ogama wird das tun, oder anderswo, denn bis dahin werden wir mehr Kanonen und Feuerschiffe haben, und wir werden ihnen niemals gestatten, als Streitmacht zu landen, sie werden nie imstande sein, als Streitmacht zu landen und eine Basis zu errichten, nie wieder. Keine Verträge mehr, um sie zu schützen! Wir schließen unser Land wie früher. Das ist mein Plan«, hatte Anjo triumphierend gesagt. »Ich habe die Verträge zerrissen, wie der Kaiser es wünscht!«
»Sie sind göttergleich, taikō, die Götter werden uns mit einem Göttlichen Wind beschützen«, hatte Zukumara gekichert und sich den Speichel vom Kinn gewischt.
»Die Götter werden uns nicht vor Gai-Jin-Kanonenkugeln beschützen«, hatte Yoshi gesagt, »und auch nicht vor Feuerschiffen. Wenn wir Edo verlieren, verlieren wir unsere Shōgunats-Zitadelle, und dann werden sich alle Daimyos im Lande gegen uns zusammenschließen, um die Beute unter sich aufzuteilen – angeführt von Ogama von Choshu, Sanjiro von Satsuma und Yodo von Tosa. Ohne Edo ist es aus mit unserem Shōgunat, warum könnt ihr das nicht verstehen?«
Anjo hatte sich unter einem neuen Schmerzanfall gewunden und wütend erwidert: »Ich verstehe durchaus, daß Sie meinen, Sie seien der Herr des Landes und Gottes Geschenk an Nippon, aber das sind Sie nicht, das sind Sie nicht, Sie stehen unter meinem Befehl und Kommando, ich bin der taikō, ICH!«
»Sie sind der taikō, und… aber warum haben Sie Schmerzen?« hatte er mit gespielter Sorge gefragt – als sei es ihm gerade erst aufgefallen, da er die Konfrontation beenden wollte. »Wie lange geht das schon so, was sagt der Arzt?«
»Was er sagt? Er…« Wieder hatte Anjo etwas von dem bitteren Kräuterextrakt geschlürft, aber die Medizin linderte seine Schmerzen kaum. Sie waren schlimmer geworden bei diesem neuen chinesischen Arzt, nutzlos wie die anderen, und zwar so sehr, daß er sogar eine heimliche Untersuchung durch den berühmten Doktorriesen von Kanagawa in Erwägung zog. »Kümmern Sie sich nicht um meine Schmerzen. Ich kenne Sie.«
Yoshi hatte Anjos Haß gesehen und gewußt, daß er seiner eigenen Jugend und Kraft galt – der Narr ahnt ja nicht, wie satt ich das Leben habe. »Kann ich…«
»Sie können nichts tun. Wir werden angreifen, wenn ich den Angriff befehle, fertig! Die Zusammenkunft ist beendet.« Damit war Anjo hinausgestürmt, jetzt, da er taikō war, benahm sich Anjo wie ein Tyrann und behandelte alle anderen mit abgrundtiefer Verachtung.
Wütend durchmaß Yoshi die Burg wie ein eingesperrter Tiger. Nach diesem ersten schrecklichen Tag hatte er beschlossen, nicht länger an sie zu denken, aber dennoch tauchte sie von Zeit zu Zeit lächelnd wieder auf. Wütend pflegte er sie zurückzudrängen – jetzt gab es keine Möglichkeit mehr herauszufinden, ob sie wirklich vorgestürzt war, um sein Leben zu retten, wie Abeh ihm versichert hatte. Keine Möglichkeit mehr herauszufinden, warum sie eine Shishi-Mörderin in seinen Haushalt eingeschleust hatte; er wußte nur mit Gewißheit, daß sie eine von Katsumatas Anhängerinnen gewesen war. Und wo ist Katsumata jetzt?
Er hatte bereits Befehl gegeben, ihn aufzutreiben, wo immer er sich aufhielt, und hatte eine hohe Belohnung auf seinen Kopf ausgesetzt. Außerdem hatte er angeordnet, alle Shishi und ihre Beschützer aufzuspüren und zu vernichten. Dann hatte er nach Inejin geschickt, seinem Meisterspion. Der alte Mann war hineingehinkt und hatte sich verneigt.
»Es scheint, Sire, daß die Götter Sie wie einen der Ihren behütet haben.«
»Indem sie zuließen, daß eine Shishi-Mörderin, mit Shuriken bewaffnet, ins innerste Heiligtum meiner Kurtisane eindrang«, hatte Yoshi hervorgestoßen, »und indem sie zuließen, daß meine Kurtisane eine Verräterin und an dem Komplott beteiligt war?«
Inejin hatte den Kopf geschüttelt und gelassen gesagt: »Vielleicht keine Verräterin, Sire, und auch nicht an dem Komplott beteiligt, nur eine Frau. Und was die Shishi angeht, so hat sie nur Ihre Kampffähigkeit geübt, die sich als perfekt erwies – wozu sie ausgebildet wurden.«
Die überlegene Ruhe seines alten Gefolgmannes hatte Yoshis Wut gedämpft. »Nicht perfekt«, hatte er reumütig gesagt, »diese Katze hat mich gekratzt, aber die Wunde heilt.«
»Soll ich Meikin, die Mama-san, hierherbringen, Sire?«
»Bald, aber noch nicht jetzt. Beobachten Sie sie noch?«
»Aus nächster Nähe.
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