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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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bat, um ihm eine wichtige Information zu geben.
    »Nun, Yoshi-donno?«
    »Gestern war ich auf einem der Gai-Jin-Kriegsschiffe, und…«
    »Das weiß ich. Denken Sie, ich sei ein Narr und wisse nicht, worauf Sie hinauswollen? Sie sprachen von medizinischer Information.«
    »Der Gai-Jin-Doktor in Kanagawa. Die Furansu sagten, er habe wunderbare Heilungen vollbracht. Mit Ihrer Erlaubnis lasse ich ihn vorbeibringen.«
    »Dazu brauche ich Sie nicht.« Unter Qualen stützte sich Anjo auf einen Ellbogen. »Warum so besorgt, wo Sie doch nur meinen Tod wollen!«
    »Nicht Ihren Tod, Ihre gute Gesundheit, taikō-donno. Es ist wichtig, daß Sie bei guter Gesundheit sind.« Yoshi mußte sich beherrschen; er verachtete diesen Mann und diesen Raum mit seinem Gestank nach Tod – gleichzeitig fürchtete er, sich verrechnet zu haben. Dies könnte, falls der Kranke den Befehl dazu geben sollte, leicht zur Todesfalle für ihn werden. »Warum krank sein, wenn Sie geheilt werden können? Außerdem wollte ich Ihnen sagen, daß ich vom Schlachtplan der Gai-Jin erfahren habe, nicht auf dem Schiff, sondern erst heute früh.«
    »Was für ein Plan, eh? Wie sind Sie dazu gekommen?«
    »Das spielt keine Rolle, ich kenne ihn, und nun kennen Sie ihn auch.« In großen’ Zügen schilderte er ihm den Plan, und zwar korrekt, ließ aber die zehn Tage Gnadenfrist nach dem Ultimatum weg.
    »Dann müssen wir fort!« Die Stimme wurde schriller. Nervös bewegten sich die Wachen. »Der roju muß sofort heimlich aufbrechen, wir werden… in Hodogaya Wohnung nehmen. Wenn wir in Sicherheit sind, brennen wir die Niederlassung bei Nacht nieder und erwischen sie in ihren Betten. Was für Hunde! Sie verdienen es, übel und ehrlos zu sterben. Wir räuchern sie aus, töten alle, die entkommen, und kehren hierher zurück, wenn die Flotte abgesegelt ist. Im Frühling werden wir vorbereitet sein. Morgen brennen wir Yokohama nieder.« Anjos Augen glitzerten, ein Speichelfaden benetzte sein Kinn. »Sie haben die Ehre, den Angriff zu führen. Organisieren Sie ihn. Sie leiten die Attacke morgen oder übermorgen.«
    Sofort verneigte sich Yoshi. »Ich nehme die Ehre mit Freuden an, aber während ich sie organisiere, denke ich nur an eines: an Ihre Gesundheit. Lassen Sie den Gai-Jin-Doktor kommen, unsere Ärzte sind nutzlos, und die Furansu haben geschworen, der Mann sei ein Wunderheiler. Ich kann ihn schnell und in aller Stille holen, morgen, wenn Sie gestatten. Warum nutzlose Schmerzen leiden? Der Gai-Jin-Doktor wird Sie gesund machen«, behauptete er. »Ein paar zusätzliche Tage werden bei Ihrer weisen Angriffsstrategie keine Rolle spielen. Bis Sie wieder gesund sind und das Kommando übernehmen können, müssen wir die Gai-Jin aus dem Gleichgewicht bringen. Das kann ich tun, während ich den Angriff vorbereite.«
    »Wie?«
    »Indem ich selbst in ihre Falle gehe.«
    »Was?« Anjo machte eine leichte Bewegung, um Yoshi besser zu sehen, mußte sich aber auf die Lippen beißen, um vor Schmerz nicht aufzuschreien.
    »Ich werde riskieren, mich in ihre Macht zu begeben, indem ich mich in Begleitung von nur zwei Wachen mit ihnen treffe. Auf dem Schiff habe ich herausgefunden, daß sie im Begriff sind, sinnlos auf uns einzuschlagen. Das müssen wir um jeden Preis verhindern, t aikō. Sie sind so gefährlich wie ein Rudel verhungernder Haie.« Er sprach mit gut gespielter Aufrichtigkeit, glaubte aber genau das Gegenteil: daß die Gai-Jin zu Verhandlungen und Kompromissen bereit waren und den Krieg eigentlich nicht wollten, solange man sie nicht zu weit trieb… etwa, indem man sie törichterweise angriff.
    »Das wird mein Risiko sein«, sagte er. »Wenn sie mich als Geisel nehmen, wird das alle Daimyos veranlassen, Ihnen zu Hilfe zu eilen, falls sie das nicht tut, macht es auch nichts; in beiden Fällen vergessen Sie, daß ich Geisel bin, und greifen an – all das natürlich mit Ihrer Erlaubnis, taikō.«
    Das Schweigen lastete schwer. Ein weiterer Krampf. Dann nickte Anjo zustimmend und winkte mit der Hand, um ihn zu entlassen. »Holen Sie sofort den Gai-Jin-Doktor, und bereiten Sie sofort den Angriff vor.«
    Yoshi verneigte sich demütig und unterdrückte dabei mühsam einen Freudenschrei.

52
    Freitag, 4. Januar
    Als Yoshi zu Pferde, eine kleine Gefolgschaft anführend, vor dem Tor der Gesandtschaft in Kanagawa erschien, brüllte Pallidar, der befehlshabende Offizier der Ehrenwache: »Prääääsentiert das Geweeehr!« Er salutierte mit seinem Degen. Die Soldaten nahmen die

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