Noble House 02 - Gai-Jin
William trocken gesagt. Seine Informationen waren denen Seratards weit überlegen, denn er hatte viele Stunden damit zugebracht, Nakama nach Einzelheiten über wichtige Herrscher und deren Familien auszufragen, insbesondere über Toranaga Yoshi. »Wir werden tun, was er verlangt. Interessant, daß er auch Ketterer dabei haben will, nicht? Das stinkt. Wir werden mit dem Schiff reisen und ein paar Elitetruppen mitnehmen, die wir als Ehrengarde verkleiden, und die H.M.S. Pearl wird vor der Küste kreuzen.«
»Mon Dieu, argwöhnen Sie eine Falle?«
»Es könnte ein gerissener Schachzug sein, einen Ritter aufs Spiel zu setzen, um unsere Kommandostruktur von Bord zu fegen. Samurai einzuschmuggeln ist leicht – Pallidar sagt, sie hätten sich zu beiden Seiten der Tokaidō eingegraben, von hier nach Hodoyama und darüber hinaus. Ich wittere keine Falle, aber wir werden für alle Fälle gewappnet sein. Keine französischen Truppen, alter Freund. Nein, tut mir leid! Aber warum will er Babcott?«
»Im Namen Frankreichs habe ich vorgeschlagen, daß wir ihnen ein Hospital einrichten, um unsere Bande zu festigen. Er war entzückt… machen Sie sich nichts draus, Sir William, Sie können nicht an alles denken. Wir sprachen über Babcott, der einen gewissen Ruf hat. Vielleicht möchte Yoshi ihn konsultieren.« Seratard hatte keinen Grund gesehen, die Auskünfte zu verheimlichen, die André über die schlechte Gesundheit des taikō eingeholt hatte.
Der japanische Tee wurde im großen Audienzsaal serviert. Sie nahmen so Platz, wie das Protokoll es vorschrieb, und bereiteten sich auf die endlosen Höflichkeiten vor, die sich über eine Stunde hinziehen würden. Bestürzt vernahmen sie nach dem ersten Schluck Tee Yoshis Worte: »Der Grund, warum ich diese vertrauliche Zusammenkunft einberufen habe, mit Hilfe von Serata-donno – natürlich im Namen des taikō und des Ältestenrates –, ist, daß es… an der Zeit ist, in unseren guten Beziehungen Fortschritte zu machen.« Er hielt inne und sagte kurz angebunden zu Tyrer: »Bitte, übersetzen Sie das zuerst, dann werde ich fortfahren.«
Tyrer gehorchte.
»Erstens der Doktor-sama, der Rest unserer Zusammenkunft betrifft ihn nicht.« Yoshi hatte absichtlich die drei Tage gewartet, ehe er sich an den Arzt wandte. Kein Grund zur Eile, hatte er zynisch gedacht, Anjo hat gesagt, er habe es nicht nötig, daß ich das arrangiere, also soll er Schmerzen leiden!
Abrupt verkrampfte sich sein Magen, als er an die unnötigen Risiken dachte, die er eingegangen war, indem er sich Anjos Gnade auslieferte, der von Tag zu Tag unberechenbarer wurde. Dumm, daß ich eingewilligt habe, den Angriff zu führen und zu planen – dieser Teil ist nur allzu leicht zu erledigen –, denn ich werde es tun müssen, wenn es mir nicht gelingt, die Barbaren heute listenreich dazu zu bringen, daß sie das tun, was ich will. »Könnte der Arzt bitte mit mir nach Edo zurückkehren, um einen wichtigen Patienten zu untersuchen, dessen Namen ich nicht nennen darf? Ich garantiere ihm sicheres Geleit.«
Sir William sagte: »Eine wichtige Person wie der Doktor-sama kann zweifellos nicht ohne Eskorte reisen.«
»Ich verstehe das, aber in diesem Falle, es tut mir leid, ist es nicht möglich«, sagte Yoshi. Im Sitzen befand er sich nun auf gleicher Höhe mit allen anderen, bis auf Babcott, und so fühlte er sich wohler. »Ich garantiere ihm sicheres Geleit.«
Sir William tat, als müsse er nachdenken. »George, was meinen Sie dazu?«
Sie hatten diese Möglichkeit bereits besprochen. »Ich würde mich bereiterklären, allein zu gehen, Sir William«, hatte Babcott gesagt. »Einer meiner Assistenten sagte mir, es ginge das Gerücht, daß der taikō krank ist. Es könnte sich um ihn handeln.«
»Mein Gott, wenn Sie diesen Kerl heilen könnten – oder vergiften… ich weiß nicht, was besser wäre. War natürlich ein Scherz.«
»Es ist kein Risiko, nicht für mich. Ich bin nur wertvoll, solange ich lebe, und als Geisel nutzlos. Wenn ich eine sehr wichtige Persönlichkeit heilen könnte, wäre das fabelhaft für uns.«
»Da haben Sie wohl recht. Folgen wir unserem Instinkt. Ach, übrigens, wie ich hörte, hat Angélique Sie gestern konsultiert.«
»Ha! Anscheinend hat die ganze Niederlassung davon gehört, Sie sind der achte, der mich darauf anspricht! Sie war erkältet, bei diesem Wetter ist jeder erkältet, und selbst wenn sie mich aus irgendeinem anderen Grund konsultiert hätte, so wäre das privat, also lassen Sie
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