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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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sich gegenwärtig leisten können. Einhundert Mex oder den Gegenwert in Guineas heute abend, zweihundert morgen, einhundert übermorgen.«
    »Das ist unmöglich.«
    »Alles ist möglich.« Er nahm einen Umschlag aus der Tasche. Der Umschlag enthielt ein einzelnes Blatt Papier, das er sorgfältig entfaltete. Dutzende von Papierfetzchen waren darauf zu einem kompletten, vollkommenen Puzzle zusammengeklebt. Er legte es auf den Tisch, wo sie es nicht erreichen konnte. Sie erkannte die Handschrift ihres Vaters sofort: die zweite Seite, die sie André vor so langer Zeit hatte zerreißen sehen.
    »Können Sie das von da aus lesen?« fragte er leise.
    »Nein.«
    »Ihr liebender Vater schrieb, unterzeichnete und datierte es, und er hoffte, ›daß Du, wie besprochen, durch jedes nur mögliche Mittel eine baldige Verlobung und Heirat herbeiführen kannst. Er ist der große Fang dieser Saison und lebenswichtig für unsere Zukunft, vor allem die Deine. Struan wird Richaud Frères endgültig sanieren. Daß er…‹«
    »Genug, André«, sagte sie ebenso leise. »Die Worte sind mir unauslöschlich ins Gehirn geschrieben. Unauslöschlich. Ich kaufe den Brief, oder soll das eine permanente Drohung sein?«
    »Es ist eine Versicherung«, sagte er, faltete das Papier zusammen und steckte es sorgfältig wieder ein. »Jetzt geht es zurück an einen sicheren Platz, mit Einzelheiten über die Affäre Angélique, für den Fall, daß mir irgend etwas Unangenehmes zustößt.«
    Abrupt lachte sie auf und verwirrte ihn damit. »O André, meinen Sie, ich würde versuchen, Sie umzubringen? Ich?«
    »Der Brief würde jede finanzielle Vereinbarung, die Tess vielleicht anbietet, vielleicht anzubieten gezwungen ist, zunichte machen und Sie auf die Anklagebank bringen.«
    »Wie dumm Sie sind.« Sie nahm ihr Glas, trank von ihrem Champagner, und beunruhigt erkannte er, daß ihre Hand nicht zitterte. Sie beobachtete ihn ruhig, dachte, wie dumm er doch war, dumm, sie wissen zu lassen, was er getan hatte, dumm, sich darüber aufzuregen, daß Hinodeh die Dunkelheit bevorzugte – vielleicht sah er nackt schrecklich aus –, und noch viel dümmer, über den Preis zu lamentieren, wenn sie doch angeblich alles für ihn war. »Ich würde diese Hinodeh gern kennenlernen. Bitte arrangieren Sie das.«
    »Was?«
    Amüsiert über seinen Ausdruck sagte sie: »Was ist daran so seltsam? Ich habe ein Interesse an ihr, ich finanziere schließlich die Liebe Ihres Lebens. Ja?«
    Zittrig stand er auf, ging ans Sideboard und schenkte Brandy ein. »Möchten Sie etwas?«
    »Nein, danke.«
    Wieder setzte er sich ihr gegenüber. Ein Windzug spielte mit der Flamme und ließ ihre Augen glitzern. »Einhundert. Bitte.«
    »Wann höre ich zu zahlen auf, André?« fragte sie, und es klang fast scherzhaft.
    Der Brandy schmeckte besser als der Champagner. »Wenn sie bezahlt ist, bevor Sie abreisen.«
    »Bevor ich abreise? Sie meinen, bis dahin kann ich nicht abreisen?«
    »Wenn sie bezahlt ist, bevor Sie abreisen.«
    Sie runzelte die Stirn, ging zum Schreibtisch hinüber und öffnete eine Seitenschublade. Die kleine Börse enthielt etwa zweihundert Mex in Gold-Obans. »Und wenn kein Geld mehr da ist?«
    »Es wird von Tess kommen, es gibt keine andere Möglichkeit. Sie wird zahlen, irgendwie werden wir dafür sorgen.«
    »›Wir‹?«
    »Ich habe es versprochen«, sagte er. Das Weiß seiner Augen war blutunterlaufen. »Ihre Zukunft ist auch meine Zukunft. Zumindest darüber sind wir uns beide einig.«
    Sie öffnete die Börse und zählte den Inhalt zur Hälfte ab. Dann, ohne zu wissen warum, legte sie alles zurück und reichte ihm die ganze Börse. »Das sind etwa zweihundert Mex«, sagte sie mit einem eigenartigen Lächeln. »À conto.«
    »Ich wünschte, ich könnte Sie verstehen. Früher konnte ich es.«
    »Da war ich ein albernes junges Mädchen, jetzt bin ich das nicht mehr.«
    Er nickte langsam. Dann nahm er den Umschlag heraus und hielt ihn in die Flamme. Sie stieß ein leises Keuchen aus, als eine Ecke Feuer fing. Er legte den Brief in einen Aschenbecher, und zusammen beobachteten sie, wie er verbrannte. Dann zerdrückte er die Asche mit dem Boden seines Glases.
    »Warum?« fragte sie.
    »Weil Sie das mit Hinodeh verstehen. Und weil wir Partner sind, ob es uns nun gefällt oder nicht. Wenn Tess nicht bezahlt, bin ich ein toter Mann.« Er streckte die Hand aus. »Friede?«
    Sie legte ihre Hand in seine und lächelte. »Friede. Danke.«
    Er stand auf. »Ich werde mich besser nach

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