Noble House 02 - Gai-Jin
großen Plan spielen soll. Und er wird nicht nur zurückkehren, sondern allein zurückkehren und seine Frau, Prinzessin Yazu, zurücklassen, damit sie ›in ein paar Tagen folgt‹, was nie geschehen wird, wenn Yoshis Wille sich durchsetzt – nicht nötig, daß die anderen ins Vertrauen gezogen wurden. Nur Ogama.
Nicht einmal Ogama kannte alles, nur den Teil, die Prinzessin im Netz zu fangen und auf ›Wunsch‹ des Kaisers ihre Scheidung zu erwirken. Ogama würde schon dafür sorgen, daß sie kein Problem darstellte, bis sie sicher und dauerhaft neutralisiert war, zufrieden, für alle Zeit innerhalb des Palastsumpfes aus Poesiewettbewerben, Konzertdarbietungen und anderen weltlichen Vergnügungen zu leben. Und mit einem neuen Ehemann. Ogama.
Nein, nicht Ogama, dachte er amüsiert, obwohl ich die Verbindung natürlich vorschlagen werde. Nein, ein anderer, jemand, mit dem sie zufrieden sein wird – der Prinz, dem sie einmal versprochen war und den sie noch immer verehrt. Ogama wird ein feiner Verbündeter sein. In vieler Hinsicht. Bis auch er hinübergeht.
Inzwischen bewache ich noch immer die Tore, wenn auch Ogamas Männer meine Leute kontrollieren, die die Tore hüten. Das spielt keine Rolle. Bald werden wir sie vollständig besitzen, und auch den Sohn des Himmels. Wieder. Werde ich das noch erleben? Falls ja, dann ja, falls nein, dann nicht. Karma.
Koikos Lachen ließ ihn im Innersten erschauern: Ah, Tora-chan, du und dein Karma! Gehetzt sah er sich um. Das Lachen kam aus dem Korridor, vermischt mit Stimmen.
»Sire?«
»Kommen Sie herein.« Er hatte Abeh erkannt.
Abeh trat ein, die Wachen entspannten sich. Bei Abeh war eine der Hausdienerinnen, eine fröhliche Frau mittleren Alters, die ein Tablett mit frischem Tee trug. Beide knieten nieder und verbeugten sich. »Stell das Tablett auf den Tisch«, befahl er. Die Dienerin gehorchte lächelnd, Abeh verharrte kniend an der Tür. Dies waren neue Befehle: Niemand durfte sich Yoshi ohne Erlaubnis weiter als auf zwei Meter Entfernung nähern. »Worüber hast du gelacht?«
Zu seiner Überraschung sagte sie fröhlich: »Über den Gai-Jin, Sire, ich sah ihn im Hof und dachte, er wäre ein Kami – eigentlich zwei, Sire, er und der andere mit den gelben Haaren und den blauen Augen einer Siamkatze. Eeee, Sire, ich mußte lachen. Stellen Sie sich vor, blaue Augen! Der Tee ist von dieser Saison, wie Sie befohlen hatten. Möchten Sie etwas essen?«
»Später«, sagte er und entließ sie. Er fühlte sich ruhiger, ihre warmherzige Natur war ansteckend. »Abeh, sie sind im Hof? Was geht da vor?«
»Bitte verzeihen Sie, Sire, ich weiß es nicht«, sagte Abeh, noch immer wütend, daß Anjo sie gestern alle weggeschickt hatte. »Der Hauptmann der Leibwache des taikō kam vor einem Moment und befahl… und befahl mir, sie nach Kanagawa zurückzubegleiten. Was soll ich tun, Sire? Sie werden sie natürlich vorher sehen wollen.«
»Wo ist taikō Anjo jetzt?«
»Ich weiß nur, daß die beiden Gai-Jin nach Kanagawa zurückgebracht werden sollen, Sire. Ich fragte den Hauptmann, wie die Untersuchung verlaufen sei, und er entgegnete impertinent: ›Was für eine Untersuchung?‹ und ging.«
»Bringen Sie die Gai-Jin her.«
Bald hörte er schwere, fremde Schritte. Ein Klopfen. »Die Gai-Jin, Sire.« Abeh trat beiseite und winkte Babcott und Tyrer herein, kniete nieder und verneigte sich. Die beiden Gai-Jin, unrasiert und sichtlich müde, verneigten sich stehend. Sofort schubste eine der Türwachen Tyrer wütend auf die Knie, worauf er hinfiel.
Der andere Wachmann versuchte dasselbe mit Babcott, doch der Arzt bewegte sich mit für einen so großen Mann unheimlicher Geschwindigkeit, packte den Wächter dicht vor dem Hals bei seiner Kleidung, hob ihn mit einer Hand hoch und schleuderte ihn gegen die steinerne Wand. Einen Augenblick hielt er den Bewußtlosen noch fest, dann ließ er ihn sanft zu Boden gleiten.
In die schockierte Stille hinein sagte Babcott lässig: »Gomen nasai, Yoshi-sama, aber so sollte man mit Gästen nicht umgehen. Phillip, bitte übersetzen Sie das und sagen Sie, daß ich ihn nicht umgebracht habe; allerdings wird der Kerl eine Woche lang Kopfschmerzen haben.«
Die anderen Samurai erwachten aus ihrer Trance und griffen nach ihren Schwertern. »Halt!« befahl Yoshi, wütend auf die Gai-Jin und wütend auf die Wachen. Sie erstarrten.
Phillip Tyrer hatte sich mühsam aufgerappelt, ignorierte den reglosen Wächter und sagte in seinem einfachen, stockenden
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