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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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zurück in die Gegenwart. Seine Welt kam wieder ins Gleichgewicht. Kerzenlicht, Speisetafel, feines Silber, Freunde. Er war sicher in Yokohama, der Chop war bereits aus dem Tresor entfernt und sicher versteckt, ein Brief bereits geschrieben, rückdatiert und gestempelt, in dem die diversen Beweise gegen das wichtigste Aufsichtsratsmitglied erhärtet wurden, ein anderer Brief belegte das heimliche Einverständnis des Vorsitzenden. Ohne diese beiden Männer wird der Aufsichtsrat uns in den Schoß fallen wie eine reife Birne, und sie werden ihrer einzigen Chance zur Rache an Tyler und Morgan Brock nicht widerstehen können. Nicht nötig, Tess Struan zu fürchten. Ich habe sie genauso in der Hand, wie sie meine Zukunft in der Hand hat.
    Ich habe eine Menge, worüber ich froh sein kann. Hier bin ich, siebenundzwanzig Jahre alt, Morgans Kopf ist schon fast im Korb, ich bin Tai-Pan der zukünftigen Firma Rothwell-Gornt, sitze an einer prachtvollen Tafel, die Diener warten auf meine Befehle. Und sie ist da, schön, demnächst reich, und sie liebt mich, so sehr sie das auch zu verbergen sucht. Sie ist meine zukünftige Braut, wie auch immer es ausgehen mag – ein Kind von Malcolm macht den Preis für Tess nur höher, ein üppiger Preis, aber dennoch ein Sonderpreis, den sie mit Freuden bezahlen wird!
    Er brachte im stillen einen Toast aus auf Angélique, auf sich selbst und auf sie beide zusammen, sicher, daß seine Zukunft unbegrenzte Möglichkeiten barg.
    Seine Gäste bemerkten den privaten Trinkspruch nicht, waren zu sehr in ihre Plaudereien und in das Buhlen um Angéliques Aufmerksamkeit vertieft. Zufrieden beobachtete er sie. Vor allem beobachtete er Angélique. Dann klopfte er auf den Tisch.
    »Angélique, meine Herren, ich bitte um Ihre Aufmerksamkeit. Es gibt indische Fleischsuppe mit Curry, gebratenen Fisch mit Zwiebeln und Oliven, eisgekühlten Pouilly Fuisse, Sorbet und Champagner, dann den Braten mit Kartoffeln und St. Emilion – der Koch ›fand‹ ein schönes Stück Struan-Rindfleisch… keine Sorge, Ma’am«, sagte er mit einem Lachen, »es wurde gekauft, nicht gestohlen. Dann Geflügelpastete und zum Schluß die Überraschung aller Überraschungen.«
    »Und was ist das?« fragte Marlowe.
    »Warten Sie ab.« Er sah Angélique an.
    Sie lächelte ihr rätselhaftes Lächeln, das Lächeln, das ihn so sehr erregte, genau wie das der Mona Lisa, das er als Student auf einer Reise nach Paris gesehen hatte – unvergeßlich.
    »Ich glaube, wir müssen unserem Gastgeber vertrauen, Captain«, sagte sie leise. »Meinen Sie nicht?«

55
    Sonntag, 13. Januar
    In der Nacht erwachte Angélique schweißgebadet, zurückversetzt in die Vergangenheit, in die französische Gesandtschaft, die kleinen Flaschen der Mama-san auf dem Nachttisch, eine bereits leer, die andere bereit zum Entkorken und Austrinken, sobald die Krämpfe begannen.
    Nachdem sie festgestellt hatte, daß sie im Bett in ihrer eigenen Suite lag, das Kohlenfeuer noch glühte und ihre Nachtlampe Schatten warf, schwand das Entsetzen, ihr Puls wurde langsamer, und sie wartete auf die Anzeichen. Nichts. Kein Krampf, keine Leibschmerzen. Sie wartete. Noch immer nicht. Gott sei Dank, dachte sie, ich muß geträumt haben. Sie entspannte sich, beobachtete im Halbschlaf das Feuer und sah in den Kohlen gute, glückliche Bilder, die Dächer von Paris bei Sonnenuntergang, eine Sommerlandschaft mit ihrem Traumhaus in der Provence, ihren kleinen Sohn zufrieden schlafend in ihren Armen. »Madonna, bitte, laß es nicht anfangen. Bitte.«
    Gestern nachmittag war Babcott gekommen. »Kam zufällig vorbei und wollte sehen, wie es Ihnen geht.«
    »Sie brauchen mir keine Märchen zu erzählen«, sagte sie scharf. »Dr. Hoag hat heute morgen dasselbe gesagt. Mit genau denselben Worten.«
    »Nur die Ruhe, liebe Angélique, ich bin wirklich zufällig vorbeigekommen, und ich wollte Sie wirklich sehen. Um Sie zu beruhigen.«
    »Ach?«
    »Ja, der alte Hoag sagte, Sie seien ein bißchen reizbar. Mit Recht.« Er nickte lächelnd. »Und ich wollte Ihnen sagen, was er Ihnen nicht sagen konnte, weil Sie ihm keine Zeit dazu ließen, daß es nämlich durchaus möglich ist, daß Ihre Regel sich verzögert und daß Sie leichte Krämpfe haben, die vergehen und nach etwa einem Tag wiederkommen. Oder überhaupt nicht wiederkommen.«
    »Warum seid Ihr Ärzte so klug und wißt doch nichts, zum Beispiel nichts über so einfache Dinge wie eine Schwangerschaft oder keine Schwangerschaft, eine Sache, mit

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