Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
Vom Netzwerk:
kurzer Leitartikel mit dem Versprechen einer Nachmittagsausgabe.
    »Nettlesmith ist da drüben.« Unter einem rohen Schuppendach konnten sie Nettlesmith sehen, der mühsam von Hand die Presse bediente. Seine Drucker sortierten Lettern in Kästen und waren noch immer dabei, aus der Asche zu retten, was zu retten war.
    »Ich hörte, daß Sie einige Dorfbewohner aus einem Gebäude gezogen und gerettet haben.«
    Es fiel Jamie noch immer schwer, klar zu denken. Vage erinnerte er sich, daß er Nemi nicht hatte finden und auch nichts über sie hatte erfahren können, aber an etwas anderes erinnerte er sich nicht. »Ich weiß nicht mehr viel davon, überall herrschte Chaos – andere taten dasselbe oder brachten Leute ins Lazarett…« Vor Erschöpfung war er ganz benommen. »Gestern abend habe ich gehört, Phillip sei umgekommen. Stimmt das?«
    »Ich weiß es nicht. Ich hoffe bei Gott, daß es nicht stimmt, aber ich habe das Gerücht auch gehört.« Laut stieß Sir William die Luft aus. »Ich habe dasselbe gehört, aber ich habe gelernt, Gerüchten zu mißtrauen. Sergejew soll in der Yoshiwara umgekommen sein, und André auch, aber ich habe ihn vorhin gesehen – Sergejew. Am besten sollten wir abwarten.« Er wies auf den Papierbogen. »Kann ich das behalten, Jamie? Danke. Ich habe um halb zehn eine Versammlung einberufen, um darüber zu sprechen, was wir tun sollen. Ich wäre froh, wenn Sie kommen könnten.«
    »Da gibt es nicht viel zu besprechen. Ich bin am Ende.«
    »Es gibt eine Menge zu besprechen, Jamie. Wir haben wirklich großes Glück gehabt. Die Army und die Navy…« Sir William schaute zur Seite und zog den Hut. »Guten Morgen, Miß Maureen.« Sie war noch immer in denselben Kleidern, aber sie lächelte heiter.
    »Guten Morgen, Sir William, freut mich zu sehen, daß Sie und die Gesandtschaft unversehrt sind. Guten Morgen, Liebster.« Ihr Lächeln wurde noch froher. Sie schob ihren Arm durch den von Jamie und versagte es sich, näherzutreten und ihn zu küssen, so gern sie das auch getan hätte – er sah so gut aus mit den versengten Kleidern – nichts, was nicht mit heißer Suppe, heißem Whisky und einem guten Schlaf zu kurieren war.
    Während sie auf der Suche nach ihm unterwegs war, hatten ihr viele Leute erzählt, wie tapfer er in der Nacht gewesen war. Sie hatte den größten Teil der Nacht damit zugebracht, Mrs. Lunkchurch und Mrs. Swann zu beruhigen, das Teufelsgetränk zu verteilen, wie ihre Mutter Alkohol nannte – aber nicht in Gegenwart ihres Vaters –, und Verbrennungen zu versorgen oder Leute zu Hoag oder Babcott zu bringen, die Feldlazarette errichtet hatten. »Du siehst gut aus, Jamie, nur erschöpft.«
    »Nicht mehr als andere.«
    Da er merkte, daß er störte, verabschiedete sich Sir William. »Bis später, Jamie, Miß Maureen.«
    Sie blickten ihm nach. Maureens Nähe tat Jamie wohl. Aber auf einmal war er wieder unglücklich und voller Angst vor der Zukunft, und er drehte sich um und umarmte sie verzweifelt. Glücklich hielt sie ihn.
    Nach einer Weile spürte er, wie sein Verstand und sein Mut zurückkehrten. »Gott segne dich, ich kann es nicht glauben, aber du hast mich wieder lebendig gemacht. Gott segne dich.« Dann erinnerte er sich an Tess und die fünftausend Guineas, die Maureen ihr entlockt hatte, er erinnerte sich, wie Maureen gesagt hatte, morgen werde alles besser sein, und Zuversicht stieg in ihm auf. »Bei Gott, Fünkchen«, sagte er und umarmte sie wieder, »du hast recht. Wir sind am Leben und haben Glück gehabt, und alles wird gut, und das habe ich nur dir zu verdanken.«
    »Nun übertreib nicht, Junge«, sagte sie mit leisem Lächeln, den Kopf an seinen Kopf gelehnt, ohne ihn loszulassen. »Das hat mit mir nichts zu tun.« Es hat mit Gott zu tun, dachte sie, das ist Sein besonderes Geschenk an uns Frauen, wie es Sein Geschenk an die Männer ist, dasselbe zu besonderen Zeiten für Frauen zu tun. »Es ist einfach das Leben.« Sie sagte Leben, hätte aber auch Liebe sagen können, doch das tat sie nicht, obwohl sie vollkommen sicher war, daß es sich eigentlich darum handelte.
    »Ich bin stolz auf dich, Kleines. Du warst großartig gestern nacht.«
    »Ach, aber ich habe doch gar nichts getan. Komm, es ist Zeit für ein Schläfchen, wir haben…«
    »Ich habe keine Zeit zu schlafen, ich muß den Shoya sehen.«
    »Ein Schläfchen vor der Versammlung, und ich wecke dich mit einer Tasse Tee. Du kannst mein Bett benutzen, Albert sagt, es sei unser Zimmer, solange wir wollen, und

Weitere Kostenlose Bücher