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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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ich werde alle anderen hinauswerfen.«
    Er lächelte trotz seiner Erschöpfung und fragte: »Was wirst du tun?« Sie umarmte ihn. »Ich werde deine Hand halten und dir eine Gutenachtgeschichte erzählen. Komm.«
    Tyrer schlug die Augen auf und fand sich in der Hölle wieder. Jeder Knochen schmerzte, jeder Atemzug tat weh, seine Augen brannten, seine Haut war wund. In der beißenden, rauchigen Schwärze sah er körperlose japanische Gesichter, die ihn anstarrten, zwei Gesichter mit verzerrtem Mund und grausamem Lächeln; jeden Augenblick würden sie ihre Heugabeln heben und wieder anfangen, ihn zu quälen. Ein Gesicht kam näher. Er fuhr zurück und stieß einen Schmerzensschrei aus. Durch einen Nebel hörte er Japanisch und dann Englisch.
    »Taira-sama, aufwachen, Sie in Sicherheit!«
    Der Nebel, der seinen Verstand einhüllte, löste sich auf. »Nakama?«
    »Ja. Sie sicher.«
    Jetzt erkannte er, daß das Licht von einer Öllampe kam, sie schienen sich in einer Höhle zu befinden, und Nakama lächelte ihn an. Das andere Gesicht ebenfalls. Saito! Nakamas Vetter, der, der sich für Schiffe interessierte… Nein, das ist nicht Nakama, das ist Hiraga, der Mörder!
    Er fuhr hoch und fiel wieder gegen die Wand des Tunnels zurück. Sein Kopfweh machte ihn für einen Augenblick blind. Dann mußte er husten, Galle und ein fauliger Geschmack nach Rauch ließen ihn würgen. Als der Krampf vergangen war, spürte er eine Tasse, die an seine Lippen gedrückt wurde. Gierig trank er das eisige Wasser und schnappte nach Luft. »Verzeihung«, murmelte er. Wieder wickelte Hiraga die Decke um seinen halb verbrannten Schlafkimono. »Danke.«
    Die Leere in seinem Kopf wich einem Kaleidoskop von Bildern, die in weitere Bilder zerfielen, brennende Wände, Hiraga, der ihn aus einem Feuer zerrte und rannte. Er stürzte und wurde hochgezogen, Teehäuser stürzten rings um ihn ein, Büsche explodierten vor ihren Gesichtern, er bekam keine Luft, er würgte, konnte nicht atmen, und Hiraga schrie: »Schnell, hier entlang… nein, da… nein, zurück, hier entlang…« Er strauchelte, aber er rappelte sich wieder auf, floh hierhin und dorthin, wurde zwischen Feuerwänden hindurchgeführt, Frauen schrien, alles war voller Rauch, und dann waren sie beim Brunnen, das Feuer griff nach ihnen und hatte sie fast erreicht. »Da hinunter, schnell!« Er hatte sich hinuntergebeugt, das Feuer war sengend heiß, unten ein Licht, eine Kugel in der Dunkelheit, Saitos Gesicht, und dann wie ein Blitzstrahl…
    Fujiko!
    »Wo ist Fujiko?« hatte er geschrien.
    Nach Atem ringend rief Hiraga über das Gebrüll der Flammen hinweg: »Schnell, nach unten, sie tot in Zimmer, Fujiko tot, als Sie finden… schnell, oder Sie tot!«
    An diesen Teil erinnerte er sich jetzt deutlich. Er hatte zurücklaufen wollen, das Feuer war schlimmer als zuvor, es war sein sicherer Tod, aber er mußte sie erreichen, um sicher zu sein, und dann lag er flach auf dem Gesicht, er versuchte sich aufzurappeln, die Hitze war ungeheuer, und er wußte nur noch, daß die Kante einer steinharten Hand gegen seinen Hals schlug. »Sie… ich wollte zu ihr, aber Sie hielten mich auf?«
    »Ja. Anders nicht sicher. Fujiko tot, tut mir leid, ich gesehen. Sie tot, und Sie auch tot, wenn zurückgehen, also ich schlagen und tragen hier. Fujiko tot in Zimmer.« Hiraga sagte das mit gepreßter Stimme, noch immer angewidert von Tyrers Dummheit. Er hatte gerade noch Zeit gehabt, sich Tyrer auf die Schulter zu laden und nach unten zu klettern, hätte beinahe den Halt verloren auf dem Weg in die Sicherheit, und nur um Haaresbreite war er selbst dem Tod in den Flammen entronnen. Selbst ein Mann, der vollkommen baka war, dachte er wutschäumend, müßte wissen, daß es keine Chance gab, sie zu finden, wo doch der ganze Garten und die ganze Herberge in Flammen standen, und selbst wenn sie da noch nicht tot gewesen wäre, inzwischen war sie fünfzehnmal tot. »Wenn nicht schlagen, Sie tot. Ist tot besser?«
    »Nein.« Trauer überschwemmte ihn. »Tut mir leid. Ich verdanke Ihnen wieder einmal mein Leben.« Er wischte sich das Gesicht. Fujiko tot, o Gott, o Gott. »Verzeihung, Nak… Verzeihung, Hiraga-sama, wo sind wir?«
    »Tunnel. Nähe ›Drei Karpfen‹. Er macht Biegung, unter Zaun, Graben.« Hiraga wies nach oben. »Es ist jetzt Tag.«
    Unter Schmerzen kam Tyrer auf die Füße. Als er stand, fühlte er sich ein wenig besser. Das Tageslicht im Brunnenschacht wurde von Rauchwolken verdunkelt, aber er konnte sehen,

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