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Noble House 02 - Gai-Jin

Noble House 02 - Gai-Jin

Titel: Noble House 02 - Gai-Jin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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so schönes Bild auf ihrem Bett aus glühenden Kohlen, das ihr wie eine Wiege aus Rubinen erschien, glitzernd und verglühend und wiedergeboren durch den Luftzug.
    Oh, wie traurig, dachte sie, und Tränen stiegen ihr in die Augen, so traurig und doch so schön. Wie friedlich sie daliegen, wie selig, zusammen gestorben. Hand in Hand. Sie müssen sich für den Gifttrank entschieden haben und dafür, zusammen zu gehen. Wie weise.
    Sie wischte sich die Tränen ab und murmelte: »Namu Amida Butsu. Wir lassen sie in Frieden. Ich werde morgen entscheiden, was zu tun ist.« Dann machten sie sich wieder auf den Weg zum Sammelpunkt.
    Plötzlich durchzuckte sie ein Gedanke. Wenn diese beiden Furansu-san und Hinodeh waren, dann mußte der Gai-Jin, der entkommen war, Taira sein. Das ist gut, viel besser als andersrum. Ich verliere eine gute Quelle geheimer Informationen, aber auf lange Sicht gewinne ich mehr. Taira und Fujiko sind gehorsamer und haben eine Zukunft. Wenn ich geschickt mit ihm umgehe, wird Taira leicht André als Informationsquelle ersetzen. Bald werde ich in der Lage sein, direkt mit ihm zu sprechen, sein Japanisch wird von Tag zu Tag besser und ist für einen Gai-Jin schon erstaunlich gut. Ich muß für zusätzliche Lektionen sorgen und ihm politische Ausdrücke beibringen, nicht nur die Sprache der Betten und der Schwimmenden Welt, die alles ist, was Fujiko kennt – und dazu noch mit einem bäuerlichen Akzent. Meine Investition in ihn ist sicherlich langfristig vielversprechender, und…
    Herrin und Diener blieben im selben Moment wie angewurzelt stehen. Sie starrten einander und dann den südlichen Himmel an. Der Wind hatte sich gelegt.

58
    Mittwoch, 16. Januar
    »Yokohama ist erledigt, Sir William«, sagte der General beim ersten Tageslicht mit rauher Stimme. Sie befanden sich auf der Steilküste mit Blick über die Niederlassung, Pallidar war bei ihnen, und alle saßen zu Pferde. Noch immer wehte Rauch zu ihnen herauf. Das Gesicht des Generals war schmutzig, seine Uniform zerrissen, seine Mütze beschädigt und am Rand versengt. »Hielt es für das beste, Sie nach hier oben zu bitten, so bekommen Sie ein besseres Bild, so leid es mir auch tut. Gottes Wille.«
    »Ich wußte, daß es schlimm war, aber das hier…« Sir William beendete den Satz nicht, er war wie betäubt. Keiner von ihnen hatte geschlafen. Alle wirkten müde und erschöpft, ihre Kleider waren versengt und schmutzig. Als die Sonne etwas höher stieg, konnten sie bis Hodogaya an der Tokaidō sehen.
    Die Yoshiwara existierte nicht mehr, ebensowenig das Dorf, der größte Teil von Drunk Town und mehr als die Hälfte der Niederlassung, die Stallungen eingeschlossen. Noch gab es keine bestätigten Verlustzahlen, aber eine Menge Gerüchte, und alle waren schlimm. Noch keine genaue Ursache der Katastrophe. Viele glaubten, es sei Brandstiftung durch die Japaner gewesen, aber durch welche Japaner und auf wessen Befehl, wußte niemand.
    »Werden Sie heute morgen die Evakuierung anordnen?«
    Sir Williams Kopf schmerzte. »Zuerst eine Inspektion. Danke, Thomas. Pallidar, Sie kommen mit mir.« Er gab seinem Pferd die Sporen und ritt den Abhang hinunter. Bei der Gesandtschaft hielt er einen Augenblick an. »Irgendwelche Neuigkeiten, Bertram?«
    »Nein, Sir, noch keine bestätigten Namen oder Zahlen.«
    »Schicken Sie nach dem Dorfältesten, dem Shoya, und bitten Sie ihn, festzustellen, wie hoch seine Verluste sind. Er soll sofort zu mir kommen.«
    »Ich spreche kein Japanisch, Sir William, und Phillip Tyrer ist nicht hier.«
    »Verdammt, dann suchen Sie ihn!« brüllte Sir William, froh über die Gelegenheit, einen Teil seiner angestauten Angst und der Sorge um Tyrer loszuwerden. »Und lernen Sie Japanisch, verdammt noch mal, oder ich kommandiere Sie ab nach Afrika! Holen Sie binnen einer Stunde alle alteingesessenen Händler her… Nein, nicht hierher, der Club ist besser, warten Sie, jetzt ist es zwanzig nach sieben, also um halb zehn, und nehmen Sie um Gottes willen den Finger aus der Nase, und fangen Sie an, Ihren verdammten Kopf zu benutzen!« Idiot, dachte er und trabte davon. Jetzt fühlte er sich wohler.
    Unter dem heller werdenden Himmel waren die Menschen von Yokohama dabei, die Überreste ihrer Häuser zu inspizieren. Zunächst ritt Sir William, von Pallidar eskortiert, die High Street hinunter, grüßte jeden und beantwortete Fragen mit: »Lassen Sie mich zuerst einen Überblick gewinnen. Ich habe um halb zehn eine Versammlung im Club

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